»In einem Bächlein helle, da schoß in froher Eil die launi­sche Forel­le vorüber wie ein Pfeil«
wer kennt nicht Chris­ti­an Fried­rich David Schub­arts Gedicht und seine Verto­nung durch Franz Schubert? Und doch konnte vermut­lich Schub­art, der von 1740 bis 1753 seine Jugend­zeit in Aalen verbrach­te, immer weniger Forel­len im Kocher beobach­ten. Im Jahr 1760 klagt ein Bürger im Aalener »Amts- und Intel­li­genz­blatt« darüber, daß »Lumpen­bei­ze, die von Papier­fa­bri­ken in den Kocher gelangt, unserem früher so fisch­rei­chen Kocher den Todes­stoß versetzt hat«.

Es ist nun hier nicht der Ort, die nahezu unend­li­che Geschich­te der Kocher­ver­schmut­zung aufzu­rol­len, die der Aalener Heimat­for­scher Hugo Theurer 1953 auf die kurze Formel gebracht hat: »Fische­rei in Aalen gehört heute der Geschich­te an, in Kocher und Aal tummeln sich nur noch — Ratten«. Vielmehr soll ein Blick auf die rege Fisch­zucht in Oberko­chen gewor­fen werden, von der Alfons Mager im »Heimat­buch« auf Seite 336 sagt, »die Fische­rei wurde am Schwar­zen Kocher früher eifrig betrie­ben mit schönen Forel­len, sowie mit künst­lich gezüch­te­ten Fischen, sog. Regen­bo­gen­fo­rel­len und Karpfen, die in Gasthö­fe der umlie­gen­den Städte versandt wurden« (und bis heute werden).

Preis für Schlei­fer­meis­ter Leitz
In den Jahren zwischen 1860 und 1870 versuch­te das König­reich Württem­berg, »der steigen­den Entvöl­ke­rung der Fisch­was­ser« Einhalt zu gebie­ten durch Auslo­bung von Geldprei­sen: 150 fl (Gulden) gab es für die Anlegung großer Fisch­tei­che, kleine­re Teiche wurden mit 100 fl bedacht, »erfolg­rei­che Fisch­zucht und künst­li­che Brutan­stal­ten« honorier­te die König­li­che Zentral­stel­le mit Beträ­gen von 15 bis 50 fl. Fisch­züch­ter, die in den Genuß der Prämi­en kommen wollten, hatten zwei Bedin­gun­gen zu erfül­len. Zum einen mußte »die Prüfungs­kom­mis­si­on die jungen Fische in den Brutkäs­ten besich­ti­gen können«, zum zweiten »mußte die Einrich­tung des Züchters zur Beleh­rung für andere in thunli­cher Weise zugäng­lich gemacht sein«.

Wie die »Kocher-Zeitung« am 6. März 1873 berich­tet, erhielt »Herr Schlei­fer­meis­ter Fritz Leitz in Oberko­chen einen ersten Preis für künst­li­che Fisch­zucht«. Also ließ Franz Fried­rich, der sich kurz Fritz nannte, den Bedin­gun­gen der Preis­ver­ga­be entspre­chend folgen­de Anzei­ge in die Zeitung rücken:

Oberkochen

Tatsäch­lich fiel die Einla­dung auf frucht­ba­ren Boden. Am folgen­den Sonntag, dem 9. März 1873, pilger­ten zahlrei­che Schau­lus­ti­ge zum Leitzschen Fabrik­teich. Von Aalen kam sogar »eine größe­re Gesell­schaft mit dem Mittags­zug hier an, um in die für Laien und Kenner inter­es­san­te Einrich­tung einer künst­li­chen Fisch­brut­an­stalt unter Führung des Eigen­tü­mers Einsicht zu nehmen«, ein großer Tag für Franz Fried­rich Leitz!

Jedoch treffen im Leben Freud und Leid oft unmit­tel­bar aufein­an­der. Einen Monat nach dem großen Erfolg meldet die »Kocher-Zeitung« am 11. April 1873: »Gestern Abend gegen 9 Uhr brach im Haus des Schlei­fer­meis­ters Leitz hier Feuer aus, das so schnell um sich griff, daß fast nichts geret­tet werden konnte. Das Gebäu­de selbst wurde ein Raub der Flammen«.

Aber Franz Fried­rich ließ sich nicht entmu­ti­gen, baute Haus und Betrieb wieder auf, widme­te sich weiter­hin seinen Fischen, wie ein Zeitungs­be­richt vom 10. Febru­ar 1886 besagt, wonach »das Forel­len­brut­ge­schäft bei Fried­rich Leitz und seinen Söhnen in besten Händen liegt« (wobei anzumer­ken ist, daß der jüngs­te Sohn Albert sich schon 1884 mit seiner eigenen, 1876 gegrün­de­ten Bohrer­ma­cher­fir­ma im väter­li­chen Areal am Ölwei­her einge­rich­tet hatte).

Wieder einmal war Besich­ti­gung der Leitzschen Fisch­zucht angesagt: Die Besucher konnten in »ebenso einfa­chen wie sinnrei­chen Appara­ten die Entwick­lung von Forel­len vom befruch­te­ten Ei bis zum zenti­me­ter­lan­gen Fisch­lein gut beobach­ten«. Das wichtigs­te aber war: »Da unser Fisch­was­ser durch keine verun­rei­ni­gen­den und stören­den Fabrik­an­la­gen beein­träch­tigt ist, steht zu hoffen, daß der Erfolg die Mühen lohnen wird«.

Volkmar Schrenk

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