Am 26. Oktober fand im »Schillerhaus« die alljährliche Veranstaltung zum Städtischen Programm »Senioren im Schillerhaus« statt, zu der Vorsitzender Dietrich Bantel 20 Gäste begrüßen konnte.
Bei einer gemütlichen Kaffee und Kuchenrunde erinnerten sich eine Reihe von Stammbesuchern früherer Veranstaltungen, vor allem derjenigen zum Thema »Deutsche Schrift«, die im letzten Jahr großen Anklang gefunden hatte.
Im Mittelpunkt des Nachmittags stand jedoch, wie angekündigt, ein kleiner Diavortrag. D. Bantel ließ mit seinen Dias die Geschichte der St. Peter und Paulskirche und Gemeinde von den frühesten namenlosen merowingischen Tagen im 7. Jahrhundert und dem späteren mutmaßlich großen romanischen Bau (14. Jahrhundert), von dem heute noch der untere Teil des Turms zeugt, Revue passieren. Ferner wurden Dias gezeigt vom gotischen Umbau der Kirche und den Veränderungen im Stil des Barock.
Im Mittelpunkt des kleinen Vortrags stand dann natürlich vor allem der stattliche Neubau im Stile der Neu-Romanik vor 100 Jahren. (Weihe 25.10.1900).
Ausführlich kam die damals vielleicht gut gemeinte aber aus heutiger Sicht absolut unverständliche und intolerante puristische Zerstörung des Wesens der Kirche in den Fünfzigerjahren zur Sprache. Ein wahrer Bildersturrn fegte durch die Kirche.
30 Jahre später schon begann man, die Reinigungsmaßnahmen zu bedauern. Da es sich als unmöglich erwies, die Kirche wieder in ihren einheitlichen Originalzustand zurückzuversetzen, zumal auch die Glasfenster bis auf wenige kleine Überbleibsel in der nördlichen Sakristei herausgerissen und auf die Müllhalde »Zahnberg« verfrachtet worden waren, entschlossen sich die Verantwortlichen in den frühen Achzigerjahren zu einem Kompromiss. Stichwort: Architektonische Bemalung. Einige Dias, die den aktuellen Zustand der Kirche nach der Restaurierung zeigten, beschlossen die Ausführungen.
Hierbei stießen eine Reihe von Detailfotos auf großes Interesse, — so zum Beispiel das mit Sonnenrad und Kreuz die Verschmelzung von Heidentum und Christentum symbolisierende sogenannte »Irische Kreuz«, das, sowie auch Fratzen und Bestien, über welche das nördliche Mittelalter in die Neuromanik unserer Kirche eingeflossen ist. (Über die verschiedenen Kreuzformen ist in absehbarer Zeit ein gesonderter Artikelbeitrag geplant).
Diese wörtlich übernommenen mittelalterlichen Details im Rahmen des sogenannten »Historismus« in der Neuromanik des 19. Jahrhunderts zusammen mit der klaren Basilikaform des Bauwerks, sowie die Verwendung damals moderner Baumaterialien wie Beton sind mit Grund dafür, dass diese Kirche trotz der bleibenden Schäden, die ihr in den 50-er Jahren zugefügt wurden, unter Denkmalschutz gestellt worden ist. Bemerkenswert ist vor allem auch der Turm, der aus der Zeit der Vorgängerkirche noch geostet ist.
Martin Gold hatte gleich zwei Modellbauer ausfindig gemacht, die für diesen SiS-Nachmittag ihre Modelle von der Kirche zur Verfügung stellten. Wir veröffentlichen heute ein Foto, das die beiden so verschiedenen Modelle in einem Bild zeigt. Das linke Modell stammt von Horst Harpeng, Weingartenstraße, das rechte, etwas kleinere von Alois Beck, Mozartweg.

Herrn Becks Modell ist eine hervorragende, äußerst maßstabs‑, form- und detailgetreue Nachbildung der Kirche, die kein Architekturbüro besser machen könnte. Das Modell von Herrn Harpeng ist, trotz der Detailtreue, mehr eine der Kirche frei nachempfundene Schöpfung, die jedoch, obwohl weder in Proportionen noch Farbgebung dem Original entsprechend, sofort als »die Oberkochener Kirche St. Peter und Paul« erkannt wird. Herr Harpeng war so freundlich, uns sein Modell als Leihexponat fürs Heimatmuseum zur Verfügung zu stellen. Es wird seinen Platz neben dem originalen Konstruktions- und Bau-Modell des Turmhelms der Evangelischen Kirche, das 1950 von Franz Brunnhuber gefertigt wurde, in unserer »ökumenischen Museumsecke« im Raum 4 finden.
Herzlichen Dank für das rege Interesse der Besucher, herzlichen Dank für die Mithilfe unserer Vereinsmitglieder bei der Bewirtung der erschienenen Gäste, herzlichen Dank an die beiden Herren, die für diese Veranstaltung ihre Modelle, die sie wie Augäpfel hüten, zur Verfügung stellten, und sehr herzlichen Dank Herrn Harpeng dafür, dass er sein Modell als Leihexponat ins Heimatmuseum gibt.
Dietrich Bantel