Oberkochen

Zwei Tiergrup­pen dominie­ren im Erdmit­tel­al­ter: Die Sauri­er und die Ammoni­ten. Während die Sauri­er ihre Vertre­ter haupt­säch­lich auf dem Lande hatten und nur mit einigen Gruppen (z.B. Fisch- oder Ichth­y­o­sau­ri­er und Schlan­gen­hals- oder Plesi­o­sau­ri­er) ins Meer zurück­kehr­ten, waren die Ammoni­ten Meeres­be­woh­ner geblieben.

Die Entwick­lung beider Formen hatte schon im Erdal­ter­tum begon­nen, doch ihre volle Entfal­tung fanden beide Tiergrup­pen erst im Erdmit­tel­al­ter. Das Erdmit­tel­al­ter wird in die drei Haupt­ab­schnit­te Trias (mit den Unter­ab­tei­lun­gen Buntsand­stein, Muschel­kalk und Keuper), Jura (mit Lias = Schwarz­ju­ra, Dogger = Braun­ju­ra und Malm = Weißju­ra) und Kreide geglie­dert. Die Kreide­zeit endet mit einer Katastro­phe, in der eine Reihe von Tiergrup­pen ausstirbt. Sie wurde wahrschein­lich durch den Einschlag eines Riesen­me­teo­ri­ten vor 65 Mill. Jahren in der Karibik (in der Nähe der Halbin­sel Yucatan) ausge­löst. Auch für die Sauri­er und die Ammoni­ten war es das Aus.

Was wissen wir über die Ammoni­ten? Überlie­fert sind fast ausschließ­lich ihre Außen­pan­zer, die Schne­cken­scha­len sehr ähnlich sind. Doch hat sich eine Schwes­ter­grup­pe der Ammoni­ten, die Perlboo­te oder Nauti­lus-Arten bis heute in der Südsee erhal­ten. Warum die Perlboo­te die große Katastro­phe überle­ben konnten, die Ammoni­ten aber nicht, ist unbekannt. Die Schalen der Perlboo­te unter­schei­den sich nur wenig, aber doch deutlich von denen der Ammoni­ten. Es handelt sich dabei um einfach gebau­te Tinten­fi­sche mit ca. 90 Fangar­men und 5 Herzen (eines für den Körper und je eines für jede der 4 Kiemen. Die anderen moder­nen Tinten­fi­sche haben entwe­der 10 Arme (wie die Sepien oder Kalma­re) oder 8 (wie die Kraken) und nur noch 3 Herzen (es sind nur 2 Kiemen vorhan­den!), außer­dem keine äußere Kalkscha­le mehr. Mit der Annah­me, daß die Ammoni­ten so ähnlich ausge­se­hen haben wie die heuti­gen Perlboo­te, können wir uns ein sehr gutes Bild von diesen Tieren machen. Während die Schne­cken­scha­le so getra­gen wird, daß die Öffnung nach unten zeigt, war die Öffnung der Ammoni­ten­scha­le nach oben gerich­tet. Im Gegen­satz zur Schne­cken­scha­le war sie in einzel­ne Kammern geglie­dert; in der äußers­ten steck­te der Tierkör­per, die restli­chen waren z.T. mit Gas gefüllt, um durch den Auftrieb einen Ausgleich für das Schalen­ge­wicht zulie­fern. Damit erreich­te der gesam­te Organis­mus die Dichte des Meerwas­sers, die Tiere konnten schwimmen.

Das Perlboot besitzt ein Kopfstück, das es als Klappe benutzt, um den in die Wohnkam­mer zurück­ge­zo­ge­nen Tierkör­per zu schüt­zen. Eine ähnli­che Aufga­be erfüll­ten wohl die zu den Ammoni­ten gehören­den Aptychen. Man kennt Ammoni­ten ganz unter­schied­li­cher Größe, manche hatten auch teilwei­se gestreck­te oder verdreh­te Gehäu­se. Solche Formen traten vor allem in der Kreide­zeit auf. Aus dieser Epoche stammen auch Ammoni­ten mit bis zu 2 m Gehäusedurchmesser!

Horst Riegel

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