2. Teil / 10. Septem­ber 1914 — 19. Novem­ber 1914

Am 10. Sept. rückten wir ins Schloß Sankt Nikolaus Lunewil­le (Luneville), großar­ti­ger Bau. Vom 10. auf den 11. Sept. im Schloß Nikolaus, auch mal wieder gut geschlafen.

Vom 11. auf den 12. Sept. auf Wache vor Bürger­meis­ter von Lunawil­le (Luneville).

Am 12. Sept. morgens 4.30 Uhr wurde Lunewil­le (Luneville) geräumt. Zivil­ge­fan­ge­ne 2 Stunden mitge­nom­men. Es ging 30 km rückwärts, Schüt­zen­gra­ben ausge­ho­ben und reinge­le­gen.
Vom 12. auf 13. Septem­ber Sonntag bei Röschek­urt (Rechi­court), das war die scheuß­lichs­te Nacht, die ich bis jetzt erlebt habe. Im Schüt­zen­gra­ben, bei strömen­dem Regen mit eisigem Sturm­wind, Stiefel voll mit Wasser, schier erfro­ren.
Sonntag morgen 4 Uhr mit Kochge­schirr den Schüt­zen­gra­ben ausge­schöpft. Unbeschreib­li­cher Sonntag­mor­gen.
Am 14. Sept. auch Schüt­zen­gra­ben gemacht bei Regen­wet­ter den ganzen Tag.

Den 15. Sept. nach Weiss­kir­chen in Lothrin­gen gekom­men. Abends Liebes­ga­ben empfan­gen von der Stadt München, Zigar­ren, Zigaret­ten, Schoko­lad und Schin­ken. Den 16. Sept. auch in Weiss­kir­chen. Das waren wieder 2 besse­re Tage. Weiss­kir­chen hat auch ein schönes Kirch­lein, das ich gestern und heute besucht habe.

Am 17. Sept. mittags abmar­schiert nach Klein­bös­sin­gen, auf Vorpos­ten, sehr schlech­tes Wetter, aber es waren schöne Tage. Wir saßen den 18. und 19. Sept. bei einem reichen schönen Fräulein, jüdisch, in der Küche und kochten mit ihr unser Mittag­essen. Wir hatten alles im Überfluß. Das Fräulein aß auch mit uns, wir waren heiter und lustig. Wir aßen die Woche mehr Fleisch als Brot. Bei Klein­bös­sin­gen am 19. Sept. abends noch auf Feldwa­che in einer schönen Kapelle.

Sonntag, den 20. Sept. nach Doneley (Donne­lay) gekom­men.
Den 21., 22. und 23. Sept. in Doneley (Donne­lay).
Am 24. Septem­ber beim Gottes­dienst in Doneley (Donne­lay). Mittag abmar­schiert nach Monkurt (Moncourt).
Am 25. Sept. auf Wache in Monkurt (Moncourt).
Den 26. Sept., schöner Tag in Monkurt (Moncourt).
Den 27. Sept. Sonntag Gottes­dienst in Monkurt (Moncourt) feier­lich gesungen.

Mittags von 1 Uhr an Patroul­li­en­gang 8 Std. (Parua) (Forét des Parroy) bis abends 9 Uhr. Wir kamen an ein Forst­haus 2 Std. durch den Wald. Wir bekamen aus dem Forst­haus, das von Franzo­sen besetzt war, Feuer und gingen dann zur Komp. nach Monkurt (Moncourt) zurück.

Am 29. Sept. marschier­ten wir abends 10 Uhr von Monkurt (Moncourt) ab und kamen um 1 Uhr nachts nach Wick (Vic), wo auf einem Heustock geschla­fen wurde. Wick (Vic) ist ein Städt­chen, schöne Gegend, viel Weinbau und Hopfen. Hier aßen wir die ersten reifen Trauben. Es ist jetzt hier Weinle­se. Hier gab’s auch Wein und Bier, aber das Bier kostet 25 Pfg. das Glas, Münche­ner gutes Bier.

Der 1. Okt. war sehr schöner Sommer­tag, wir hatten nicht viel zu tun, bloß vorm, und nachm, je 2 Std. Schüt­zen­gra­ben beset­zen.
Den 2. Okt. mittags auf 24 Std. Wache im Schüt­zen­gra­ben.
Den 3. Okt. nachm. fast keine Arbeit.
Am 4. Okt. Sonntag vorm. im Schüt­zen­gra­ben bei Wick (Vic). Nachm. war Sonntags­ru­he. Wir tranken Wein und Bier in Wick (Vic), waren heiter und fröhlich bei Gesang wie in der Garni­son.
Den 5. Okt. morgens 5 Uhr von Wick (Vic) abmar­schiert auf Vorpos­ten bei Becasch (Bezan­ge) an der Grenze in Frank­reich.
Den 5., 6., 7. Okt. auf Vorpos­ten.
Den 6. nachm. haben die Kanonen scharf daneben gepfif­fen.
8. Okt. nach Marsal gekom­men. Marsal ist eine alte franzö­si­sche Festung.
Den 9. Okt. morgens in Marsal alarmiert, marschiert bis bereits nach Becasch (Bezan­ge). Abends nach Unter­brett­nach wieder gekom­men.
Am 10. Okt. morgens von Unter­brett­nach abmar­schiert an den Wald von Grenz­sat­tel Wick.
Den 11. Okt. Sonntag morgens auf Wache Unter­of­fi­ziers­pos­ten an der Straße nach Brakurt (Bracourt), bei schönem Herbstwetter.

Mittags schönes Paket erhal­ten, von Grubwirts­vet­ter Oberko­chen.
Den 12. Okt. mittags nach Oberre­kur (Avricourt/Leintrey), auf einen Hof eine halbe Stunde von Marsal gekom­men.
Den 13., 14., 15. Okt. schöne läge auf diesem Hof. Nachts immer gut und warm geschlafen.

Oberkochen

Den 16. Okt. morgens auf Vorpos­ten bei Becasch (Bezan­ge). Die alten Posten wie am 5., 6., 7. Oktober.
Am 18. Oktober, Kirch­weih­sonn­tag, morgens.. wieder nach Wick (Vic) ins Quartier gekom­men. Eine Nacht im Bett geschla­fen. Am Kirch­weih­sonn­tag nachmit­tags Bier und Wein getrun­ken, Leber­wurst und Ochsen­maul­sa­lat geves­pert.
Am 19. Okt. in Wick (Vic) auf Wache gekom­men.
Am 21. Okt. wieder nach Oberre­kur (Avricourt/Leintrey) gekom­men, wo wir schöne Tage hatten.
Am 24. Okt. Sonntag Gottes­dienst in Marsal, herrlich schöner Sonntag.
Am 25. morgens 4 Uhr bei Regen auf Vorpos­ten, Höhe 300 bei Becasch (Bezan­ge). Abends zurück, Artil­le­rie­feu­er auf Weinberg­hö­he bei Wick. Sehr schlech­te Nacht, auf nasser Erde gefro­ren.
Den 26. Okt. wieder auf Höhe 300 bis 27. Okt. abends. Dann auf Neumüh­len­hof gekom­men bei Möenvick (Moyen­vic).
Am 30., 31. Okt. Vorpos­ten Reser­ve Grenz­sat­tel. Wache im Schüt­zen­gra­ben an der Straße nach Brakurt (Bracourt).
Am 1. Nov. nach Wick (Vic) gekom­men ins Quartier, nachmit­tags hat unser König uns besucht, uns begrüßt auf Parade­platz in Wick (Vic).
Vom 1. auf 2. Nov. im Bett geschla­fen.
Den 2. Nov. mittags 11 Uhr im Schüt­zen­gra­ben bis abends 6 Uhr. Marsal hat auch schöne Kirche.
Vom 2. — 4. Nov. auch im Bett gut geschla­fen.
Den 3. Nov. nachm. war kein Dienst, tüchtig Wein getrun­ken bei Gesang und Fröhlich­keit.
Den 4. Nov. in Wick (Vic) auf Wache gekom­men.
Am 5. Nov. abends Freibier in Wick. Zugfüh­rer Pfeifer ist Leutnant gewor­den.
Den 7. Nov. auf Vorpos­ten Höhe 300 auf 3 Tage.
Den 10. Nov. nach Moenwik (Moyen­vic) gekom­men, in Scheu­er und Schul­haus.
Den 13. Nov. auf Grenz­sat­tel. Im Schüt­zen­gra­ben Wache gehabt, bei Sturm und Regen­wet­ter.
Den 15. Nov., Sonntag, ruhig in der Höhle beim Feuer den ganzen Tag gelegen, nach zwei nassen, kalten, unruhi­gen Nächten.
Den 16. Nov. nach Oberkur (Avricourt/Leintrey) gekom­men, im Tauben­schlag 3 schöne Tage verlebt.
Am 19. Nov. nach Moenvick (Moyen­vic) gekom­men, im Schul­saal gut warm gehabt, ebenfalls 3 Tage.

(Fortset­zung folgt)

Dietrich Bantel

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