Im Mittel­punkt unseres letzten Berichts (BuG v. 6.2.1998 — Bericht Nr. 311) stand der Rüstungs­be­trieb Fritz Leitz. Fritz Leitz, späte­rer Wehrwirt­schafts­füh­rer, war 1938 aus der Firma Gebrü­der Leitz ausge­schie­den und hatte eine eigene Firma gegrün­det (Fritz Leitz Maschi­nen- und Appara­te­bau). In der bis Kriegs­en­de mit ca. 1000 Mitar­bei­tern unter anderem Flugzeug­tei­le und Aggre­ga­te herge­stellt wurden.

In unserem Bericht erwähn­ten wir eine bis zum Kriegs­en­de in Bau befind­li­che, aber nur teilwei­se fertig­ge­stell­te, in den Fels geschla­ge­ne unter­ir­di­sche Ferti­gungs­an­la­ge, die nach unseren bishe­ri­gen Infor­ma­tio­nen, welche in einem Fall auch bestä­tigt wurden, wahrschein­lich von russi­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen gebaut wurde.

Dieser Infor­ma­ti­on wider­spra­chen jedoch eine Reihe von Oberko­che­nern. Sie sagten aus, daß es sich bei den Gefan­ge­nen nicht um Russen, sondern um Franzo­sen gehan­delt habe. Paral­lel hierzu haben wir uns bemüht, über die Firma Carl Zeiss alte Unter­la­gen zur Firma Leitz aufzu­spü­ren. Herr Profes­sor Dr. Ramming konnte mit einem Akten­fas­zi­kel über die Firma Leitz aufwar­ten, der von 1939 bis 1964 reicht. Aller­dings sind darin nicht die für uns wichti­gen Unter­la­gen aus den Jahren 1944 und 1945 enthal­ten. Eine dieser Akten jedoch enthält einen Plan zum Firmen­ge­län­de Fritz Leitz, der uns freund­li­cher­wei­se abgelich­tet wurde. Dieser Plan scheint die Erinne­rung der genann­ten Perso­nen zunächst zu bestätigen.

Der Plan, der am 30.7.1942 erstellt wurde, und den wir heute veröf­fent­li­chen, zeigt auf dem Gelän­de der späte­ren CZ-Werks­feu­er­wehr und Teilen des großen Parkplat­zes (heute großer blauer Quertrakt paral­lel zur Wachol­der­stei­ge — Bau VII — IMT — Indus­trie-Meß-Technik) insge­samt 5 Baracken, von denen 3 (2 kleine­re und eine große) ausdrück­lich als »Gefan­ge­nen-Lager für Franzo­sen« bezeich­net sind. Hieraus konnte durch­aus geschlos­sen werden, daß diese franzö­si­schen Gefan­ge­nen auch dieje­ni­gen waren, die vermut­lich ab 1943/44 (?) bis Kriegs­en­de den »Leitz­stol­len« in den Fels geschla­gen haben. Es muß aber nicht notwen­di­ger­wei­se so gewesen sein. Da der Plan schon 1942 erstellt wurde, kann nicht ausge­schlos­sen werden, daß für die Schwerst­ar­bei­ten, die zum Bau der aus dem massi­ven Fels in den Berg getrie­be­nen unter­ir­di­schen Ferti­gungs­an­la­ge weite­re und andere Gefan­ge­ne heran­ge­zo­gen wurden. Um Klarheit in dieser Frage zu bekom­men, benöti­gen wir dringend klare Aussa­gen von Oberko­che­nern, die sich an die letzten Kriegs­jah­re bei Fritz Leitz genau erinnern.

Im Archiv des Heimat­ver­eins befin­det sich ein Bild mit Franzo­sen, die als ehema­li­ge Kriegs­ge­fan­ge­ne Oberko­chen in den 70er-Jahren (?) einen Besuch abstat­te­ten. Es ist nicht ausge­schlos­sen, daß Oberko­che­ner noch Kontak­te zu ehema­li­gen franzö­si­schen Kriegs­ge­fan­ge­nen haben (oder einen solchen herstel­len können die mögli­cher­wei­se bei Fritz Leitz gearbei­tet haben, und die uns inter­es­san­te Einzel­hei­ten zu ihrer Zeit in Oberko­chen berich­ten könnten.

Bitte helfen Sie uns mit, Fakten zu Papier zu bringen, ehe sie in Verges­sen­heit geraten und niemand mehr direkt und aus eigener Anschau­ung berich­ten kann.

Aktuel­les zum Stollen: Herr Kissling (ehem. Bauchef CZ) hat mir 1986 im Rahmen meiner diesbe­züg­li­chen Nachfor­schun­gen den Origi­nal­plan zu dem Ferti­gungs­stol­len abgelich­tet. Herr Archi­tekt Kennt­ner hat ihn mir in einen damals aktuel­len Stadt­plan einge­ar­bei­tet. (Heimat­buch Seite 195). Mir lag seiner­zeit auch der dazuge­hö­ren­de Origi­nal­schrift­ver­kehr vor, aus dem hervor­geht, daß die Fa. Fritz Leitz mit negati­vem Erfolg bis in die letzten Tage des 2. WK versucht hat, von obers­ter Reichs­stel­le Zement für den Weiter­bau der Anlage zu bekom­men. Zur Zeit sind wir bemüht, diese Unter­la­gen erneut einzu­se­hen, voraus­ge­setzt, sie sind noch vorhan­den. Herr Prokoph wußte mit Sicher­heit zu sagen, daß beim Bau der rückwär­tig stufig angeleg­ten Parkplät­ze im Fels der Stollen (im Gegen­satz zu anders­lau­ten­den Infor­ma­tio­nen) nicht angeschnit­ten wurde. Ein Eingang, der 1986 noch mit einer Stahl­tür verschlos­sen inner­halb des Baus XIV (Feintei­le­rei) lag, sei jedoch mittler­wei­le zubeto­niert worden.

Dietrich Bantel

Oberkochen

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