Einige Jahre nach dem Überfall notier­te ich für meine »Oberko­che­ner Geschich­ten und Anekdoten«:

»Um die Mitte der Siebzi­ger Jahre wurde unter anderen Oberko­che­nern der »Pflug­wirt« Rudolf Fischer Zeuge eines bis heute nicht aufge­klär­ten Überfalls auf die »fürst­li­che« Zweig­stel­le der Kreis­spar­kas­se Aalen in Oberko­chen. Die Bankräu­ber zwangen alle anwesen­den Kunden, darun­ter auch den »Pflug­wirt«, mit vorge­hal­te­ner Pisto­le, sich im Schal­ter­raum der Bank mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu legen. Als die Räuber sich mit dem erbeu­te­ten Geld dem Ausgang näher­ten, soll der »Pflug­wirt« einen der beiden gefragt haben: „Siea, Herr Bankräu­ber, därfen mir jetzt wieder aufsch­tan­den?” Hinter­her bemerk­te er: „Mannt, wenn der gwußt hätt, daß i zwoitau­send Mark em Sack g’heet hao!” –

Oberkochen

Auch der 15jährige Reinhold Betzler lag am Boden: »Ich dachte nur noch eines, hoffent­lich schießt er nicht«
Bekannt wurde seiner­zeit ledig­lich, daß die Räuber mit einem grauen Merce­des im irrsin­ni­gem Tempo durchs Wolfert­s­tal Richtung Essin­gen geflüch­tet sein sollen.

Im Amtsblatt »Bürger und Gemein­de« vom 11. Juli 1975 erschien im »Resümee der Woche« ein kurzer Hinweis unter Freitag, 4. Juli 1975: »Gegen 11.45 Uhr überfie­len zwei bewaff­ne­te Bankräu­ber die Kreis­spar­kas­se in der Heiden­hei­mer Straße und erbeu­te­ten DM 136.000,- .«

Am 12. August 1998, nach über 23 Jahren, melde­ten die Polizei­be­rich­te der lokalen Berichterstattung:

Überfall verjährt.
Oberko­chen (avz) — Die Haupt­ver­däch­ti­gen im Entfüh­rungs­fall Schle­cker haben während der Verneh­mun­gen durch Beamte der Sonder­kom­mis­si­on »Tresor in Tübin­gen« 16 weite­re Straf­ta­ten einge­räumt, darun­ter einen Raubüber­fall auf die Kreis­spar­kas­se Oberko­chen am 4. Juli 1975. Sie hatten damals rund 136.000 Mark erbeu­tet. Die Tat ist verjährt.

Aus diesem Anlaß habe ich nun die »Aalener Volks­zei­tung« und die »Schwä­bi­sche Post« gebeten, dem Heimat­ver­ein die seiner­zei­ti­gen Origi­nal Berich­te vom Samstag, 5. Juli 1975, zur Verfü­gung zu stellen.

Hier die Schlag­zei­len zu dem Banküber­fall vor 23 Jahren und eine knappe Zusam­men­fas­sung:
11.47 Uhr mittags, als die meisten beim Essen saßen: Banküber­fall in Oberko­chen am hellich­ten Tag. Täter entka­men mit einer Beute von 111.000 DM. Es handel­te sich um 2 Männer mit Maschi­nen­pis­to­len, beide mit angekleb­tem Kinnbart und Perücke.

Im Schal­ter­raum herrsch­te zum Zeitpunkt des Überfalls reger Geschäfts­be­trieb. Einer der beiden Männer befahl allen Anwesen­den, sich hinzu­le­gen. Kaspar Fürst, der Leiter der Zweig­stel­le, befand sich in seinem Raum neben­an und versuch­te, nachdem er bemerkt hatte, was ablief, sich nach außen bemerk­bar zu machen, indem er Fenster einschlug und Zeichen gab. Der Überfall war das Werk »weniger Sekunden«.

Pflug­wirt Rudolf Fischer rannte den beiden hinter­her und erkann­te noch die Nummer des Fluchtautos.

Das Flucht­au­to, in das später lt. Zeugen­aus­sa­ge noch 2 weite­re Männer zugestie­gen sind, war ein in der Nacht vor dem Überfall in Schwä­bisch Gmünd gestoh­le­ner Merce­des 250 E mit Waiblin­ger Kennzei­chen, das sich als gefälscht erwies. Das Fahrzeug wurde bereits um 13.20 Uhr am Aalbä­um­le mit noch warmem Motor gefunden.

Oberkochen

Das Flucht­au­to, ein in der Nacht vor dem Überfall in Schwä­bisch Gmünd gestoh­le­ner Merce­des 150 E, wurde bereits kurze Zeit nach dem Bankraub am Aalbä­um­le gefun­den: nur ein Ortskun­di­ger konnte den Weg zwischen Oberko­chen und dem Aalbäu­mie fahren.

Aus Zeugen­aus­sa­gen wurde geschlos­sen, daß die Täter mögli­cher­wei­se ein zweites Auto, einen weißen Opel mit rotem Dach, zu ihrer weite­ren Flucht benutz­ten. Die Beute wurde später mit 136.000 DM angegeben.

Bereits kurz nach dem Überfall war bei der Polizei Großalarm ausge­löst. Bei der Fahndung waren auch Hubschrau­ber im Einsatz.

In einer Presse­kon­fe­renz am Abend wurde eine Beschrei­bung der 4 Täter gegeben, von denen einer ortskun­dig gewesen sein soll.
Zur Ergrei­fung der Täter wurde eine Prämie von DM 5.000,- ausgesetzt.

Dietrich Bantel
Fotos: Barthel (3), Heckmann (1)

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