Wilhelm Spiegler und das Heimatmuseum
Wir sind natürlich stolz darauf, dass wir zwei »Konstruktionen« von Wilhelm Spiegler als Exponate in unserem Heimatmuseum vorweisen können:
Das erste ist die bereits erwähnte »Spatzenmaschine«. Sie wurde uns von Rosl Unfried zur Verfügung gestellt — eine einfache aus Alu gedrehte Nachkriegsfertigung. Heute kann man sich das kaum vorstellen, dass man ein so einfaches Gerät nach dem 2. Weltkrieg nicht kaufen konnte und die Spiegler’sche Fertigung im wahrsten Sinne Gold wert war.

Dennoch muss erwähnt werden, dass ein urschwäbischer Vor-Heiratstest darin besteht, zu überprüfen, ob die Auserwählte »Spatzen« auf dem Spatzenbrettle mit dem Spatzenschaber/Messer von Hand zu schaben in der Lage ist. Die »Spatzen« müssen hierbei dünn und möglichst gleichmäßig ins kochende Wasser geschabt werden. In dieser Weise geformt rangieren »Spatzen« an vorderster Stelle des Stolzes der schwäbischen Hausfrau. Zumindest muss die Auserwählte vor der Ehe einmal unter Beweis gestellt haben, dass sie Spatzen schaben kann, denn: »Spätzle« mit der Maschine zu pressen geht im Grunde genommen gegen den Adel der Persönlichkeit von eingeborenen Schwaben.
Das zweite Exponat ist ein »Feuerzeug«. Es stammt aus dem Besitz des 1996 verstorbenen Hans Gold/Schmidjörgle. Auch Streichhölzer waren nach dem Krieg Mangelware. Da es aber schnell wieder Strom gab, kam Wilhelm Spiegler auf die Idee, nach dem Prinzip des Zigarrenanzünders, den es schon vor dem Krieg in gehobenen Automobilen gab, ein elektrisches Feuerzeug zu konstruieren — eine mit Holz isolierte Heizspirale, die zu glühen beginnt, wenn man sie in die Steckdose steckt. Mit der glühenden Spirale konnte dann ein Papier entflammt werden.
Die Spiegler’sche Konstruktion wurde bald plagiiert; neben seinem Original-Feuerzeug liegt rechts im Foto ein perfektionierter Nachbau.
Für das hervorragende Foto danken wir Rolf Stelzenmüller, der es speziell für diesen Bericht fertigte.
Abschließend veröffentlichen wir ein kleines Oberkochen-Gedicht aus unbekannter Feder. Es belegt sehr anschaulich, wie jemand, dem Oberkochen ans Herz gewachsen ist, für diesen Ort empfindet, wenn man nicht mehr in ihm lebt und unsere herrliche Umgebung nicht mehr hat, wird klar, was man verloren hat.
In einem Brief, den ich Mitte Juni erhielt, schrieb mir Frau Spiegler: Nun habe ich noch ein Gedicht für Sie abgeschrieben, das ich vor 60 Jahren las und meiner Mutter nach Berlin schickte. Mit ihren Erinnerungsstücken kam auch dieses Gedicht wieder zu mir zurück. Meine Mutter, die im östlichen Teil meiner Heimatstadt Berlin wohnte, ist seit 36 Jahren tot.
Dietrich Bantel

Erinnerung an Oberkochen
Wie könnt’ ich dein vergessen, mein schönes Kochertal?
Wie sollt’ ich euch nicht lieben, ihr Berge allzumal?
Wie steht ihr doch so herrlich, so majestätisch da;
mit eurem Haupt den Wolken, dem Himmelszelt so nah.
Ein grüner Blättermantel ist euer Sommerkleid,
darum von Ährenfeldern ein gold’ner Saum sich reiht.
Zu euren Füßen tragt ihr den Eisenschienendamm,
darauf die Feuerwagen ziehn rastlos ihre Bahn.
Im Wiesengrunde rauschet durch blumenreiche Au’n
ein Bächlein hell und munter, gar lieblich anzuschau’n.
Wie oft hab ich vernommen vom Turm den Glockenschall.
Die Bergeshalde sandte zurück den Widerhall.
Ein Felsenkreuz steht oben auf hoher Waldeszinn,
es schaut mit stillem Ernste auf’s schmucke Dörflein hin.
Das Bild so hold, so lieblich, so freundlich und so schön,
wird eingeprägt dem Geiste mir stets vor Augen stehn.