Seinen Namen hat der Schwar­ze Jura nach der Farbe, die im wesent­li­chen auf den bitumi­nö­sen Bestand­tei­len beruht, die in seiner bekann­tes­ten Unter­ab­tei­lung, dem Ölschie­fer des Schwarz­ju­ra epsilon, enthal­ten sind. Dieser ist auch als Posido­ni­en­schie­fer bekannt; der Name kommt von einer regel­mä­ßig (als »Leitfos­sil«) darin nachzu­wei­sen­den Muschel­art. Der Schwar­ze Jura ist die ältes­te Abtei­lung des Jura, der »Untere Jura«; nach engl. »layers« (= Schich­ten) wird er auch »Lias« genannt.

Oberkochen

Die Schie­fer entstan­den als sehr sauer­stoff­ar­me Faulschlamm­schich­ten mit hohem Schwe­fel­was­ser­stoff­ge­halt. Organis­men, die in sie gerie­ten, starben sehr schnell ab; ihre Leichen konnten, weil auch abbau­en­de Bakte­ri­en kein Fortkom­men fanden, gut erhal­ten bleiben und konser­viert werden. So finden wir gerade in diesen Schich­ten Fossi­li­en mit außer­or­dent­lich gut überlie­fer­ten Einzel­hei­ten. Die Posido­ni­en­schie­fer-Fossi­li­en sind beson­ders mit dem Namen Holzma­den bzw. dem von dort stammen­den Präpa­ra­tor Dr. h. c. Bernhard Hauff verbun­den. Schie­fer wurde als Materi­al für Schie­fer­ta­feln, zur Dachde­ckung, als Hauswand­ver­klei­dung, als Fußbo­den­plat­ten (z. B. in der Versöh­nungs­kir­che in Oberko­chen) verwen­det. Weil in Holzma­den der Schie­fer großflä­chig abgebaut wurde (und z. T. noch wird), stieß man häufi­ger auf Fossi­li­en, z. T. auch mit schon fast riesi­gen Ausma­ßen (Fisch­sau­ri­er mit 10 m Länge, Seeli­li­en­ko­lo­nien auf einem 7 m langen Baumstamm, Meeres­kro­ko­di­le etc.). Ein etwa 4 m langer Ichth­y­o­sau­ri­er (Fisch­sau­ri­er) aus Holzma­den ziert das Treppen­haus des Gymna­si­ums, eine Seeli­lie aus Holzma­den das der Dreißen­tal­schu­le. — Ähnli­che Bedin­gun­gen, wie sie damals bei uns geherrscht haben, finden wir heute in einigen Berei­chen des Schwar­zen Meeres.

Im Aalener Raum (beson­ders schöne Fossi­li­en stammen aus Dewan­gen und Wasser­al­fin­gen) wurde der Schie­fer nicht regel­mä­ßig abgebaut. Verstei­ne­run­gen sind hier Zufalls­fun­de und werden meist nur in Bruch­stü­cken gebor­gen. Es lassen sich aber die gleichen Tierar­ten nachwei­sen wie in Holzma­den. Unsere Abbil­dung zeigt eine Seeli­li­en­ko­lo­nie, die in Wasser­al­fin­gen gefun­den wurde. Auf das rasche Abster­ben und den erschwer­ten Abbau von Lebewe­sen ist auch der Ölgehalt dieses Schie­fers zurück­zu­füh­ren. Dieses Stein­öl ist aus dem organi­schen Materi­al entstan­den. Ein Ölgehalt von ca. 7 % hat auch bei uns die Diskus­si­on über eine Nutzung dieses Vorkom­mens geführt, doch ließe diese sich im Moment noch nicht wirtschaft­lich durch­füh­ren. Große Ölschie­fer­vor­kom­men in Nordame­ri­ka sind aber der wirtschaft­li­chen Ausbeu­tung schon wesent­lich näher.

Aquaria­ner würden die Schie­fer­plat­ten sehr gern zur Ausge­stal­tung des Unter­was­ser­gar­tens nutzen. Bringt man Posido­ni­en­schie­fer in ein Aquari­um, so zeigt aber schon sehr bald eine schil­lern­de Ölschicht auf der Wasser­ober­flä­che die falsche Wahl an. Das Wohl der Fische erfor­dert einen schnel­len Stein-Austausch!

Fossi­li­en aus dem Posido­ni­en­schie­fer sind meist sehr flach. Die abgela­ger­ten Faulschlamm­schich­ten enthiel­ten sehr viel Wasser; durch den Druck der folgen­den Ablage­rungs­schich­ten wurde das Wasser heraus­ge­preßt, die Schich­ten auf etwa ein Zehntel der Ausgangs­stär­ke zusam­men­ge­drückt, ebenso die darin enthal­te­nen Fossi­li­en. Ammoni­ten, die als Fossi­li­en nur noch 1 — 2 cm dick sind, hatten ursprüng­lich Schalen von 10 ‑15 cm Stärke! Der Ölgehalt des Schie­fers ist verbun­den mit einem hohen Schwe­fel­an­teil in diesen Schich­ten; dieser entstammt den Eiwei­ßen der ursprüng­li­chen Organis­men. Heute liegt Schwe­fel z. T. im schwar­zen Schwe­fel­ei­sen (Eisen­sul­fid, FeS) gebun­den vor, häufi­ger noch als sog. Katzen­gold (Pyrit, Eisen­di­sul­fid, FeS2). Auch dafür haben wir einige schöne Beispie­le in unserer Ausstellung.

Horst Riegel

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte