Unlängst wurde im Bereich Seegartenhof eine ältere Zimmermannsaxt gefunden und dem Heimatverein übergeben. Da sich die Axt in desolatem Zustand befand, besorgte ich über Frau Dr. Wolf vom Württembergischen Landesmuseum, die kürzlich im Oberkochener Heimatmuseum zu tun hatte, eine Adresse, wo das Beil gegen weitere Korrosion behandelt werden kann. (D. Bach, Restaurierungen archäologischer Bodenfunde, 55595 Winterbach). Um dies zu erreichen, muss das Beil zum Zwecke der »Entsalzung« in eine Natriumsulfitlösung gelegt wurden. Die Behandlung dauert insgesamt 15 Wochen und wird im Laufe des Novembers abgeschlossen sein.

Die teilweise bereits im Abspringen begriffene stark korrodierte Oberfläche der Zimmermannsaxt wurde in dem Atelier zunächst vorbehandelt, wobei Herr Bach ein Fertigungszeichen entdeckte, das zuvor nicht erkennbar gewesen war.
Das Firmenzeichen besteht aus einem Kreuz, das auf einem Bogen steht; links und rechts auf halber Höhe zwischen Bogen und Kreuzquerarm befindet sich je eine Rose. Das Zeichen ist in eine Grundform eingepasst, die an die Form eines Spatens erinnert.
Weder Herr Bach noch der HVO konnten diesen Stempel einordnen. Die von Herrn Bach angesprochene Ähnlichkeit des Zeichens mit dem alten Oberkochener Gemeindewappen ist nicht relevant.
Aus diesem Grunde wandte ich mich an unser Mitglied Albert Holz, (Gebr. Leitz) der sein Leben lang in der Holzbearbeitungswerkzeugbranche tätig gewesen war und sich spontan bereit erklärte, der Frage der Herkunft des Zeichens nachzugehen. Mittlerweile erhielten wir vom Fachverband Werkzeugindustrie e.V./Remscheid über Herr Holz die Auskunft, dass sich das Zeichen in den Bibliotheks- und Archivbeständen des Deutschen Werkzeugmuseums — Historisches Zentrum — der Stadt Remscheid nicht nachweisen lässt. Eine Durchsicht der dort befindlichen Dokumentation »Historisches Warenzeichen« verlief negativ. Desgleichen verlief die Durchsicht des Werks »Die Fabrik- und Waren-Zeichen 1894 — 1921« negativ, sowie auch die Durchsicht des Deutschen Warenzeichenarchivs, Abteilung Eisen‑, Stahl‑, Blech- und Metallwaren in der dortigen Museumsbibliothek.
Auch der Firma Ochsenkopf/Kremendahl, einem renommierten Hersteller von Äxten und Beilen, ist dieses Zeichen unbekannt.
Unser Dank gilt Herrn Holz und den genannten Einrichtungen für ihre Bemühungen. Wir werden uns mit unserem Anliegen auf Empfehlung des Deutschen Werkzeugmuseums noch an das Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim wenden, möchten aber parallel dazu durch Veröffentlichung im Amtsblatt unseren Lesern die Frage stellen, wem dieses auffällige Zeichen bekannt ist.
Fachleute sind der Meinung, dass als Hersteller der Axt auch weniger bekannte und kleinere lokale Firmen, die möglicherweise in den Archiven noch nicht erfasst sind, in Betracht kommen. Erzabbau, Verhüttung und somit auch die Herstellung von Eisen- und Stahl Werkzeugen haben auf der Ostalb eine Tradition, die auf vorchristliche Zeiten zurückgeht.
Unsere Vermutung geht dahin, dass die Zimmermannsaxt aufgrund der weit fortgeschrittenen Korrosion zumindest älter ist als die ältesten Zeichen in dem Werk »Die Fabrik- und Waren-Zeichen 1894−1924«
Restaurator Bach hat freundlicherweise zugestimmt, dass wir seine Fotos von Axt und Zeichen, das eine untenstehende Zeichnung verdeutlicht ist, veröffentlichen.
Wir dürfen schon heute darauf hinweisen, dass Herr Dieter Eberth, Königsbronn, am Donnerstag, 18. November 1999, 20.00 Uhr, im Schillerhaus im Rahmen der Vortragsreihe des Heimatvereins Oberkochen einen Vortrag halten wird zum Thema »Anfänge der Eisenverhüttung auf der Ostalb«.
Dietrich Bantel

