Der Gründon­ners­tag leitet seinen Namen davon ab, daß von der Kirche an diesem Tag die Büßer, die Greinen­den, wieder aufge­nom­men werden. Daher wird der Tag auch als Antlaß­tag bezeich­net. Mit der Farbe Grün hat es also gar nichts zu tun, auch wenn der Volks­glau­be beson­ders bei den tradi­tio­nel­len Speisen des Tages auf grüne Nahrungs­mit­tel Wert legt.

Eier, die am Gründon­ners­tag gelegt werden, nennt man Antlaß­ei (antlas = mittel­hoch­deutsch für Entlas­sung). Sie faulen angeb­lich nie und werden zur Blitz- und Dämonen­ab­wehr unter der Türschwel­le vergra­ben oder unter den Decken­bal­ken gelegt. Wenn man zusam­men ein Antlaß­ei verzehrt, verliert man sich nie aus den Augen und verläuft sich nie. Wenn Zimmer­leu­te und Maurer ein Antlaß­ei auf nüchter­nen Magen essen, wird ihnen nicht schwind­lig. Wer es roh austrinkt, bleibt vor einem Leisten­bruch bewahrt.

Archäo­lo­gi­sche Funde
Das Ei als Symbol des Lebens wird an Ostern zum Sinnbild der Aufer­ste­hung. Schon bei den Ägyptern fanden Archäo­lo­gen bemal­te Eier als Grabbei­ga­ben. Das Ei ist hier ein Symbol für die erhoff­te Lebens­er­neue­rung und eine Wegzeh­rung auf der Reise ins Toten­reich. Ebenso fand man bei Ausgra­bun­gen farbi­ge Eier aus helle­nis­ti­scher Zeit. Bei den Römern wurden die Eier ebenfalls gefärbt, aller­dings aus pragma­ti­schen Gründen. Die verschie­de­nen Farben deute­ten auf das Legeda­tum hin und danach richte­te man sich im Verbrauch.

Geschen­kei­er
Ostern ist, wie Weihnach­ten, ein Tag, an dem Freude berei­tet werden soll. Die Paten­el­tern schen­ken ihrem Paten­kind ein verzier­tes Oster­ei, das Mädchen färbt für den Liebs­ten Eier rot.

Im 20. Jahrhun­dert wurde das Oster­ei als Geschenk immer mehr durch indus­tri­ell gefer­tig­te Süßwa­ren in Eierform verdrängt.

Geweih­te Eier
Am Oster­sonn­tag trug man die während der Fasten­zeit beson­ders entbehr­ten Nahrungs­mit­tel als Zeichen der Hoffnung und des Neuan­fangs zur Kirche. Neben den obliga­to­ri­schen Oster­ei­ern werden noch Oster­bro­te, Oster­schin­ken, Salz und Meerret­tich geweiht. Die Schär­fe des Meerret­tichs soll alles üble aus dem Körper vertrei­ben. Die Eierscha­len werden oft angeschla­gen, damit das Weihwas­ser auch ganz sicher in die Eier vordrin­gen kann. Nach Genuß der Eier und des Brotes werden die Eierscha­len und Brotkrü­mel verbrannt, da Geweih­tes nicht wegge­wor­fen werden darf.

Karfrei­tags­ei­er
Auch dem am Karfrei­tag geleg­ten Ei kommt beson­de­re Beach­tung zu. Es gilt als heilkräf­tig. Man soll sie essen, um einen Knaben zu gebären und Ertrun­ke­ne lassen sich mit einem Karfrei­tags­ei finden.

Zinsei­er
Das Essen von Eiern war im Mittel­al­ter während der Fasten­zeit verbo­ten. Da die Hühner aber zu dieser Jahres­zeit ohnehin ihre Legepau­se haben, ist die Strafe nicht allzu groß. Zu Ostern dann war eine Zinsab­ga­be von 100 Eiern pro Hof an die Herrschaft zu entrich­ten. Zur besse­ren Kontrol­le für den Grund­her­ren hatte jeder Hof seine Eier in einer anderen Farbe einzu­fär­ben. So hatte das Eierfär­ben zu Anfang eigent­lich einen rein nützli­chen Hinter­grund. Die Farben erhielt man aus der Natur. Zwiebel­scha­len färben das Ei braun, grüne Farbe erhält man aus einem Sud aus Gras und Korntrie­ben, Gelb durch Brennes­sel­wur­zeln und Rot durch die Labkrautwurzel.

Vom Spitz­ar­schen
Die Oster­ei­er wurden auch zur Grund­la­ge für unzäh­li­ge Oster­spie­le. Veran­stal­tet wurden sie oft vom Grund­her­ren, der die Zinsei­er hierfür zur Verfü­gung stell­te — und somit seinen Leuten wieder zurück­gab! Sehr beliebt war der Eierlauf. Es bilde­ten sich zwei Partei­en. Von der einen Partei gab es einen Läufer, von der anderen einen Sammler. Während der Sammler eine bestimm­te Anzahl von Eiern zusam­men­such­te, mußte der Läufer eine bestimm­te Strecke zurück­le­gen. Die Sieger­mann­schaft erhielt zum Schluß alle Eier. Beson­ders für die Aalener ist das »Spitz­ar­schen« zum Schick­sal gewor­den, ist es doch der Spitz­na­me der Aalener Bevöl­ke­rung. Beim »Spitz­ar­schen« schla­gen zwei Gegner ihre Eier gegen­ein­an­der — Spitz auf Spitz und Arsch auf Arsch. Wessen Ei heil bleibt, bekommt beide. Nach dem gleichen Prinzip verlau­fen auch das Eierrol­len und das Eierwer­fen. Erstaun­lich ist, daß diese Eierspie­le typisch für Süddeutsch­land sind und im Norden so gut wie nie auftauchen.

Heidrun Heckmann

Oster­ei­er-Zeichen­wett­be­werb
Zu dem vom Heimat­ver­ein ausge­schrie­be­nen Wettbe­werb »Oster­ei­er-Zeich­nen« sind uns 5 Arbei­ten zugesandt worden.
Den ersten Preis erhielt Evelyn Wolf, 6 Jahre alt. Den zweiten Preis erhiel­ten Andrea Woher, 6 Jahre alt, und Anne Hahn, 7 Jahre alt. Dritte Preise erhiel­ten Veroni­ka Distl, 6 Jahre alt, und Philipp Hahn, 5 Jahre alt.

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