Für die Sonderausstellung »Saurier aus dem Aalener Raum« im Urweltmuseum Aalen hat das Heimatmuseum Oberkochen ein paar schöne Fossilien ausgeliehen. Sie wurden aber meist bei Wasseralfingen und Dewangen gefunden und stammen aus dem in Oberkochen nicht erschlossenen Lias oder Schwarzjura.
In Oberkochen wurden bisher noch keine Saurierreste gefunden. Das überrascht zunächst und braucht eine genauere Erklärung.
Das Erdmittelalter und besonders seine zweite Abteilung, die Jura-Zeit, gilt als die Epoche mit der größten Entfaltung der verschiedenen Sauriergruppen. Die Kreidezeit, die darauf folgte, weist zwar die spektakulärsten Vertreter auf, aber die Vielfalt der Formen war bereits reduziert.
Bekannt sind die teilweise sehr vollständig erhaltenen Fossilien aus Holzmaden, die hauptsächlich von Fischsauriern stammen. Sie lassen manchmal noch deren Hautumrisse erkennen; bemerkenswert sind die weiblichen Exemplare, die im Todeskampf noch lebenden Jungen das Leben schenkten (die aber ebenfalls im lebensfeindlichen Bodenschlamm erstickten). Diesen Fischsauriern sind auch die meisten Überreste aus dem Oberkochener Museum zuzuordnen. Es handelt sich dabei um Wirbel, um Teile des Vorderflossen- und des Kopfskeletts etc. Ein Fossil gibt noch Rätsel auf, weil bei ihm der Verknöcherungsprozeß noch nicht abgeschlossen ist, was bei der Größe des Tieres zu erwarten gewesen wäre. Durch Vergleich mit Holzmadener Exemplare kann man für eines der Oberkochener Tiere eine Gesamtlänge von über 15 m annehmen!
In Oberkochen liegt der Schwarze Jura ein paar hundert Meter unter dem Kocherbett; er ist zwar durch Bohrungen (bei der Verlegung der Rohrleitung der Landeswasserversorgung) nachgewiesen, aber nicht erschlossen.
Aus dem Weißjura sind weltweit sehr viele Saurier bekannt. Doch die meisten davon waren Landtiere. In Solnhofen und Eichstatt wurden die berühmten Urvögel (Archäopteryx) gefunden, daneben aber auch Flugsaurier. Sind die nicht auch für Oberkochen zu erwarten? Leider nein! Im Altmühltal bildeten sich die Lithographen-Schiefer in einer landnahen Küstenzone; dorthin konnten die Urvögel als schlechte Flieger abgetrieben werden (oder als Leichen hingeschwemmt werden). Die Gegend des heutigen Oberkochen lag damals aber fast 100 km von der Küste entfernt!
Fischsaurier (Ichthyosaurier) sehen den heutigen Delfinen sehr ähnlich, ihre Lebensweise wird entsprechend gewesen sein. Es waren wahrscheinlich Tiere der Hochsee, die sich kaum in die Flachsee verirrten, wie sie im Weißjura bei uns anzunehmen ist.
Das Fazit ist also: Für eingeschwemmte Landtiere und die Flattertiere der Küste war unser Gebiet zu weit entfernt, für die Hochseetiere zu flach. Die Chancen, in Oberkochen Saurierfossilien zu finden, sind also denkbar schlecht!
Horst Riegel
