Ein zweiter stein­zeit­li­cher Fund in Oberko­chen
Der gut 5000 Jahre alte stein­zeit­li­che Hammer, der 1953 gefun­den und seitdem in Aalen verwahrt wurde, ist von OB Pfeif­le am 25.2.1994 nach Oberko­chen zurück­ge­ge­ben worden; wir haben darüber berichtet.

Im heuti­gen Beitrag geht es nun um ein nur wenig jünge­res stein­zeit­li­ches Beil, das vor 26 Jahren auf Oberko­che­ner Gemar­kung gefun­den wurde.

Zunächst auszugs­wei­se einige Bemer­kun­gen zur Fundge­schich­te, die in BuG v. 28.6.1968 veröf­fent­licht ist. Am 7. Apri 1968 fand Dr. Carl Weidmann (Minera­lo­ge), ein wissen­schaft­li­cher Mitar­bei­ter der Firma Carl Zeiss, auf der Suche nach Fossi­li­en auf einem Lesestein­hau­fen in der Flur »Strick« zwischen dem südli­chen Ortsrand und der Kocher­quel­le ein Stein­beil, das der Finder wie folgt beschreibt: »Das Beil ist aus einem, wahrschein­lich aus den Alpen stammen­den dunklen Serpen­tin­ge­stein gearbei­tet, hat eine Länge von 7,5 cm, eine maxima­le Breite von 4 cm bei einer maxima­len Dicke von 2 cm. Die Schneid­sei­te besitzt einen guten Schliff, während die Schäf­tungs­sei­te sehr rauh ist. Durch länge­res Liegen an der Oberflä­che ist die Politur durch Regen und Verwit­te­rung angegrif­fen. Eine doppel­te Beschä­di­gung der Schnei­de erfolg­te vermut­lich in jünge­rer Zeit, erkennt­lich am frischen Bruch. (Anmer­kung DB: Das Beil ist mit großer Sicher­heit von einem nichts­ah­nen­den Landwirt zusam­men mit anderen Steinen vom Acker auf den Lesestein­hau­fen gewor­fen und beim Aufprall leicht beschä­digt worden.) Das Beil war wahrschein­lich in einem Teilstück eines Hirsch­ge­weihs befes­tigt oder direkt in einem Gabel­holz geschäf­tet … Der Einzel­fund stammt wahrschein­lich nicht aus einer alten Siedlung — zu rauhes Klima sowie vor allem der harte steini­ge Boden ließen einen Hackan­bau nicht zu. Der Besit­zer muß das Beil auf der Jagd verlo­ren haben. Hierfür spricht auch der Fundort, der an einem Wildwech­sel aus einem kleinen Seiten­tal des Kocher­tals ganz in der Nähe der Quelle des Schwar­zen Kochers liegt.« Soweit Dr. Carl Weidmann.

Aus den spärli­chen Unter­la­gen und einem kurzen Schrift­ver­kehr, den mir das Landes­denk­mal­amt freund­li­cher­wei­se zur Verfü­gung gestellt hat, geht hervor, daß der bei der Firma Carl Zeiss beschäf­tig­te Fotogra­fi­ker Klaus Werner und ein Herr von Gleich im Zusam­men­hang mit der Überprü­fung von vorge­schicht­li­chen Daten für den zur Stadt­er­he­bung (Juni 1968) geplan­ten Bildband »Oberko­chen im Ostalb­kreis« das Beil unmit­tel­bar nach seiner Entde­ckung dem LDA zur Bestim­mung und Regis­trie­rung nach Stutt­gart überge­ben haben. (Brief von Herrn Wolfgang Porzig an das LDA v. 31.5.1968). Mit Datum vom 4.6.1968 regis­triert Dr. H. Zürn vom LDA das Beil. Erst 7 Jahre später, nämlich in den »Fundbe­rich­ten aus Baden-Württem­berg 2, 1975, S. 41«, taucht das Beil im gedruck­ten Schrift­gut des LDA auf. Dort ist es als neoli­thi­sches »Recht­eck­beil« beschrie­ben. Unter »Verbleib« ist »Privat­be­sitz« vermerkt. Aus einer Anmer­kung des LDA ist zu entneh­men, daß als priva­ter Besit­zer nur Dr. Carl Weidmann selbst in Betracht kommt.

Mit dem Tod von Dr. Weidmann verliert sich die Spur des Beils. Ab Anfang 1987 bemüh­te ich mich inten­siv, heraus­zu­fin­den, wo das für Oberko­chen kostba­re stein­zeit­li­che Artefakt abgeblie­ben war. Über eine Person, die nicht genannt sein will, erfuhr ich dann Mitte 1987, daß das Beil inzwi­schen in den Privat­be­sitz von Dr. Dr. Kühn von der Firma Carl Zeiss, Ehren­bür­ger von Oberko­chen, gelangt war.

Meine Anläu­fe, das Beil über die Stadt zurück­zu­be­kom­men, verlie­fen im Sand. Auf ein Schrei­ben des Bürger­meis­ters leider erst nach dem Tod von Dr. Dr. Kühn ging mit Datum vom 6.3.1991 das Schrei­ben einer Verwand­ten des Dr. Dr. Kühn aus Ratin­gen ein, demzu­fol­ge das nunmehr dort befind­li­che Oberko­che­ner Beil als »liebge­wor­de­ner histo­ri­scher Fund nicht zur Verfü­gung gestellt werden könne«.

Das LDA teilte auf Anfra­ge mit, daß es keine Möglich­keit gebe, auch keine recht­li­che, an das Beil »heran­zu­kom­men« und empfahl, es zum Zwecke der Ferti­gung eines Abgus­ses auszu­lei­hen, da ein neoli­thi­sches Stein­beil nicht unbedingt ein Fund von heraus­ra­gen­dem wissen­schaft­li­chem Inter­es­se sei, teilte Dr. Planck vom LDA auf meine Anfra­ge am 8.1.1991 mit. Der Fund habe zwar lokale, aber keine überre­gio­na­le Bedeu­tung, und nur im letzte­ren Falle könne das LDA die Heraus­ga­be verlangen.

2 Schrei­ben an die Adres­se der neuen Besit­zer mit der Bitte, das Beil dem Heimat­ver­ein zum Zwecke einer fotogra­fi­schen Dokumen­tie­rung und zur Ferti­gung einer Kopie kurzzei­tig zu überlas­sen, blieben unbeant­wor­tet.
Mit Schrei­ben vom 25.4.1991 läßt uns Herr Dr. Kraus­se vom LDA tröstend wissen:

»Bei entspre­chend inten­siv durch­ge­führ­ten Feldbe­ge­hun­gen im Umkreis von Oberko­chen ließen sich sicher­lich weite­re Nachwei­se der neoli­thi­schen Besied­lung und sicher­lich auch weite­re Stein­bei­le auffinden …«

Suchet, so werdet ihr finden.

Dem Heimat­ver­ein bleibt darüber­hin­aus nur zu wünschen, daß dieser Bericht von irgend­je­man­dem gelesen wird, der einfluß­rei­cher ist und mehr Überzeu­gungs­kraft hat als der Bürger­meis­ter von Oberko­chen und der Vorsit­zen­de des Oberko­che­ner Heimat­ver­eins zusammen.

Wir müssen natür­lich eine priva­te Entschei­dung, auf die wir keinen recht­li­chen Einfluß haben, respek­tie­ren, sind aber dennoch nach wie vor der Meinung, daß dieses stein­zeit­li­che Dokument langfris­tig nach Oberko­chen gehört.

Dietrich Bantel

Oberkochen

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