Wir haben mehrfach über die chrono­lo­gi­sche Abfol­ge in der Darstel­lung der Oberko­che­ner Heimat­ge­schich­te in den 8 Räumen des im Entste­hen begrif­fe­nen Heimat­mu­se­ums im Schil­ler­haus berich­tet. Mit diesem Bericht möchten wir eine Berichts­er­ie zu den einzel­nen Räumen in loser Folge beginnen.

Unser Dank gilt an erster Stelle den beiden Herren, die für diesen Raum verant­wort­lich zeich­ne­ten, und die ihn in monate­lan­ger akribi­scher Arbeit bis zur musea­len Reife gebracht haben: Herrn Paul Abele und Herrn StD i.R. Horst Riegel, aus dessen Feder der folgen­de Bericht stammt. Die Fotos hat Herr Rolf Stelzen­mül­ler gefertigt.

Dietrich Bantel

Oberkochen

Der Raum 1 im Heimat­mu­se­um
Das Heimat­mu­se­um nähert sich langsam einem Zustand, in dem man es dem Publi­kum präsen­tie­ren kann. Der endgül­ti­ge Ausbau wird noch ein paar Jahre dauern, dafür sind noch viele Arbeits­stun­den und natür­lich auch das Geld für die Anschaf­fung weite­rer Vitri­nen etc. notwendig.

Der Raum 1, in dem die geolo­gisch-päläon­to­lo­gi­sche Sammlung unter­ge­bracht ist, ist in seiner Einrich­tung am weites­ten fortge­schrit­ten. Hier fehlt nur noch die Raumdi­dak­tik, die trans­pa­rent vor dem Fenster angebracht werden soll, und die endgül­ti­ge Beschrif­tung. Letzte­re soll — damit ein einheit­li­cher Eindruck entsteht — zusam­men mit den Beschrif­tun­gen in anderen Räumen erfol­gen. Die Raumdi­dak­tik soll kurze Infor­ma­tio­nen geben, Zusam­men­hän­ge aufzei­gen und verständ­lich machen, bezogen auf die Thema­tik des Raumes.

Dieser Raum führt uns am weites­ten in die Geschich­te unserer Gegend zurück. Oberko­chen liegt auf der Schwä­bi­schen Alb und damit vollstän­dig in der geolo­gi­schen Forma­ti­on des Oberen oder Weißen Jura (Malm).

Die Erdepo­che des Jura wird in drei Haupt­ab­schnit­te unter­glie­dert, die neutral als Unterer, Mittle­rer und Oberer Jura bezeich­net werden. In England kamen hierfür die Bezeich­nun­gen Lias, Dogger und Malm auf, die heute weltweit verwen­det werden. In Deutsch­land hat sich die Eintei­lung in Schwar­zen, Braunen und Weißen Jura erhal­ten, die gerade die Situa­ti­on auf der Schwä­bi­schen Alb sehr schön wider­spie­gelt. Wir verwen­den sie deshalb auf unseren »Namens­tä­fel­chen«. In dieser süddeut­schen Nomen­kla­tur werden im Schwar­zen, im Braunen und im Weißen Jura nochmals jeweils 6 Schich­ten unter­schie­den, die mit griechi­schen Buchsta­ben bezeich­net werden. Dabei bezeich­net Alpha die ältes­te, zeta die jüngs­te Schicht inner­halb jeder dieser Unter­ab­tei­lun­gen (z.B. Weißju­ra alpha etc.). Auch hier bestehen noch andere, wissen­schaft­li­che Bezeich­nun­gen; so gilt Aaleni­um für Brauner Jura alpha + beta.

Der Kern unserer Ausstel­lung besteht aus Leihga­ben des Oberko­che­ner Hobby-Geolo­gen Paul Abele. Die Mehrzahl seiner Funde stammen aus unserer Gemar­kung, meist auf Baustel­len entdeckt (z.B. beim Bau der Heide­stra­ße). Andere kommen aus unserer Umgebung, beson­ders schöne vom Natthei­mer Korallenriff.

In Oberko­chen steht nur Weißju­ra an, d.h. Gestei­ne, die vor ca. 150 Mill. bis 135 Mill. J. entstan­den sind. Dabei ist Weißju­ra alpha noch vom Talschutt verdeckt, Weißju­ra zeta zum aller­größ­ten Teil bereits abgetra­gen. Die ältes­ten Juraschich­ten liegen bei uns einige hundert Meter unter der Erde, sie wurden durch Bohrun­gen im Wolfert­s­tal nachge­wie­sen. Verstei­ne­run­gen aus dieser Zeit kann man bei Wasser­al­fin­gen, Dewan­gen etc. finden. Wir können einige schöne Stücke zeigen, die zwei von der Stadt Oberko­chen angekauf­ten Sammlun­gen (Schnei­der — meist Braun­ju­ra — und Werner — meist Schwarz­ju­ra) entstam­men. Die Stein­hei­mer Fossi­li­en sind eine Leihga­be von Herrn A. Langen­bu­cher, Steinheim.

Im Talschutt wurden in Oberko­chen auch Keuper-Fossi­li­en (über 200 Mill. J. alt) gefun­den; sie stammen aber aus der Gegend von Gaildorf oder Crails­heim. Sie wurden von der »Urbrenz«, die damals nördlich von Crails­heim entsprang und das obere Kocher­tal in umgekehr­ter Richtung durch­floß, als Flußge­röll bis zu uns trans­por­tiert. Ein Mammut­zahn, den Herr Dr. Reif in Oberko­chen fand, und der heute in der Biolo­gie­samm­lung des Gymna­si­ums steht, kam vermut­lich mit Donau­kies an eine Oberko­che­ner Baustelle!

Wir wollen in Raum 1 einen ersten Eindruck vermit­teln von der Oberko­che­ner Erdge­schich­te, mit Seiten­bli­cken auf unsere nähere Umgebung. Wir können leider nicht alle Schau­stü­cke zeigen, dazu reicht einfach der Platz nicht. Wir haben uns bemüht, die schöns­ten und inter­es­san­tes­ten Beispie­le auszuwählen.

Überzeu­gen Sie sich an einem der nächs­ten »Offenen Tage«! Wir sind stets empfäng­lich für Anregun­gen, wie wir das eine oder andere noch besser präsen­tie­ren können!

Horst Riegel

Weitere Berichte aus dieser Kategorie

Weitere Berichte