Im Heimat­buch berich­tet Willi­bald Grupp auf Seite 377 über seinen Vater Franz Grupp — »… ein sanges­freu­di­ger Mann, Komiker, Unter­hal­ter, Enter­tai­ner b. Vereins­ver­an­stal­tun­gen. Von Wasser­al­fin­gen bis Giengen hinauf hatte er seine Komikeraben­de. Er sang seine einstu­dier­ten Lieder im Noten­frack, Noten­hut, im Bauern­hemd mit Zipfelmütze …«

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Aus der Ehe des Franz Anton Grupp, verhei­ra­tet mit Magda­le­na Katha­ri­na, geb. Seitz (1865 ‑1901) und in 2. Ehe mit Maria Rosina, geb. Gold (1872 ‑1950) gingen 15 Kinder hervor.

Auf dem Grupp’schen Hof im Schrei­ner­gäss­le im Jahr der Franzö­si­schen Revolu­ti­on, 1789, von Joachim Schee­rer erbaut, war Geld immer Mangel­wa­re, und die Kinder mußten früh schon zum Unter­halt beitragen.

»… die Mädla hant gnäht ond gnäht, ond ällas Gääld dr Muadr gäba — ersch nochm Heiri­ga (nach der Hochzeit) hant se gfraugt, ob se s’Gääld jetz bhalta därfat …« Einige Kinder arbei­te­ten in der Fabrik. Von den Buben ist überlie­fert »… aber dia hant s’Gääld net so gära agliefert …«.

Vor allem während der zum Teil verreg­ne­ten schlech­ten Ernten im und nach dem 1. Weltkrieg konnte man sich mit der Landwirt­schaft kaum über Wasser halten.

So setzte der Famili­en­va­ter Franz Grupp (1896 ‑1908 war er Real-Obmann, und außer­dem war er ein wichti­ger Mann im Gesangsvereins/Sängerbund) schon bald seine Talen­te zum Sänger und Komiker in bare Münze um. Aller­dings kam das Geld nicht »zom Beena­laa­da rei«. Der Sohn Willi­bald Grupp erinnert sich noch, wie der Vater von einem seiner Komikeraben­de in Giengen ganze Sechzehn­mark­fuff­zich heimbrach­te, und die Kinder »Beigle gmacht hant vom Kloigääld«.

Sein handge­schrie­be­nes Lieder­buch befin­det sich in Grupp’schem Famili­en­be­sitz. Es besteht aus 46 Liedern zeitge­nös­si­scher und älterer Lieder­ma­cher. Beson­ders beliebt war sein Parade­stück »Der Postil­lon von Longju­meau«. Die Juwele dieser Lieder­samm­lung sind aber zweifels­oh­ne 8 Lieder, die Franz Grupp selbst kompo­niert hat, samt dem Text dazu.

Die Titel der von ihm selbst kompo­nier­ten Lieder lauten:

Aber sonst. S’Gan­serl mit oam Fuß. Der neue Münch­hau­sen. Der schlaue Hansel. Ich, ich spiel gern den Herrn. Mause­fal­len­händ­ler. So war es früher und so ist es heut. Der Michel und der Bachfrieder.

Eines davon möchten wir heute veröf­fent­li­chen, und zwar ein so genann­tes »Couplet«. (Duden Ursprüng­lich die Verbin­dung zweier rhyth­mi­scher Sätze zu einer Strophe. Heute scherz­haft-satiri­sche Strophen­lie­der mit wieder­keh­ren­dem witzi­gem Kehrreim, z.B. in der komischen Oper und der Operet­te.). Dieses Couplet wurde von Franz Grupp vor nahezu 100 Jahren im Jahre 1898 verfaßt und hat den Titel:

Der neue Münch­hau­sen.
Was Neues will ich Euch erzäh­len,
doch keine Lügen, glaubt es wohl.
In meiner Heimat sind die Linsen
so groß als hier der Blumen­kohl;
die Spatzen sind, ihr dürft es glauben,
so groß als eine fette Gans,
und unsre Hasen haben sämtlich,
wie hier die Kühe einen Schwanz.

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Am Klavier wurde der Gruppa Franzl zunächst von der Schwä­ge­rin vom »Kroana­wirt«, später von Hermann Spranz, einem Neffen des Dirigen­ten Spranz, begleitet.

Es ist überlie­fert, daß am Tag des Todes vom Gruppa Franzl (29.4.1926) seine im Wohnzim­mer an einem Nagel hängen­de Taschen­uhr, die immer aufge­zo­gen war, stehen blieb.

Der Heimat­ver­ein plant für 1996 einen Lieder­abend mit Liedern aus dem Lieder­buch den Franz Grupp, und natür­lich haupt­säch­lich seinen eigenen.

Infor­ma­tio­nen und Fotos verdan­ken wir:
Engel­bert und Rita Grupp (Goldab­au­er)
Willi­bald und Rosa Grupp
Ida Tritt­ler, geb. Grupp,
Suse Zweig, geb. Grupp
Repros: Rolf Stelzenmüller

Dietrich Bantel

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