Seit der letzten Veröf­fent­li­chung über die Höhle im Schmie­de­stein sind nahezu 14 Jahre vergan­gen. (BuG v. 22.8.1980). Damals, genau am 5.7.1980, ist die Höhle von Mitglie­dern der Höhlen­in­ter­es­sen­ge­mein­schaft Oberko­chen (Höhlen-InGO) in Grund­riß und Profil aufge­nom­men worden (Peter Heinzel­mann, Archäo­lo­ge, Hajo Bajer, Diplom­geo­lo­ge, und Katrin Böhning, Schüle­rin am Gymna­si­um Oberko­chen). Eine Karolän­ge auf der heute abgebil­de­ten Karte entspricht 1 Meter in der Natur. Norden liegt diago­nal zu den Karos nach rechts oben.

Oberkochen

Eine Höhle muß, um speleo­lo­gisch eine solche zu sein, eine Mindest­län­ge von 5 Metern haben. Diese Voraus­set­zung erfüllt die kleine Höhle im Schmie­de­stein knapp. Auf dem Karten­blatt 7226/11 kommt sie auf den Koordi­na­ten 80820–04450 zu liegen, die Meeres­hö­he ist 620 m üNN. Für Höhlen­for­scher ist sie natür­lich nicht weiter inter­es­sant, wenn man davon absieht, daß sie mit Sicher­heit über die Jahrtau­sen­de, da in steilem Gelän­de gelegen, von beiden Seiten her stark einge­schwemmt und damit kleiner als in vorge­schicht­li­cher Zeit ist.

In den Achtzi­ger­jah­ren lag der Schmie­de­stein in lichtem Hochwald. Dieser ist inzwi­schen durch forst­wirt­schaft­lich beding­te Rodungs­ar­bei­ten abgeholzt worden; es bietet sich heute ein völlig verän­der­tes Bild, wie das am 24.10.1993 aufge­nom­me­ne Foto (D.B.) zeigt.

Diese kleine Höhle ist, wie mehrfach berich­tet, nicht vom Höhlen­kund­li­chen, sondern vom Geschicht­li­chen her von Inter­es­se. Aus diesem Grund steht sie seit Jahren unter Schutz; sie ist als Kultur­denk­mal ausge­wie­sen — das heißt, daß jegli­che eigen­mäch­ti­gen Verän­de­run­gen, sei es aus höhlen­kund­li­chem (speleo­lo­gi­schem) oder aus geschicht­li­chem Inter­es­se, bei hoher Strafe unter­sagt sind; das Denkmal­schutz­ge­setz aus den frühen Siebzi­ger­jah­ren hat hier unbefug­ten Aktio­nen einen Riegel vorgeschoben.

Im folgen­den soll eine aktuel­le Auflis­tung der geschicht­li­chen Erkennt­nis­se über die Höhle am Schmie­de­stein aufge­wie­sen werden.

Zum ersten Mal ist die Höhle von Alfons Mager, zusam­men mit Anton Mahler, Urahn der Oberko­che­ner Heimat­for­schung, in den Blättern des Schwä­bi­schen Albver­eins im Jahre 1929 behan­delt. (41. Jahrgang, Nr. 2, Geschich­ten und Sagen vom Volkmars­berg und seiner Umgebung).

Höhlen­for­scher Jansch­ke (Kirch­heim) berich­tet, daß am 6.5.1948 ein R. Müller und ein W. Schrei­ber die Höhle besucht haben. W. Schrei­ber taucht bereits in den Dreißi­ger­jah­ren in Oberko­chen auf, und zwar im Zusam­men­hang mit einer Befah­rung des Wollen­lochs. Dr. H. Zürn vom Landes­denk­mal­amt Stutt­gart erwähnt den Besuch von W. Schrei­ber, einem Heiden­hei­mer Höhlen­for­scher, in einer archäo­lo­gi­schen Bericht­erstat­tung ebenfalls. In diesen aus den Jahren 1951 und 1953 stammen­den Unter­la­gen berich­tet Dr. H. Zürn mit Datum vom 30.4.1951: »1,5 km SSW vom Ort befin­det sich oberhalb des Kocher­ur­sprungs im Schmie­de­fel­sen eine Höhle. Darin wurde durch Schrei­ber-Heiden­heim nach dem Kriege gegra­ben, der darin eine Anzahl vorge­schicht­li­cher Scher­ben (angeb­lich Hallstatt) fand …« Die Hallstatt­kul­tur ist nach einem Fundort am Hallstät­ter See in Oberös­ter­reich benannt. Sie wird ungefähr auf die Zeit vom 8. bis 5. vorchrist­li­chen Jahrhun­dert angegeben.

Am 18.5.1953 suchte Dr. Zürn vom LDA die Höhle persön­lich auf. Hier sein Bericht vom 21.5.53:
»Am 18.5.53 wurde die Höhle durch Zürn aufge­sucht. Sie liegt in einem der Felsen der Schmie­de­fel­sen­grup­pe. Der Höhlen­ein­gang ist 2,5 m breit und 1,7 m hoch. Die Höhle reicht 4,5 m in den Felsen hinein. Unter dem Eingang ist ein Schnitt von 1,5 m Länge und 0,4 m Tiefe gemacht (Grabung Schrei­ber). Bei einer oberfläch­li­chen Schür­fung fanden sich noch einige vorge­schicht­li­che Scher­ben, anschei­nend Hallstatt. An anderen Felsen dieser Gruppe sind Dachs­bau­ten zu beobach­ten, es schei­nen auch noch verstürz­te Höhlen vorzu­lie­gen. Unter den Scher­ben ist ein stich­ver­zier­tes Stück und eine mittel­al­ter­li­che Randscherbe.

Die beiden hier zitier­ten Berich­te sind 1961 in Band 17 Reihe B der Veröf­fent­li­chun­gen der Kommis­si­on für geschicht­li­che Landes­kun­de in Baden-Württem­berg von O. Paret in »Württem­berg in vor und frühge­schicht­li­cher Zeit« auf Seite 304 unter dem Stich­wort »Laténe­zeit« veröf­fent­licht worden, was immer­hin für einen gewis­sen frühge­schicht­li­chen Rang der Höhle spricht.

Die Laténe­kul­tur (La Téne = die Untie­fe) ist nach einem bedeu­ten­den Fundort am NO-Ende des Neuen­bur­ger Sees in der Schweiz benannt; sie ist im wesent­li­chen von kelti­schen Stämmen getra­gen und wird histo­risch auf die unmit­tel­bar vorrö­mi­sche Eisen­zeit, ungefähr 5. Jahrhun­dert vor Chris­tus bis Chris­ti Geburt, angewandt.

Das Stich­wort »Laténe« taucht auch in einem Schrei­ben von Dr. Planck vom LDA auf, das dieser mir mit Datum vom 6.12.72 sandte. Es lautet:

»… Außer­dem legen wir Ihnen eine Kopie der Akten­no­tiz über die Funde in der Höhle im Schmie­de­fels bei. Wie Sie dem Bericht — vergl. Fundber. Schwa­ben H.F. 12,37 und 14,194 — entneh­men können, sind also hier schon La Téne-zeitli­che Scher­ben bekannt. Ihre dort gemach­ten Funde geben also wieder neue Aufschlüs­se .« Die erwähn­ten »Funde« wurden zusam­men mit Herrn Kreis­ar­chi­var Hilde­brand, der die Höhle zusam­men mit mir am 3.11.1971 besucht hatte, getätigt. Eine Scher­be hatte sich als römische »terra-sigillate«-Scherbe erwiesen.

Da sich unter den von Dr. Zürn im Jahre 1953 gefun­de­nen Scher­ben, wie bereits erwähnt, auch eine mittel­al­ter­li­che Scher­be befun­den hatte, ist eine mehr oder weniger »lücken­lo­se« Nutzungs­spur von der Hallstatt­zeit bis ins Mittel­al­ter nachzu­wei­sen. Neuzeit­li­che Funde wurden ebenfalls getätigt, aber nirgends beson­ders erwähnt.

Nun darf man sich natür­lich nicht vorstel­len, daß die Höhle durch­ge­hend als Wohnplatz benutzt wurde, aber immer­hin läßt sich mit Sicher­heit feststel­len, daß sie sich über eine Zeit von mindes­tens zweiein­halb Jahrtau­sen­den immer wieder als ein solcher anbot, was bei der geschütz­ten Lage und der relati­ven Nähe der Kocher­quel­le nicht überrascht.

Immer wieder wird fälsch­li­cher­wei­se angenom­men, die »Höhlen­men­schen« hätten sich in den Höhlen aufge­hal­ten. Tatsäch­lich haben sie sich vor den Höhlen aufge­hal­ten, und natür­lich, bei entspre­chen­der Witte­rung im unmit­tel­ba­ren Eingangs­be­reich der Höhlen. Deshalb sind diese Berei­che die denkmal­mä­ßig beson­ders inter­es­san­ten. Für die Schwä­bi­sche Alb gilt, daß grund­sätz­lich sämtli­che Höhlen, auch wenn sie noch so klein sind, und sämtli­che Abris (schüt­zen­de Felsvor­sprün­ge, die sich als Wohnplatz anbie­ten) unter Schutz stehen. Aus diesem Grund hat sich auch bei den Grabun­gen am Griebi­gen Stein vor 15 Jahren zurecht das Denkmal­amt einge­schal­tet und festge­stellt, daß in den für uns inter­es­san­ten Tiefen, wo wir später eine Höhlen­fort­set­zung fanden, nicht die Gefahr bestand, daß wir ein archäo­lo­gi­sches Terrain berührten.

Am 16.3.1980 besuch­te Dr. Wagner von der vorge­schicht­li­chen Abtei­lung des Landes­denk­mal­amts Baden-Württem­berg, Stutt­gart, zusam­men mit Mitglie­dern der Höhlen-InGO die Höhlen im Schmie­de­stein. Ihm verdan­ken wir eine Reihe der hier veröf­fent­lich­ten Informationen.

Wenig später besuch­te der Höhlen­for­scher H. Jantsch­ke (Kirch­heim) die Höhle. Er beschreibt sie folgen­der­ma­ßen: »Es handelt sich um einen einzi­gen, sackar­ti­gen Raum (Maße), der auf einer bergwärts strei­chen­den Kluft entwi­ckelt ist. Rechts und links schim­mert jeweils durch ein winzi­ges Röhrchen Tages­licht durch. der Boden besteht aus Laub und Humus und ist durch viele Feuer­stel­len geschwärzt. Die Wände sind durch den Angriff der Außen­wit­te­rung geprägt.«

In keiner der Beschrei­bun­gen ist bis jetzt der zwar kleine aber, in dem Steil­hang dennoch überra­schend »beque­me« Vorplatz erwähnt. Auf ihm konnten sich, Talwärts durch einen abschlie­ßen­den längli­chen Felsklotz (Foto) geschützt, eine ganze Reihe von Perso­nen aufhal­ten, während dies in der steilen Halde sonst nirgend­wo möglich ist. Unser Foto läßt dies gut erkennen.

Oberkochen

Da die kultur­ge­schicht­li­che Seite der Höhle im Schmie­de­stein ausrei­chend erforscht ist, sind weite­re Aktio­nen, auch wissen­schaft­li­cher Natur, nicht mehr notwen­dig. Schlie­ßen wir uns der Erkennt­nis des Landes­denk­mal­am­tes an, das die Meinung vertritt: Ruhen lassen. Was im Boden ist, ist am besten geschützt. Und freuen wir uns, daß wir auf unserer Gemar­kung ein Objekt besit­zen, an dem eine stein­zeit­li­che Nutzung nachge­wie­sen ist. Weite­re stein­zeit­li­che Zeugen sind der 1953 in der Aalener Straße gefun­de­ne stein­zeit­li­che Hammer (siehe Bericht 194 v. 25.6.1993) und das 1969 im Strick gefun­de­ne stein­zeit­li­che Beil, von dem nächs­tens zu berich­ten ist.

Zu erwäh­nen ist noch ein Bericht, den wir unserem verstor­be­nen Mitglied Kuno Gold verdan­ken. Er hat die Höhle im Schmie­de­stein während des Einmarschs der Alliier­ten im Jahr 1945 aufge­sucht, um die Gescheh­nis­se in Oberko­chen aus siche­rer Entfer­nung beobach­ten zu können. Zusam­men mit einem Freund und Kolle­gen suchte er Schutz vor den Tiefflie­gern wie es während des 2. Weltkriegs auch von anderen Oberko­che­nern überlie­fert ist, die aus demsel­ben Grund die Höhle am Griebi­gen Stein aufsuch­ten. (Siehe unser Bericht 32 vom 2.9.1988).

Dietrich Bantel

(In den Unter­la­gen des LDA sind Schmie­de­höh­le und Schmie­de­stein mit »Schmid­te…« einge­gan­gen. In unserem Bericht wurde die örtli­che Schreib­wei­se »Schmie­de…« benutzt. D.B.)

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