Bald kommen sie wieder. Seit ein paar Jahren erst sind sie unter­wegs, immer Ende Oktober. Da klingelt es an der Haustür, und unten stehen dann drei oder vier Jungen oder Mädchen mit aus den Augen glühen­den Rüben­geis­tern in der Hand. Mangels Rüben können es neuer­dings auch Kürbis­geis­ter sein.

Oberkochen

Natür­lich geht man dann hinaus in die Nacht, um die Rüben- und Kürbis-Geister und ‑Geiste­rin­nen gebüh­rend zu ehren etwa so, wie man ja auch die Stern­sin­ger empfängt. Aber es gibt da einen profa­nen Unter­schied, auf den ich später zu sprechen komme. Die Geister stellen sich dann brav in Reih und Glied auf und tragen ein Sprüch­lein vor, das in Oberko­chen so heißt:

Wir sind die Rüben­geis­ter,
und haben einen Meister.
Der Meister hat befoh­len,
wir sollen »etwas« holen.

Es ist dann besser, man frägt nicht nach, was die Rüben­geis­ter unter »etwas« verste­hen, denn da werden die Geister­lein etwas verle­gen. Sie sagen nämlich dann verschämt »ha, Süßig­kei­ten oder so was«. Unter »so was« — habe ich heraus­ge­fun­den — meinen sie, dass das »etwas« auch Geld sein darf — was sicher auf die nachhal­ti­gen und offen­bar erfolg­rei­chen Antisü­ßig­kei­ten­kam­pa­gnen unserer hiesi­gen Zahnärz­te zurück geht. In Ellwan­gen heißt es nämlich am Ende des Sprüch­leins lt. einem Zeitungs­be­richt der Aalener Nachrich­ten vom 5. 11. 1999 nicht:

»wir sollen ‘etwas’ holen«,
sondern:
»wir sollen ‘Süßes’ holen«

Oberko­chen ist hier, wie auf allen Gebie­ten, eben fortschritt­li­cher.
Übrigens ist es eigent­lich ganz schön unfair, wenn Erwach­se­ne, wie ich, nach dem »etwas« fragen, weil wir die Antwort im Voraus ja ganz genau wissen.

Einmal hat es bei uns am 31. Oktober geklin­gelt, da stand dann ganz einsam nur ein einzi­ger wunder­schö­ner Kürbis leuch­tend vor der Tür. Der hat dann lange einen hohen Baumstumpf beim Eingang geziert. Der dazuge­hö­ren­de Geist hat sich aber nicht wieder gezeigt, so dass wir uns ihm nicht erkennt­lich zeigen konnten. Vielleicht hat er erwar­tet, dass wir unsere Gegen­ga­be vor die Tür legen.

Kürzlich hat mich in meiner Funkti­on als Heimat­ver­eins­vor­sit­zen­der mein ehema­li­ger Schüler Reinhard Skusa, frisch­ge­ba­cke­ner Cityma­na­ger der »City of Aalen«, angeru­fen, in der Hoffnung, ich könne ihm weiter­hel­fen. Er plante als eine seiner ersten Aktio­nen in Aalen einen großen Rüben­geis­ter­um­zug, der inzwi­schen auch statt­fand, und wollte den Kindern aus diesem Anlass etwas über den Hinter­grund und die Geschich­te der Rüben­geis­ter erzählen.

Das wusste ich sehr schnell, dass ich nichts weiß.

Viel mehr nämlich als das oben Erwähn­te, und, dass der Brauch meines Wissens auch mit dem neudeut­schen »Hallo­ween«, zu tun hat, jedoch angloirsch-heidni­schen Ursprungs sei, konnte ich ihm nicht berichten.

Aber ich versprach ihm, mich kundig zu machen, und ihm die Ergeb­nis­se durchzugehen.

Ich erinner­te mich sodann noch, dass wir als junge Kerle im Nachkriegs-Stutt­gart, also in der zweiten Hälfte der Vierzi­ger­jah­re, auch einmal den Rüben­geis­ter­fim­mel gehabt haben. Die Eltern hatten uns unter großen Großstadt-Schwie­rig­kei­ten zwei Zucker­rü­ben beigebracht und wir haben leuch­ten­de Rüben­geis­ter geschaf­fen, mit denen wir zu nächt­li­cher Zeit loszo­gen. Aller­dings sind wir nicht auf die Idee gekom­men, von den Leuten Süßig­kei­ten, die es gar nicht gab, oder gar Geld, das es ebenso wenig gab, zu erheischen.

Uns machte es viel mehr Spaß, uns im Finste­ren zu verste­cken und uns auf Menschen­beu­telau­er zu legen. Wenn Leute kamen, erfreu­ten wir diese nicht mit einem artigen Bettel-Sprüch­lein, wie man das heute tut, sondern wir erschreck­ten sie mit unseren glühen­den Geister­f­rat­zen und einem fürch­ter­li­chen Huahua-Geschrei, worauf wir uns alsbald wieder in Sicher­heit brach­ten. Später wird man sehen, dass wir, ohne dessen gewahr zu sein, den Ursprün­gen des Brauchs näher waren, als es die heuti­gen Hollo­wee­ner sind. Aber mehr wusste ich beim besten Willen nicht zum Thema »Rüben­geis­ter«, und auch in meinen zahlrei­chen Lexikas war nicht mehr über den Rüben­geis­ter­brauch heraus­zu­fin­den. Mein riesi­ger Duden von 1969 kennt nicht einmal das Wort.

Da fiel mir mein verehr­ter ehema­li­ger Kolle­ge Rudolf Heller ein, der in solch alten Brauch­tums­fra­gen kundi­ger ist als ich.

Zu meiner Freude bestä­tig­te Herr Heller mir deckungs­gleich alles, was ich gewusst hatte. Auch ihm war aufge­fal­len, dass das Rüben­geis­ter­we­sen erst in den letzten Jahren in dieser »moder­nen« Form eines aufpo­lier­ten und gewinn­brin­gen­den Brauchs als eine Art »Neo-Heische­brauch« aufge­kom­men ist. Außer­dem hatte auch er, wie ich, die kleinen Geister­leins in eine Falle gelockt, indem er sie nach der Darbie­tung des bereits erwähn­ten Sprüch­leins gefragt hatte wer denn ihr »Meister« sei. (Diese olle hinter­lis­ti­ge Frage­rei scheint offen­bar »typisch Lehrer« zu sein). Herr Heller hatte auf diese seine Frage, die ja offen­sicht­lich genau so wie die meine es war, sehr arglis­tig ist, ein etwas peinlich berühr­tes Achsel­zu­cken als Antwort erhal­ten. Auch Herr Heller erinner­te sich, dass er schon in frühen Jugend­jah­ren, — und das ist bei ihm die Zeit vor den Ameri­ka­nern und somit noch eine ganze Porti­on Jahre mehr her als bei mir, — Rüben­geis­ter gefer­tigt und damit seine älteren Mitmen­schen erschreckt hat, ebenfalls, ohne dafür Gebüh­ren zu kassieren.

In meiner andau­ern­den offen­sicht­li­chen Wissens­not kam mir dann Heidrun Heckmann in den Sinn, die auf dem Landrats­amt Aalen im Archiv arbei­tet und zustän­dig ist für die Koordi­na­ti­on der Arbeit sämtli­cher Museen im Ostalb­kreis. Sie hatte in Oberko­chen schon einen vielbe­ach­te­ten Vortrag über »Oster­bräu­che« gehal­ten, und sie müsste vielleicht auch etwas über Rüben­geis­ter wissen, dachte ich.

Tatsäch­lich sagte sie mir, dass sie alles, was sie bislang über Rüben­geis­ter gefun­den habe, in einem Ordner abgehef­tet hat, und sie werde mir das durch­fa­xen. Bereits am nächs­ten Morgen spuck­te mein Fax seiten­wei­se Rüben­geis­ter­be­rich­te aus. Das meiste waren Zeitungs­be­rich­te neueren Datums über Hallo­ween-Rüben­geis­ter-Aktio­nen im Einzugs­be­reich der Aalener Presse, die aber allesamt nichts Neues brach­ten, schon weil ja ein Repor­ter vom andern abschreibt, wenn er etwas nicht weiß. Aber dann quollen da plötz­lich inhalts­träch­ti­ge Blätter aus einem Brauch­tums-Buch aus dem Apparat: Die Seiten 85 bis 91 eines Artikels von John Moore zum Thema »Hallo­ween in den Verei­nig­ten Staaten« (Marina Schein­ost, »Haube, Hausfrau, Hallo­ween« — leben­di­ge Kultur­wis­sen­schaft, Bamber­ger Beiträ­ge zur Volks­kun­de, Band 6, Verlag Franken­schwel­le, Hildburg­hau­sen, 1996).

Dass »Hallo­ween« etwas mit den USA zu tun haben solle, und nicht mit Irland, verblüff­te mich zunächst. Bald jedoch beim Lesen wunder­te ich mich, dass ich nicht von selbst darauf gekom­men war, denn, alles was Mode bei uns wird, kommt ja seit Mitte des letzten Jahrhun­derts aus den USA. Aber den Haupt­grund dafür hätte ich sogar als Schmal­spur-Anglist auch wissen können. Ich werde ihn gleich nennen.

Hier eine Zusam­men­fas­sung der wichtigs­ten Fakten aus dem Artikel Moores, — zum großen Teil in wörtli­chen Zitaten:

Tatsäch­lich hat der Begriff »Hallo­ween« über die ameri­ka­ni­schen Solda­ten Eingang in Deutsch­land gefun­den. Hier und da feiern, so Moore, nun auch schon Deutsche ihre »Hallo­ween-Parties«. Trotz­dem ist nur wenigen Deutschen, aber auch keines­wegs allen Ameri­ka­nern klar, wo die Wurzeln des Festes liegen.

»Hallo­ween« — es muss ja heute alles einen ameri­ka­ni­schen Namen haben, wenn es in den Augen einer bestim­men­den Minder­heit etwas taugen soll — (Die Stadt Wien könnte meines Erach­tens unter diesen Vorzei­chen mit »Hallo Ween« eine erfolg­rei­che Werbe­ak­ti­on starten) — findet in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. Novem­ber statt. Der 1. Novem­ber ist bekannt­lich »Aller­hei­li­gen« — im Engli­schen »All Saints« oder »All Hallows«. (»hallow« ist ein älter-engli­sches Wort für »heilig«, »do hallow« heißt »heili­gen«). Der Abend vor »All Hallows« heißt »Hallow Even«. »Even« ist eine Kurzform von »Everting« = Abend. Die Bezeich­nung »Hallow Evening« hat sich über die Jahrhun­der­te über »Hallow Even« zu der verball­horn­ten Form »Hallo­ween« abgeschliffen.

Obwohl das Fest somit eine vom Chris­ten­tum vorge­ge­be­ne Bezeich­nung trägt, sind dessen Ursprün­ge wesent­lich älter. Sie wurzeln im kelti­schen Neujahrs­fest genannt »Samhain«, das am 1. Novem­ber gefei­ert wurde. Dieses Fest markier­te den Beginn des Winters und stell­te gleich­zei­tig eine Art Ernte­fest dar. In der Nacht vor Samhain galten die Pforten in die »Anders­welt« als geöff­net, wodurch Geist­we­sen und die Seelen der Verstor­be­nen in die Menschen­welt, aber auch Sterb­li­che in die Anders­welt eintre­ten konnten. Wegen der Möglich­keit, von den Seelen der Verstor­be­nen besucht zu werden, war Samhain als Toten­ge­denk­tag sehr bedeu­tend. Erst im 9. Jahrhun­dert, also vor 1200 Jahren, wurde Samhain nach und nach zum »Aller­hei­li­gen­fest« umfunk­tio­niert — vermut­lich, um den heidni­schen Charak­ter des Festtags zu verdrän­gen. Aus eben diesem Grund wurde es auch mehr zu einer Art Ernte — und damit Dankfest, an welchem Früch­te auf den Altar gelegt wurden, unter anderem auch Kürbis­se, natür­lich nicht in schreck­li­cher Geisterform.

In der frühen Kirche wurde das Fest »zu allen Heili­gen« am ersten Sonntag nach Pfings­ten gefei­ert, und es ist bezeich­nend, dass die Bestre­bun­gen, den 1. Novem­ber als Aller­hei­li­gen­fest zu begehen, von den Briti­schen Inseln, der Region mit den stärks­ten kelti­schen Einflüs­sen, ausging.
Das zwar chris­tia­ni­sier­te Fest in seiner älteren Form, jedoch noch mit Dämonen, Hexen und aller­lei Schreck‑, Spuk- und Huahua-Figuren sowie Antiak­tio­nen in Form von Opfer­ga­ben, bestand in Irland bis ins 19. Jahrhun­dert weiter.

In den USA verbrei­te­te sich das Hallo­ween-Fest erst dann merklich, als Mitte des 19. Jahrhun­derts, nach einer furcht­ba­ren Hungers­not in Irland, zahlrei­che irische Einwan­de­rer in die »neue Welt«, das Land der unbegrenz­ten Möglich­kei­ten, kamen und ihre Bräuche mitbrach­ten. Anders als heute war Hallo­ween damals nicht mit Heische­bräu­chen verbun­den. Statt dessen galt die Nacht als »Nacht der Strei­che« was bei uns heute in häufig recht primi­ti­ver Form in der Nacht zum 1. Mai (Walpur­gis­nacht) prakti­ziert wird.

Erst seit den Achtzi­ger­jah­ren des 20. Jahrhun­derts breitet sich unter nordame­ri­ka­ni­schem Einfluss sowohl in den USA als auch in Großbri­tan­ni­en und neuer­dings auch in Deutsch­land in Verbin­dung mit Hallo­ween der sogenann­te Heische­brauch aus, — (heischen, erhei­schen = etwas verlan­gen oder erbit­ten) d. h., die Geister, einst vermummt, erbit­ten vermit­teltst eines Spruchs Spenden und Gaben — im Gegen­satz zu den Stern­sin­gern jedoch zur eigenen Berei­che­rung, nicht für einen karita­ti­ven Zweck. (Die Aalener Nachrich­ten vom 15. Oktober 2000 berich­ten zum ersten Mal, dass Rüben­geis­ter Spenden für eine Schutz­en­gel­ka­pel­le in Neunheim sammeln).

Der Spruch, der in Großbri­tan­ni­en und in Ameri­ka beim »Hallo­ween-Heischen« aufge­sagt wird, und dem unser weiter vorne zitier­ter deutscher Spruch in etwa nachemp­fun­den ist, lautet:

Trick or treat
Smell mir feet
We want something
Good to eat.

»Trick or treat« — Streich oder Spende — heißt frei übersetzt: »Gebt uns was, sonst spielen wir euch einen Streich«. Das heißt, der Heische­brauch ist dort indirekt noch mit Strei­chen verbunden.

In diesem Zusam­men­hang ist in den USA des 19. Jahrhun­derts die Rede vom Aufstel­len von vogel­scheu­chen­ähn­li­chen Figuren, und vor allem dem Brauch, sogenann­te »Jack o’Lan­terns« zu ferti­gen, — das sind ausge­höhl­te zu Fratzen gestal­te­te Kürbis-Later­nen-Köpfe, in denen eine Kerze brennt, deren Schein durch das heraus­ge­schnit­te­ne Gesicht leuch­tet. Mögli­cher­wei­se wurden sie zunächst als leuch­ten­de Köpfe auf die Vogel­scheu­chen-Figuren gesetzt und später als »pars pro toto« — Teil, der das Ganze meint — benützt.

Reinhard Skusa hat sich von einem Gelehr­ten der Univer­si­tät Tübin­gen weissa­gen lassen, dass Hallo­ween-Kürbis­se und Rüben­geis­ter überhaupt nichts mitein­an­der zu tun hätten. Rüben­geis­ter seien einfach die kosten­güns­ti­ge Antwort der ländli­chen Bevöl­ke­rung auf die aufwen­di­gen Later­nen der Stadt­be­woh­ner an St. Martin. Wer’s glaubt .… da fehlt eigent­lich nur noch das »Amen«.

Ich setze ganz unwis­sen­schaft­lich dagegen: »Rübe oder Kürbis« haben nichts mit »kosten­güns­tig« und auch nichts mit Land- oder Stadt­be­völ­ke­rung zu tun. Die Frage ist mit Sicher­heit nur unter einem sehr pragma­ti­schen Aspekt zu sehen, der ausschließ­lich mit der spezi­fisch lokalen Anbau­prio­ri­tät zu sehen ist, und im Zusam­men­hang mit der noch viel prakti­sche­ren Frage, an was der Heische­geis­ter­ma­cher besser rankommt. Und fest steht, dass es »Rüben­geis­ter« schon lange vor dem angeb­li­chen Re-Import der Kürbis­geis­ter aus den USA bei uns gegeben hat.

Das Wort »Rüben­geis­ter« steht ja genau genom­men für beide Geister­sor­ten. Es gibt natür­lich einen Grund, weshalb dieses Wort belieb­ter ist als »Kürbis­geis­ter«: Es klingt geheim­nis­vol­ler, origi­nel­ler und uriger. Was ist schon ein lumpi­ger glatter Kürbis im Gegen­satz zu einer knurfe­li­gen Zucker­rü­be? Ich würde zur Geister­pro­duk­ti­on eine Rübe immer einem Kürbis vorzie­hen. Die Kinder sagen aber ohne mit der Wimper zu zucken: »Wir machen Rüben­geis­ter aus Kürbissen«.

Inter­es­san­ter wäre es indes, heraus­zu­fin­den, ob die Iren den »Jack o’Lan­tern« — Brauch im 19. Jahrhun­dert vielleicht nicht doch schon mitge­bracht haben in die USA, und ob es überhaupt stimmt, dass die ausge­höhl­ten Köpfe eine ameri­ka­ni­sche Erfin­dung sind.

In jedem Fall aber sieht es so aus, als ob zumin­dest in den Staaten zuerst der Kürbis war. Wie war’s zuvor bei uns in Europa?? Stoff für eine nette Doktorarbeit.

In den Staaten nimmt heute die Angst der Eltern in Verbin­dung mit Hallo­ween zu. Es gehen, lt. Moore, Gerüch­te um, denen­zu­fol­ge unlieb­sa­men um Heische­ga­ben bitten­den Kindern vergif­te­te oder mit Rasier­klin­gen durch­setz­te Heische­ga­ben gegeben werden. Kinder dürfen deshalb zuneh­mend nicht mehr bei Nacht loszie­hen, womit dieser Neu-Tradi­ti­on der Teil ihres Charak­ters, der von Dunkel­heit und Ungewiss­heit bestimmt wird, genom­men ist.

Die finste­ren und daher vermeint­lich »heidni­schen« Elemen­te von Hallo­ween führen neuer­dings dazu, dass in den USA vor allem funda­men­ta­lis­ti­sche Chris­ten das Fest bekämp­fen, weil sie in ihm eine Verherr­li­chung des Bösen oder des Teufels sehen. Satans­kult und ähnli­che Bewegungen.

Vor allem die ersten der beiden genann­ten Entwick­lun­gen mag dazu führen, dass das »Fest«, das den wachsen­den Bedürf­nis­sen unserer moder­nen »Spaß- bzw. Fun-Gesell­schaft entspricht, sich mehr und mehr zu einem Fest der Erwach­se­nen entwi­ckelt, zumal ja wohl nicht zufäl­lig gleich­zei­tig das »moder­ne Hexen­we­sen« aufge­kom­men ist, das auch von Erwach­se­nen, bestimmt wird. (Hierzu das ausführ­li­che Buch von Gisela Graichen: »Die neuen Hexen« — Gesprä­che mit Hexen. Hoffmann und Campe, 1986 — ein spannen­des Buch über die »Frauen­power«).

Bei Erwach­se­nen lässt sich Hallo­ween ganz neben­bei natür­lich auch viel gewinn­brin­gen­der vermark­ten als bei Kindern. Die Vermark­tung von Hallo­ween steckt noch in den Kinder­schu­hen. Hexen, Geister und Teufel indes, so wird man bald sehen, lassen sich in unserer sensa­ti­ons­lüs­ter­nen Gesell­schaft sicher hervor­ra­gend vermark­ten. Leider. »Hallo Ween!«

Dietrich Bantel

Rüben — Richtigstellung

Das war schon immer so: Wenn man von der Stadt auf’s Land kommt, dann hat man halt seine Proble­me mit so manchem.

Zum Beispiel mit den Rüben. Es gibt Futter­rü­ben, auch Runkel­rü­ben genannt — so sagte man mir. Die schme­cken nicht gut. Sie schme­cken nur dem Rindvieh.

Runkel­rü­ben, — das sind die Rüben, aus denen man »Rüben­geis­ter« machen kann.
Und dann gibt es Zucker­rü­ben — die sind hart und süß und längli­cher, und aus denen kann man eigent­lich keine Rüben­geis­ter machen. Wenn man die verwech­selt, weil man als Städter den Unter­schied eben nicht so weiß, dann merkt der vom Land gleich: Hoppla, — ein landwirt­schaft­lich und auch sonst Ungebil­de­ter oder eben ein Städter. Als Städter aber gönnt man ja schließ­lich auch den Rindvie­chern süße Zucker­rü­ben. Die lila Schoko­la­den­kü­he, die könnten ja zum Beispiel Zucker­rü­ben und nicht Runkel­rü­ben gefres­sen haben.

Also: In dem Bericht 379 vom 27.10.2000 über die Rüben­geis­ter waren aber natür­lich — oh edle Einfalt, stille Größe — »Runkel­rü­ben« und nicht »Zucker­rü­ben« gemeint.

Wenn wir schon bei den Rüben sind:
Bei den richti­gen Schwa­ben gibt es sowie­so nur Rüben. Zum Beispiel »Gelbe Rüben«, (gäalbe Rieaba) — kleine und große und runde und lange, — das ist der Oberbe­griff für Karot­ten und Möhren und Möhrchen und wer weiß, was sonst noch alles Unschwäbisches.

Oder »Rote Rüben« (raode Rieaba). Ein Schwa­be, der »Rote Beete« oder ähnlich verwerf­lich auswär­ti­ge Wörter benutzt, hat das Privi­leg, sich Schwa­be zu nennen, eigent­lich verwirkt.
»Rübe« ohne Zusatz steht für »Schädel« oder »Kopf«. Aber auch für »Dummkopf«. »Du Rübe«.

Wer was Besse­res weiß, soll sich wehren.

Dietrich Bantel

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