Am Diens­tag, 13.6.1995, fand, wie in beiden Tages­zei­tun­gen berich­tet, in Unter­ko­chen die Einwei­hung eines »archäo­lo­gi­schen Rundgangs zwischen vorge­schicht­li­chen und mittel­al­ter­li­chen Befes­ti­gun­gen« zum Stich­wort »Kocher­burg« statt.

Wir Oberko­che­ner, das sei neidlos einge­räumt, sind uns durch­aus klar darüber, daß unsere Oberko­che­ner Geschich­te akten­kund­lich erst mit der bislang ältes­ten urkund­li­chen Erwäh­nung im Jahr 1337 beginnt. Vor diesem Zeitpunkt wird in den Urkun­den nur ein Ort namens »Kochen« erwähnt. Die unter diesem Namen zusam­men­ge­faß­ten Siedlun­gen im oberen Kocher­tal sind in den Ellwan­ger Kloster­ak­ten immer­hin noch weite­re 200 Jahre bis ins Jahr 1136 zurückverfolgbar.

Zwar konnten vom LDA in Oberko­chen anläß­lich der Freile­gung von 95 alaman­ni­schen Gräbern aus dem 6. u. 7. nachchrist­li­chen Jahrhun­dert auf dem Grund­stück Stelzen­mül­ler in der Frühlings­stra­ße auch 2 Pfosten­gru­ben nachge­wie­sen werden, die mögli­cher­wei­se zu einem frühchrist­li­chen Kultbau gehör­ten — der Beweis hierfür konnte leider nicht erbracht werden: Er liegt, wie Dr. Stork vom LDA in seinem vielbe­ach­te­ten Vortrag zur Oberko­che­ner Alaman­nen­zeit, ebenfalls am 13.6.95 im Schil­ler­haus bemerk­te, unter der Straßendecke.

Fest steht jeden­falls, daß das Zentrum dieser Kochen-Siedlun­gen Unter-, nicht Oberko­chen war, mit Urkir­chen, die mit großer Sicher­heit längst vor der Gründung des Ellwan­ger Klosters im Jahr 764 existierten.

Die Geschich­te Oberko­chens ist zu diesem Zeitpunkt, und noch lange danach, eng an die Unter­ko­chens angebun­den. (Bekannt ist, daß der südli­che Teil Oberko­chens zum Königs­bron­ner Kloster gehörte).

Im Gegen­satz zu Oberko­chen, wo bis jetzt noch keine frühge­schicht­li­chen Bauwer­ke nachge­wie­sen werden konnten, gibt es auf der Unter­ko­che­ner Gemar­kung eine prähis­to­ri­sche und eine mittel­al­ter­li­che Kocherburg.

Dietrich Bantel

In dem druck­fri­schen Führer zu dem archäo­lo­gi­schen Rundgang, der von der Gesell­schaft für Vor- und Frühge­schich­te in Württem­berg und Hohen­zol­lern e. V. Stutt­gart in Zusam­men­ar­beit mit dem Staat­li­chen Forst­amt Aalen 1995 (Texte Dr. Krause und Dr. Schnei­der, LDA) verfaßt wurde und auf die Initia­ti­ve von OFR Ulmer vom Staatl. Forst­amt zurück­geht, ist die Geschich­te kurz so dargestellt:

Zur Geschich­te der prähis­to­ri­schen Kocher­burg
Ihre ehemals mächti­gen Befes­ti­gungs­an­la­gen befan­den sich in einer hervor­ra­gen­den strate­gi­schen Lage hoch über dem Tal des Roten Kochers an einem wichti­gen Verkehrs­weg, der von Nord nach Süd durch die östli­che Schwä­bi­sche Alb führte. Die reichen Eisen­erz­vor­kom­men (Bohnerz, Eisen­schwar­ten) des Härts­fel­des und des Albuchs haben während der Hallstatt- und Laténe­zeit seit dem 6. Jahrhun­dert vor Chris­tus zu einer inten­si­ven Besied­lung dieses Raumes geführt, wovon zahlrei­che Grabhü­gel­ne­kro­po­len, Wallan­la­gen von ehema­li­gen Befes­ti­gun­gen und kelti­sche Viereck­schan­zen Zeugnis sind.

Unsere Kennt­nis­se der prähis­to­ri­schen Geschich­te der Kocher­burg sind gering und beruhen auf Grabun­gen im Bereich des inneren, mächti­gen Walles, an dem F. Hertlein im Jahre 1913 und H. Zürn 1957/58 Ausgra­bun­gen durch­führ­ten. Die Hochflä­che ist bislang unerforscht, und wir wissen nicht, in welchem Umfang der Innen­raum besie­delt und mit Häusern bestan­den war.

Die Grabun­gen haben gezeigt, daß es bereits eine Besied­lung an der Wende vom 3. zum 2. Jahrtau­send während der Frühen Bronze­zeit gegeben hat. Die Mehrzahl der Scher­ben­fun­de datie­ren die »Haupt­sie­del­tä­tig­kei­ten« vielleicht in die späte Hallstatt­zeit und vor allem in die frühe Laténe­zeit (5./4. Jh. v. Chr.).

Die Wallan­la­gen
Auf drei Seiten besitzt das Hochpla­teau einen natür­li­chen Schutz durch die steil abfal­len­den Hänge. Ledig­lich im Nordos­ten zur Hochflä­che des Härts­fel­des hin wurde der flach anstei­gen­de Hang des »Wallen­tei­ches« durch zwei gestaf­felt angeleg­te Befes­ti­gun­gen gesichert, die sich heute in unter­schied­li­chen Wällen erhal­ten haben. Der äußere, am unteren Rand gelege­ne Vorwall, erstreckt sich über eine Länge von 366 m und ist noch bis zu 1 m Höhe erhal­ten. Da hier keine Grabun­gen durch­ge­führt wurden, ist über Alter und Art der Befes­ti­gung nichts bekannt.

Der etwa 250 m westlich und 40 m höher gelege­ne Haupt­wall nutzt geschickt die Hangkan­te der 630-Meter-Höhen­li­nie und präsen­tiert sich dem Besucher als ein imposan­tes Bauwerk mit einer Länge von etwa 424 m und einer erhal­te­nen Höhe von 2 bis 3 m. Davor sind als Gelän­de­mul­de noch die Reste des ehemals vorge­la­ger­ten Grabens erkenn­bar. Die Grabungs­er­geb­nis­se und ihre Inter­pre­ta­ti­on werden auf der 2. Tafel vor dem alten Zugang zur Innen­flä­che erläutert.

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