Zwischen den beiden jungstein­zeit­li­chen Artefak­ten (bandke­ra­mi­scher Hammer, Bericht 194, BuG vom 25. 6. 93) und dem erst kürzlich beschrie­be­nen Stein­beil (Bericht 214, BuG vom 8.4.94) und dem Römer­kel­ler (2./3. nachchrist­li­ches Jahrhun­dert) liegt ein Zeitraum von 2.500 Jahren, aus dem auf unserer Gemar­kung bis jetzt nur spärli­che Funde vorliegen:

1) Urnen­fel­der­zeit­li­che Siedlungs­res­te, die 1956 in der Kelten­stra­ße nachge­wie­sen werden konnten (Grund­stück Eber), ca. 1000 v. Chr.

2) Eisen­zeit­li­che Spuren, die 1914 im damali­gen Oberko­che­ner Forst »Grabhü­gel« gebor­gen wurden (jetzt Schloß­mu­se­um Heiden­heim), 8. — 3. Jahrhun­dert v. Chr.

3) la Téne-zeitli­che Keramik­scher­ben, die 1948 von dem Heiden­hei­mer Höhlen­for­scher Schnei­der gefun­den und von Oskar Parat als solche bestimmt wurden. (1. Jahrhun­dert v. Chr.)

Heute soll von weite­ren la Téne-zeitli­chen Funden berich­tet werden, die 1971 im Zusam­men­hang mit der Ausgra­bung des Römer­kel­lers im Weilfeld getätigt wurden.

Dr. Dieter Planck, seit Febru­ar 1994 Präsi­dent des Landes­denk­mal­am­tes Stutt­gart, schreibt in den Fundbe­rich­ten aus Baden-Württem­berg, Band 5. 1980, anläß­lich der Beschrei­bung des Oberko­che­ner Römerkellers:

»… Beson­ders zu erwäh­nen sind noch einige Scher­ben, die nicht in den römischen Zeitho­ri­zont passen. Ein Wandscher­ben mit Kammstrich­ver­zie­rung, das Bruch­stück einer Schale mit einzie­hen­dem Rand und ein Spinn­wir­tel sind vermut­lich la Téne-zeitlich und deuten darauf hin, daß hier mögli­cher­wei­se eine Siedlung dieser Zeit vorliegt.«

Leider ist der Spinn­wir­tel während der Errich­tung des Anbaus ans Gymna­si­um vor 10 Jahren bei Umräum­ar­bei­ten zusam­men mit einem bronze­nen römischen Gießstut­zen spurlos verschwun­den und nur noch fotogra­fisch dokumentiert.

Oberkochen

Der Wandscher­ben mit Kammstrich­ver­zie­rung (Foto 2) dagegen, und ein weite­rer Scher­ben dieser Zeit, bleiben als weite­re Belege dafür, daß im Weilfeld schon vor der römischen Nieder­las­sung eine Siedlung bestan­den haben könnte.

Oberkochen

Die hervor­ra­gend geeig­ne­te Lage der Anhöhe über dem geschütz­ten Seiten­tal des Kochers samt der Quelle des Erlen­bachs (Edlen­bach) sind sicher nicht erst den Römern aufgefallen.

Oskar Paret beschreibt in seinem Werk »Württem­berg in vor- und frühge­schicht­li­cher Zeit« (1961) die im Weilfeld gefun­de­ne fast schwarz­to­ni­ge vorchrist­li­che Tonwa­re wie folgt:

»… Beliebt und für die späte la-Ténezeit kennzeich­nend ist die Verzie­rung der Gefäße durch Besenstrich oder durch einen Kamm mit breiten Zinken (Kammstrich). Gelegent­lich ist der Rand des Gefäßes und auch der des Bodens gekerbt … Bezeich­nend ist auch die Graphit­t­on­ke­ra­mik, bei der der Ton etwa zur Hälfte mit Graphit vermengt ist, wohl um den Scher­ben dichter zu machen. Es ist Einfuhr­wa­re vom Passau­er Graphit­ge­biet. Diese Gefäße haben ihre beson­de­re Formen. Am häufigs­ten ist ein steil­wan­di­ger Topf mit Besenstrich­ver­zie­rung und einge­zo­ge­nem Oberteil mit wulsti­gem Rand. Bis 1958 waren schon etwa 60 Fundor­te von Graphit­ton­wa­re aus fast allen Landes­tei­len bekannt. Dies weist auf regen Handel mit dem Donau­ge­biet hin .. .«

Die 3 unschein­ba­ren Funde von 1971, vor allem die typische Graphit­t­on­ke­ra­mik­scher­be bewei­sen auf eine mögli­che vorchrist­li­che Siedlung im Weilfeld h in. Die späte la-Téne Zeit wird auf die Zeit ab 120 v. Chr. bis zum Beginn der römischen Kaiser­zeit um 40 n. Chr. begrenzt.

Dietrich Bantel

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