Anläß­lich der Renovie­rungs- und Erwei­te­rungs­ar­bei­ten auf dem Postamt Oberko­chen vor 3 Jahren überreich­te mir der seiner­zei­ti­ge Amtslei­ter, Herr Erhard, eine Reihe von abgelich­te­ten Unter­la­gen aus Dokumen­ten der kleinen Ausstel­lung, die damals gezeigt wurde. Teilwei­se sind sie nicht leicht zu lesen.

Beson­ders inter­es­sant sind die Unter­la­gen zur Einrich­tung des Fernsprech­diens­tes, und hier wieder­um die Errich­tungs­ur­kun­de vom 8. Febru­ar 1903. Dort heißt es:

Betreff die Einrich­tung einer Fernsprech­an­stalt in Oberkochen.

Bericht an das K.Ministerium der auswär­ti­gen Angele­gen­hei­ten, Abthei­lung für die Verkehrsanstalten . .

Auf Ansuchen des Gemein­de­rats in Oberko­chen wurde die Fernsprech­an­stalt daselbst nicht im Rathaus, wie zuerst vorge­se­hen war, sondern im Gasthaus zum Hirsch (G. Nagel) einge­rich­tet. Referent Renner.

Die mit hoher Geneh­mi­gung vom 28. Mai vorigen Jahres in Oberko­chen einge­rich­te­te Fernsprech­an­stalt kann am 10. Febru­ar d.J. in Betrieb genom­men werden. An diesel­be sind 2 Theil­neh­mer angeschlos­sen. Hienach dürften entspre­chen­de Bekannt­ma­chun­gen durch das hohe Minis­te­ri­um im Staats­an­zei­ger und im Amtsblatt der Verkehrs­an­stal­ten zu erlas­sen sein. Die Entwür­fe hiezu legt die General­di­rek­ti­on vor.

Am 20. Febru­ar d. Js. wird im Gasthaus zum Hirsch in Oberko­chen eine Fernsprech­an­stalt mit öffent­li­cher Telephon­stel­le dem Betrieb überge­ben. Sie ist durch die Verlän­ge­rung der Doppel­lei­tung Aalen-Unter­ko­chen bis Oberko­chen mit dem Fernsprech­netz des Landes in Verbin­dung gesetzt.

Die Fernsprech­dienst­zeit dauert an Werkta­gen von 7/8 bis 12 Uhr vormit­tags und von 2 bis 7 Uhr nachmit­tags, an Sonn- und Festta­gen von 11 — 12 1/2 Uhr.

Kopien dieses Schrei­bens gingen u.a. an die General­di­rek­ti­on der K. Bayeri­schen Posten und Telegra­phen in München, die Kaiser­li­che Oberpost­di­rek­ti­on in Karls­ru­he, die Kaiser­li­che Oberpost­di­rek­ti­on in Frank­furt, die Kaiser­li­che Oberpost­di­rek­ti­on in Straß­burg die Schwei­ze­ri­sche Telegra­phen­di­rek­ti­on in Bern und an das Reichs­post­amt in Berlin.

Zum Zeitpunkt der Einrich­tung waren noch eine Reihe von Fragen ungeklärt. So heißt es z.B.: Wegen der Zulas­sung des Sprech­ver­kehrs zwischen Oberko­chen und Ludwigs­ha­fen (Rhein) (über Mannheim) hat sich die Gemein­de mit dem Reichs­post­amt ins Beneh­men gesetzt, das ersucht wird, sich mit der Zulas­sung einver­stan­den erklä­ren zu wollen.

Abschlie­ßend heißt es: Die Fernsprech­an­stalt liegt in der II. Zone. Zur Vermitt­lung ihres Verkehrs mit Basel sind 3 Umschal­tun­gen auf deutschem Gebiet erforderlich.

Dietrich Bantel

Das Gasthaus Hirsch im Jahr 1902/3
Durch Zufall liegt mir eine litho­gra­phi­sche Ansichts­kar­te vor, die exakt im Jahr 1902, dem Jahr der Geneh­mi­gung der Fernsprech­an­stalt im Gasthof Hirsch, in Oberko­chen im Gasthaus Hirsch geschrie­ben und in Oberko­chen aufge­ge­ben worden ist.

Sie ist gerich­tet an:
Ober-Matro­se Wilhelm Häuse­rer
an Bord s.M.Sch. »Vineta«
durch Vermitt­lung des Kaiserl. Hofpost­amts
Berlin
Der Text lautet: Sind heute bei Georgs Konfir­ma­ti­on in Oberko­chen und senden Dir die besten Grüße. Herzli­che Grüße sendet (Vorna­me unleser­lich) Wieden­hö­fer
Gruß Clara
Herzli­chen Gruß, Dein Vetter G. Nagel.

Oberkochen

Ergän­zung zu Bericht 226
Das 1. Telefon in Oberko­chen: 1903

In unserem Bericht 226 in BuG v. 23.9.94 heißt es: Die mit hoher Geneh­mi­gung vom 28. Mai 1902 in Oberko­chen einge­rich­te­te Fernsprech­an­stalt kann am 10. Febru­ar 1903 in Betrieb genom­men werden.

An diesel­be sind 2 Theil­neh­mer angeschlossen …

Mittler­wei­le konnten wir im Adreß- und Geschäfts­hand­buch, das 1908 von der Stadt Aalen heraus­ge­ge­ben wurde, feststel­len, daß es sich bei den beiden in obigem Text nicht nament­lich genann­ten Teilneh­mern um die Firmen Günther und Leitz gehan­delt hat. Der Text lautet:

Oberko­chen — Oeffent­li­che Telephon-Sprech­stel­le (damit ist die beschrie­be­ne Sprech­stel­le im Hirsch/Nagel gemeint). Dienst­stun­den: Werktags im sommer von 7 Uhr, im winter von 8 — 12 Uhr und 2 — 7 Uhr. Sonntags 11 — 12.30 Uhr.

Darun­ter sind genannt:
1 Günther, G. Präzi­si­ons­zie­he­rei
2 Württ. Holzbohr­er­fa­brik, A. Leitz

Volkmar Schrenk

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