Bildbe­richt

Abschlie­ßend wie angekün­digt ein Bildbe­richt zum Leitz-Stollen.

Die Fotos entstan­den 1994 im Auftrag des Baubü­ros (Kießling) der Firma Carl Zeiss im Zusam­men­hang mit der Versie­ge­lung des Leitz­stol­lens. Dem Fotogra­fen Karl-Uwe Furtwäng­ler assis­tier­ten damals 2 weite­re Mitar­bei­ter der Firma, Josef Kieweg und Andre­as Feuersta­ke. Über das Büro von Prof. Ramming erhiel­ten wir einen Satz dieser damals entstan­de­nen 20 Aufnah­men. Herr Kieweg, der die Anregung gegeben hatte, den Stollen vor der Schlie­ßung zu fotogra­fie­ren, war so freund­lich, uns exakte Beschrie­be der Fotos zu geben, aus denen wir einen mehrsei­ti­gen Bericht für das Archiv des Heimat­mu­se­ums gefer­tigt haben. Hier nur eine knappe Zusammenfassung.

Die 6 Fotos sind durch­num­me­riert auf der Grund­la­ge des von Herrn Wiedemann (verst.) und von Herrn Gottfried Martin am 25. 10. 1978 gemein­sam erstell­ten Plans, in den die Stand­or­te beim Fotogra­fie­ren (1 — 6) einge­zeich­net sind.

Oberkochen

Dieses Foto zeigt den heuti­gen Stollen-Eingangs­be­reich vom Stollen­in­ne­ren nach außen. Durch die Öffnung in der Stahl­wand ist der »Mauer­bau« erkenn­bar. Das Gestein in diesem Zubrin­ger­teil ist nach über einem halben Jahrhun­dert stark angewit­tert — größe­re von der Decke gefal­le­ne Felsbro­cken sind erkenn­bar. Der vermau­er­te Eingang zu dem an mehre­ren Stellen einsturz­ge­fähr­de­ten Stollen befin­det sich im Bereich Ecke Bau 14 und Bau 28.

Am Ende des in den Berg führen­den Gangs befin­det sich ein Versturz oder eine Verfül­lung, — mögli­cher­wei­se ein einge­stürz­ter Luftschacht. Dahin­ter wären in einiger Entfer­nung links abbie­gend die »Märchen­höh­len« zu denken. Vor dem Versturz liegt der Ferti­gungs­stol­len 4, (Zylin­der­stra­ße) in dessen Mitte der Luftschutz­stol­len liegt, nach links ab.

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Wir befin­den uns in dem ursprüng­lich als Ferti­gungs­stol­len 4 (Zylin­der­stra­ße) geplan­ten paral­lel zum Hang verlau­fen­den Stollen­teil, der sich an dieser Stelle zwischen Rohbau und Fertig­stel­lung befin­det. Hier wurde ganz offen­sicht­lich gearbei­tet, bis dann 1945 die Arbei­ten einge­stellt wurden, weil kein Materi­al mehr gelie­fert wurde. Die Vorge­hens­wei­se beim Ausbe­to­nie­ren ist ables­bar. Zunächst wurde soviel Felsma­te­ri­al abgebaut, dass vorge­fer­tig­te metal­le­ne Leerge­rüst­bo­gen (Stahl) und dahin­ter die Schal­bret­ter angebracht werden konnten. Der Beton muss sukzes­si­ve unter Press­luft-Druck in die Leerräu­me zwischen Verscha­lung und Fels gespritzt worden sein.

Stand­ort jenseits des Eingangs im Stollen­roh­bau (herab­ge­bro­che­nes Gestein) mit Blick zurück in den fertig­be­to­nier­ten Stollen­teil im Bereich des Luftschutz­stol­lens in Richtung Luftschutz­stol­len. Die geöff­ne­te Gasschutz­tür zum Luftschutz­stol­len ist links in dem fertig­ge­stell­ten Stollen­teil erkenn­bar. Die Person auf dem Foto ist unser Infor­mant Josef Kieweg.

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Der 2 m breite, 5 m tiefe und 3 m hohe gewölb­te Luftschutz­stol­len zum Vergleich: die Stutt­gar­ter Luftschutz­stol­len waren ledig­lich gut 2 m hoch, nicht gewölbt und nur mit Holz verkleidet.

Dieser fertig­ge­stell­te Raum ist auch bergseits mit einer Beton­wand abgeschlos­sen. In dem Raum befin­det sich noch heute eine halb hochge­klapp­te Liege.
Auf der Gasschutz-Zugangs­tür zum Luftschutz­stol­len befand sich ein Schild, das auf Foto 3 in Augehö­he der Person erkenn­bar ist.

Gasschutz­tür 0080 L
Mannes­mann — Stahl­blech­bau
Aktien­ge­sell­schaft
BERLIN C 2
Kenn Nr. R L 3 36/64 Vertrieb gemäß
§ 8 Luftschutz­ge­setz genehmigt

Herr Kieweg montier­te das Schild anläss­lich der Aktion ab und übergab es dem Heimatverein.

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Stand­ort am Ende von Ferti­gungs­gang 4 (Zylin­der­stra­ße). Blick in die Rohbau-Verlän­ge­rung des zweiten Zugangs­stol­lens, der senkrecht zum Ferti­gungs­gang 4 (Zylin­der­stra­ße) in den Berg führt und nach wenigen Metern im Fels endet. Hier liegen ein Büroschrank, Leitungs­roh­re und Kabel auf dem Boden, teils in klaren Sicker­wäs­sern. In der anderen Richtung, also in Richtung des zweiten Zugangs von der Firma Leitz her, ist dieser Stollen nach ca. 4 m nachträg­lich verfüllt. Dies deckt sich mit anderen Angaben, denen zufol­ge der 2. Zugang bald nach Kriegs­en­de wegen Einsturz­ge­fahr aus Sicher­heits­grün­den verfüllt wurde.

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Frage 1:
Wenn es in Oberko­chen jeman­den gibt, oder wenn jemand bekannt ist, der 1944/45 Einblick in den Bau der unter­ir­di­schen Ferti­gungs­an­la­ge hatte, so bitte ich dringend, dass er sich mit mir (Tel.7377) in Verbin­dung setzt.

Frage 2:
Gibt es Oberko­che­ner, die uns Name und Anschrift von Kriegs­ge­fan­ge­nen vermit­teln können, die am Stollen­bau betei­ligt waren? Die Wahrschein­lich­keit ist sehr gering, da die am Stollen­bau betei­lig­ten Gefan­ge­nen in einem abgeschlos­se­nen Baracken­la­ger (Nr.3) unter­ge­bracht waren und scharf bewacht waren.

Dietrich Bantel

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