Die 4. Sonder­aus­stel­lung des Heimat­ver­eins im Raum 8 des Heimat­mu­se­ums kam auf Vorschlag unseres aktiven Ausschuss­mit­glie­des StD a. D. Horst Riegel unter dem Thema »Minera­li­en aus aller Welt« zustan­de. Wir sind unserem bewähr­ten Motto » … aus Oberko­che­ner Häusern« treu geblie­ben und haben auf unsere Aufru­fe im Amtsblatt »Bürger und Gemein­de« hin ein lebhaf­tes Echo erfah­ren, das es uns ermög­lich­te, aus den Angebo­ten von 11 Oberko­che­ner Sammlern und Sammlun­gen (Paul und Lydia Abele, Günther Schrei­ber, Theo Stig, Sepp Rosen­ber­ger, Wolfgang Kühnert, Konrad Weber, Harald Wollner, Jürgen Kempf, Chris­ti­na Schnei­der, Dietrich Bantel, Gymna­si­um Oberko­chen, auszuwählen.

Herr Riegel und vor allem Herr Abele, die den Raum 1 des Museums (Geolo­gie unseres Raumes) einge­rich­tet haben, brach­ten ihr enormes Wissen erneut in eine Aktion des Heimat­ver­eins ein. Dafür sei ihnen an dieser Stelle herzlich Dank gesagt.

Herr Riegel war so freund­lich, zu diesem Thema einen Artikel für unsere heimat­kund­li­che Bericht­erstat­tung zu schrei­ben. Auch hierfür herzli­chen Dank.

Dietrich Bantel

Sonder­aus­stel­lung »Minera­li­en«

Zweck­freie Schön­heit
Mit Minera­li­en hatte ich zwar immer wieder einmal zu tun, aber stets nur spora­disch und am Rande meiner sonsti­gen Tätig­kei­ten, so z. B. beim Aufbau einer kleinen Minera­li­en­samm­lung am Gymna­si­um Oberko­chen. Diese Sammlung war der Chemie­samm­lung zugeord­net, und die gab ich ab, sobald das Wachs­tum des Progym­na­si­ums zur Vollan­stalt der Schule einen zweiten Fachkol­le­gen bescher­te. Aber der Aufbau dieser Sammlung vor über dreißig Jahren hatte mir viel Freude gemacht und mich zum Staunen gebracht über die Vielfalt der Formen und die Schön­heit der einzel­nen Exponate.

Alles das wurde bei der Vorbe­rei­tung und der Einrich­tung der Sonder­aus­stel­lung »Minera­li­en aus Oberko­che­ner Häusern« wieder erweckt. Dank der Bereit­schaft einer ganzen Reihe Oberko­che­ner Bürger, sich für ein Jahr von ihren Sammlungs­exem­pla­ren zu trennen, und diese für die Sonder­aus­stel­lung zur Verfü­gung zu stellen, kam ein sehr schöner Überblick über die Zauber­welt Minera­li­en zustan­de. Wenn an irgend­ei­ner Stelle noch Beispie­le fehlten, dann ergänz­te sie Paul Abele aus seiner beson­ders reich­hal­ti­gen Privat­samm­lung. Er brach­te seine große Fachkom­pe­tenz mit in den Aufbau dieser Ausstel­lung ein, ohne ihn wäre ich bei der Beurtei­lung von Wert und Bedeu­tung der einzel­nen Fundstü­cke ziemlich aufge­schmis­sen gewesen.

Die Sonder­aus­stel­lung wurde nicht nach syste­ma­ti­schen Gesichts­punk­ten geord­net. Die Expona­te, die uns ein Sponsor zur Verfü­gung gestellt hat, wurden möglichst beiein­an­der gelas­sen, damit sie nach einem Jahr auch wieder in die richti­ge Vitri­ne zurück­fin­den! So können wir Sandro­sen an drei verschie­de­nen Stellen finden.

Minera­li­en finden sich meist verbor­gen im Gestein. Amethys­te und andere Quarz­kris­tal­le befin­den sich oft in Drusen, in den Hohlräu­men von Gesteins­ku­geln. Auf manchen Minera­li­en­bör­sen werden diese Drusen noch ungeöff­net angebo­ten, dem Käufer wird aber verspro­chen, beim Öffnen behilf­lich sein zu wollen. So weiß dieser dann bald nach dem Kauf, ob er einen Volltref­fer oder eine Niete erwor­ben hat!

Achat­ku­geln entste­hen in ähnli­cher Weise. Sie stammen meist aus Brasi­li­en. Die Kugeln werden in dünne Schei­ben geschnit­ten; diese sind dann trans­pa­rent und enthül­len eine wunder­ba­re Farben­pracht. Wir haben zwölf solcher Schei­ben in einer Türvi­tri­ne ausge­stellt. Die Abbil­dung zeigt sie nur in Schwarzweiß.

Oberkochen

Aus Solnho­fen kommen die Schie­fer­plat­ten mit Dendri­ten. Wer Dendri­ten zum ersten Male sieht, wird sie für fossi­le, farnar­ti­ge Pflan­zen halten. Und doch sind sie rein minera­li­schen Ursprungs. Es handelt sich um Abschei­dun­gen von Mangan­di­oxid oder Eisen­oxi­den. Lösun­gen sind in feine Gesteins­spal­ten einge­drun­gen, und aus ihnen haben sich dann die Minera­li­en abgeschie­den. Wenn Sie Tinte mit einem Lösch­blatt aufsau­gen, erhal­ten Sie ähnli­che Figuren (aus dieser Beobach­tung hat sich zum einen die Papier­chro­ma­to­gra­phie als chemi­sche Analy­se und Trenn­me­tho­de entwi­ckelt zum anderen die Klecks­fi­gu­ren des Rotschach Texts in der Psychologie!).

Während meines Biolo­gie­stu­di­ums in den fünfzi­ger Jahren wurde »Schön­heit« stets als »Mittel zum Zweck« angese­hen, das bei der Werbung und Balz einge­setzt wurde. Das galt sowohl für das Feder­rad des Pfaus wie für das Geweih des Hirsches, aber auch für die verschie­dens­ten Metho­den, den Menschen attrak­ti­ver erschei­nen zu lassen. — Nur der Baseler Zoolo­ge Prof. Adolf Portmann war anderer Ansicht. Er wies auf die Schön­heit von Lebewe­sen aus dem Dunkel der Tiefsee hin, die erst offen­bar wurden, wenn man diese Tiere an die Oberflä­che, ans Licht brach­te. Er sprach von einer Art zweck­frei­er Schön­heit. Und das gilt wohl im gleichen Maße für unsere Mineralien!

Überzeu­gen Sie sich davon!

Horst Riegel

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