3. Septem­ber 1895
Am 3. Septem­ber 1895 feier­te der auch für Oberko­chen zustän­di­ge katho­li­sche Dekan Kollmann in Unter­ko­chen sein fünfzig­jäh­ri­ges Pries­ter­ju­bi­lä­um mit einem großen Fest, an dem auch Oberko­che­ner teilnah­men. Die Harmo­nie des Festes wurde am Nachmit­tag gestört »durch eine in Oberko­chen ausge­bro­che­ne Feuers­brunst, wozu die Unter­ko­che­ner Feuer­wehr zur Hilfe­leis­tung requi­riert wurde«.
Was war gesche­hen? Dazu sagt eine andere Zeitungsmeldung:

»In Oberko­chen brach gestern ein Feuer aus, das mehre­re Häuser, darun­ter das des Schult­hei­ßen, samt Hinter­ge­bäu­den teils in Asche legte, teils schwer beschä­dig­te. Die Ortsfeu­er­wehr setzte der Weiter­ver­brei­tung des Feuers mit anerken­nens­wer­ter Energie eine Grenze.

Auch die Feuer­wehr von Unter­ko­chen, die mit Extra­zug nach Oberko­chen beför­der­te Abtei­lung der Aalener Feuer­wehr samt einer Sprit­ze aus Königs­bronn griffen mit Erfolg ein. Wie man hört, soll das Feuer von einer Dampf­dresch­ma­schi­ne ausge­gan­gen sein«.

Schne­cken­post-Telegramm
Die telegra­phi­sche Alarmie­rung der Aalener Feuer­wehr veran­laß­te die »Kocher-Zeitung« einige Tage später zu folgen­der Glosse:

»Es gibt dreier­lei Telegram­me: 1. Expreß‑, 2. Einschreib- und 3. Normal­te­le­gram­me. Die erste­ren bieten Garan­tie für unbedingt sofor­ti­ge Beför­de­rung, bei der zweite­ren Sorte ist Beför­de­rung sicher, aber sie läßt Raum für Verschlep­pun­gen, die dritte Art kann mit dem Zunamen »Schne­cken­post Telegramm« belegt werden. Ist z. B. in Oberko­chen ein Großfeu­er ausge­bro­chen und die Aalener Feuer­wehr soll zum Brand­platz gerufen werden, so genügt ein gewöhn­li­ches Telegramm nicht, weil es erst nach einer Stunde ankommt«.

Dies wieder­um ließen die »Schne­cken­post­zu­stän­di­gen« nicht auf sich sitzen. Sie recher­chier­ten eifrig und förder­ten das Telegramm als »corpus delic­ti« zutage. Auf dem stand »Aufga­be­zeit 4 Uhr 45, Ankunfts­zeit 5 Uhr 50«! Also doch, wie die Zeitung sagte!? Weit gefehlt! Noch gründ­li­che­re Nachfor­schun­gen ergaben dann einen Irrtum des Telegramm­ab­sen­ders, er hatte in der Aufre­gung die Uhrzeit falsch angege­ben: »Die Übermitt­lung des Telegramms nach Aalen hatte in Wirklich­keit nur 5 Minuten in Anspruch genommen«.

Wem der Irrtum unter­lau­fen war, konnte nicht festge­stellt werden. Sicher­lich war es nicht das gemäß § 1 der Feuer­lösch­ord­nung zustän­di­ge Oberko­che­ner Ortsober­haupt. Schult­heiß Bezler nahm ja an der Feier für Dekan Kollmann in Unter­ko­chen teil, und als er von dort nach Oberko­chen zurück­kehr­te, fand er nur noch die einge­äscher­ten Reste seines Hauses vor.

21. Septem­ber 1895
Brand des Zehnt­sta­dels
»In Oberko­chen brann­te in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag der mit Ernte­er­geb­nis­sen reich besetz­te Zehent­sta­del vollstän­dig aus. Der Ort hatte zu dieser Zeit Einquar­tie­rung mit Artil­le­rie und so waren in dem Stadel auch mehre­re Pferde unter­ge­bracht. Diese konnten jedoch bis auf zwei, welche Eigen­tum des Haupt­manns Lotte­rer waren und einen Wert von 3000 Mark reprä­sen­tie­ren, geret­tet werden. Ein Soldat soll verdäch­tigt sein, das Feuer verur­sacht zu haben«, — soweit die kurze Zeitungs­mel­dung über das 2. Feuer in Oberko­chen inner­halb kürzes­ter Frist.

Da über den Oberko­che­ner Zehnt­sta­del schon ein ausführ­li­cher Bericht vorliegt (BuG-Bericht Nr. 21 vom 10.6.1988) soll hier nicht mehr darauf einge­gan­gen werden. Von der dritten Brand­ka­ta­stro­phe des Jahres 1895, die sich einige Tage später anbahn­te, erzählt unser nächs­ter Bericht.

Der Zeitungs­be­richt sagt, das Feuer vom 3. Septem­ber 1895 sei durch eine Dresch­ma­schi­ne hervor­ge­ru­fen worden. Unser Foto aus der Sammlung Kuno Gold zeigt Elmers Dampf­mo­bil und Dresch­ma­schi­ne, wie sie in späte­ren Jahren in Oberko­chen im Einsatz waren.

Volkmar Schrenk

Oberkochen

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