Zum Jahres­wech­sel 1898/99 erschien in der Aalener Kocher-Zeitung ein Neujahrs­wunsch, »mitge­teilt von Unter­leh­rer Mayer in Oberko­chen«, den wir im Origi­nal wiedergeben:

Prosit Neujahr!
(Mitge­teilt von Unterl. Mayer in Oberkochen)

Hört, hört, es schlägt die zwölf­te Stund -
Mit feier­li­chen Schlä­gen!
Prosit Neujahr, Prosit Neujahr -
Und Gottes reichen Segen.

Dem König auf dem Throne hoch,
Ihm wünsch ich Ruh und Frieden
Mög Gott vor falschen Räten doch
Und Schmeich­lern Ihn behüten!

Dem Landmann unter Dach so froh
Dem wünsch ich Ernte­se­gen,
Und gute Knecht und Mägde auch,
Und Sonnen­schein und Regen!

Verdienst, Bezah­lung wünsche ich
Dem fleiß’­gen Handwerks­man­ne,
Und nach der Arbeit süße Ruh
Und eine volle Kanne!

Den Eltern, Lehrern wünsche ich
Gehor­sam — fleiß’­ge Kinder,
Den Hirten Schafe fromm und gut
Und wenig Böck und Sünder!

Ich wünsche Zucht und Ehrbar­keit
Vor allem den Jungfrau­en,
Und daß sie nicht zu lang, zu viel
Hinein in Spiegel schauen!

Den jungen Burschen wünsche ich,
Zur Arbeit Lust, Gedei­hen,
Und daß sie auch, und daß sie auch -
Recht wohlge­zo­gen seien.

Dem Schult­heiß und Gemein­de­rat,
Daß sie streng Ordnung führen,
Und daß sie sodann nach wie vor
Ein gut Exempel statuieren!

Den Armen wünsch ich Brot genug,
Barmher­zig­keit den Reichen,
Gesund­heit allen, die im Bett
Ach liegen, schnau­fen, keuchen!

Den Männern wünsche ich Geduld,
Den Frauen schöne Kleider,
Dem Schuld­ner Nachlaß seiner Schuld
Geld — Allen und so weiter.

O Schenk uns Frieden, guter Gott,
Laß keinen Krieg mehr kommen!
Und laß uns alle, alle einst
Zu dir in Himmel kommen!

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