Ehe wir unseren Bericht Nr. 36, der wieder­um von unserer BuG-Leserin aus Itali­en stammt, veröf­fent­li­chen, möchten wir uns für eine ganze Reihe von Gegen­stän­den bedan­ken, die uns in letzter Zeit im Hinblick auf unsere heimat­kund­li­che Sammlung, die wir schon jetzt im Hinblick auf ein späte­res Heimat­mu­se­um begin­nen, überlas­sen wurden:

  1. Herrn Hans Gold (Murks­le) für ein altes Heimat­büch­lein über unseren Raum.
  2. Herrn Ludwig Gold (Herren­berg) für einen Holzpflug, eine Holzga­bel und einen Pantscher.
  3. Frau Anni Posmik für eine Reihe von landwirt­schaft­li­chen Geräten und einen gußei­ser­nen Kessel.
  4. Einem Gönner Wilhelm Klopfer aus Ebnat für eine Rüben­müh­le und eine Putzmühle.
  5. Herrn Dr. Arthur Mez für die Überlas­sung weite­rer heimat­kund­li­cher Literatur.
  6. Ein alter Mehlsack mit der Aufschrift »Karl Elser — Oberko­chen« gelang­te auf nicht einfa­chen Wegen in unseren Besitz.

Als die Ameri­ka­ner nach Oberko­chen kamen

Angst vor den Ameri­ka­nern, den Siegern eines für Deutsch­land verlo­re­nen Krieges, hatte man eigent­lich nicht — jeden­falls hat sich mir, dem Kind, keine Angst mitge­teilt. Eher schon war man neugierig.

Vor unserem Haus war ein Garten, dann kam die damals noch ungeteer­te Dreis­sen­tal­stra­ße und dann kam der Golden­bau­er-Acker. Daneben, dem Dorf zu, war das Bäuerle-Haus (Fam. Günther und seit neues­tem Hausmann). Auf unserer Seite gab es auch nach oben ein paar Häuser: Hausmann und nach dem Trans­for­ma­to­ren­häus­chen die zwei hinter­ein­an­der­ste­hen­den Wingert-Häuser, die dann bereits in den 50iger-Jahren den Fabrik­neu­bau­ten der Firma Zeiss gewichen sind. Auf der anderen Seite der Straße waren nur Wiesen und Äcker.

Eines Morgens, wohl schon am zweiten Tag nach Kriegs­en­de, füllte sich der Golden­bau­er-Acker mit Fahrzeu­gen. Schräg durch den Vorhang beobach­te­ten wir, was da alles vorfuhr: Jeeps und Laster, Motor­rä­der und Motor­rä­der mit Seiten­wa­gen. Grün und grünblau waren alle Fahrzeu­ge ebenso wie die vielen Solda­ten, die ihnen entstie­gen. Es war noch sehr früh am Morgen und frisch, alles dampf­te und glänz­te im Tau bei den ersten Sonnen­strah­len. Gegen 9 Uhr wird es gewesen sein als zwei Solda­ten auf unser Haus zu und dann in die Küche herein kamen. Der eine las etwas vor und bedeu­te­te dann meiner Mutter, daß wir das Haus zu verlas­sen hätten. Auf der Küchen­uhr zeigte er ihr, daß wir um 11 Uhr weg sein müssen.

Das war natür­lich schon eine Aufre­gung: in nur zwei Stunden das Haus verlas­sen, — wohin, was mitneh­men, wie trans­por­tie­ren und überhaupt! Eine Cousi­ne meiner Mutter, die aus Stutt­gart im oberen Dreißen­tal evaku­iert war, kam vorbei und half ihr die Betten abzuzie­hen und auf dem Leiter­wa­gen verstau­en. Was noch alles auf dem Leiter­wa­gen war, weiß ich auch nicht, aber zuoberst saßen mein Bruder Herbert und ich als wir pünkt­lich um 11 Uhr zur Oma ins Hasen­gäss­le fuhren.

In den Tagen darauf ist man oft unauf­fäl­lig am Haus vorbei­be­gan­gen um zu sehen was sich tut, aber es sah verlas­sen aus und auch die vielen Fahrzeu­ge vom Golden­bau­er-Acker waren abgezo­gen. Irgend­wann hatte man dann auch den Mut, ins Haus reinzu­ge­hen, es war tatsäch­lich leer. Man fand im Klo einen großen Haufen und im Keller einige ausge­ges­se­ne Einmach­glä­ser, aber sonst war alles in Ordnung und wir konnten wieder einziehen.

Wahrschein­lich wollten die Ameri­ka­ner Quartier machen, aber die Schmid-Fabrik (das große Büro-Gebäu­de davor stand noch nicht) und die paar Einfa­mi­li­en­häus­chen drum rum haben sich wohl als ungenü­gend erwiesen.

Luitgard Hügle, Italien

Die Muniti­ons­kis­te
Eine andere Geschich­te erzähl­te Frau Schrei­ner Grupp am 3.5.86, als wir Materi­al für den Bericht »Oberko­chen im III. Reich« sammel­ten. »Das ganze Haus war voller Evaku­ier­ter. Da kamen 3 Amis ins Haus und haben gefragt: Wo Waffen, wo Muniti­on, wo Fotoap­pa­rat, — wo Revol­ver? I han bloß gsait »nix nix«, — abr Angscht haone mächtig g’heet, — gottsei­dank sent se nao wiedr azoga.« Bei Grupp Anton hat sich die Hausdurch­su­chung folgen­der­ma­ßen abgespielt: Die Amis kamen und haben die gleichen Fragen gestellt. Herr Grupp hatte aus dem Ersten Weltkrieg noch eine ganze Kiste mit Muniti­on und einen riesi­gen Karabi­ner auf der Bühne. Das hatte er damals »sicher­ge­stellt«, — man kann nie wissen, ob mans mal brauchen kann. Mit diesem Zeug auf der Bühne war ihm dann doch nicht wohl, — so hat er’s den Amis mitge­ge­ben, »I laach mr hait no an Aascht, — em airscht Wäält­kriag haone’s g’schtoala an em zwoit haone’s aagea«.

Dietrich Bantel

Oberkochen

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