Während der ganzen Jurape­ri­ode hatte ein Randmeer, ein Ausläu­fer des großen Mittel­mee­res (Tethys), unser Gebiet bedeckt. Gegen Ende der Jurazeit (vor etwa 135 Mill. J.) zog sich das Meer nach Süden zurück; in der darauf folgen­den Kreide­zeit war unser Bereich Festland. In dieser Endpha­se des Jurameers bilde­te sich das Natthei­mer Riff aus, das sich als Wallriff von Engen bis in unseren Raum über eine Länge von etwa 150 km nachwei­sen läßt. In gerin­ge­rer Ausprä­gung erreich­te die Riffbil­dung auch Oberko­chen, jeden­falls lassen sich die Schwamm­fun­de von der Eßhal­de so deuten.

Die ersten Koral­len­fun­de stammen aus Nattheim (daher »Natthei­mer Koral­len­schich­ten«), später gab die Gegend um Gerstet­ten viele herrli­che Jura-Koral­len preis. Die hier ausge­stell­ten Funde kamen zumeist bei Nattheim zutage, als beim Autobahn­bau die koral­len­füh­ren­de Schicht angeschnit­ten wurde.

Oberkochen

Koral­len bilden zwar Kalkske­let­te; doch wurde der Koral­len­kalk im Laufe der Zeit durch Kiesel­säu­re ersetzt (Verkie­se­lung).

Im Gegen­satz zu Kalk werden die verkie­sel­ten Teile nicht von Salzsäu­re angegrif­fen. So kann man mit Salzsäu­re den Kalk heraus­lö­sen und die wunder­schö­nen Koral­len­ske­let­te mit den vielen enthal­te­nen Feinstruk­tu­ren herauspräparieren.

Koral­len­bau­ten sind heute auf eine Zone beschränkt, die sich zwischen den Wende­krei­sen durch alle Ozeane zieht. Die im Aufbau der Koral­len­rif­fe betei­lig­ten Stein­ko­ral­len­stö­cke stellen eine Reihe beson­de­rer Ansprü­che: Die Mindest­was­ser­tem­pe­ra­tur muß 20° C betra­gen, die Tempe­ra­tur darf aber auch nicht zu hoch sein; 28 ° C sind für länge­re Zeit schon zuviel. Nach unten ist die Vorbe­rei­tung leben­der Stein­ko­ral­len ebenfalls beschränkt. Eine Meeres­tie­fe von 40 m wird selten unterschritten.

Das Vorkom­men der Stein­ko­ral­len wird im westli­chen durch die Ansprü­che der Zooxan­thel­len bestimmt, das sind einzelli­ge Algen, die im Gewebe der Koral­len (in Symbio­se) leben und ihre Photo­syn­the­se­pro­duk­te z.T. an die Koral­le weiter­rei­chen. Deshalb ist ausrei­chend Licht erforderlich.

Ähnli­che Bedin­gun­gen müssen zu der Zeit bei uns geherrscht haben, als das Natthei­mer Koral­len­riff entstand; Ein tropi­sches Randmeer, nicht tiefer als 40 m, mit ziemlich konstan­ten Tempe­ra­tu­ren zwischen 20 und 30 ° C.

In den heuti­gen Koral­len­rif­fen leben noch ganz ähnli­che Koral­len, Schwäm­me, Armfü­ßer etc. Die Aufnah­men aus dem Great Barri­er-Riff vor der Ostküs­te Austra­li­ens (von Frau Judith Pietsch­mann vom Tauch­club Aalen) können eine Vorstel­lung vermit­teln, wie es damals bei uns ausge­se­hen haben mag.

Horst Riegel

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