Oberkochen

Am Gallus­tag, dem 16. Oktober, jährt sich zum 650. Male der Tag, an dem Abt Kuno von Ellwan­gen, Dekan Liutfried und der Konvent des Klosters Ellwan­gen in einem Brief allen, die diesen Brief »sehent, lesent oder hörent lesen« kundga­ben, daß sie der Bauern­schaft und der Pfarre des Dorfes Oberko­chen aus ihrem Zehnten von Oberko­chen jährlich sechs Malter Winter­korn und sechs Malter Hafer für 72 Pfund guter und geber (gute, brauch­ba­re) haller« verkau­fen. Dieses Korn soll der Pfarrer des Dorfes Oberko­chen »ouch selber innemen und niemen anders und sol ouch daz selbe koren haben und niessen ze ainer phrün­de daz er da von uff der pharre­got­tez dienst dester baz (besser) vollbrin­gen mug (kann)«. Falls die genann­te Menge Kornes „von hagels wegen oder von eisezz (Eises) wegen«, oder auch aus anderen Gründen aus dem Oberko­che­ner Zehnten nicht aufge­bracht werden kann, verspre­chen Abt Kuno, Liutfried, der Dekan, und der Konvent auch für alle ihre Nachkom­men, das fehlen­de Korn dem Pfarrer zu Oberko­chen aus ihrem Zehnten zu »Nidern­ko­chen« (Unter­ko­chen) zu geben. Dieser Brief, verse­hen mit den Siegeln der Abtei und des Konven­tes wurde geschrie­ben »do man zalt von Chris­tes Geburt drinze­hen hundert jahr und dahr nach in dem driund­viertzgos­ten jahr an sant gallen tag«.

Wie im Salbuch der Ellwan­gi­schen Abtei- und Kloster­gü­ter des Amtes Kochen­burg von 1532 berich­tet wird, hat die Pfarrei Oberko­chen »etwan zu der pfarr zu Under­ko­chen gehört, aber uß grosser fürpitt aines apts von Königs­bron­nen, sampt ainer gemaind zu Oberko­chen hatt ein herr us Elwan­gen ain pfarr daraus gemacht, und ainen pfarrer uß gnaden jerlich geben sechs malter dinkels, sechs malter habers und etlich klein zehen­den sampt einer wiß (Wiese).« Dieser Salbuch­ein­trag bestä­tigt, daß mit dem Ellwan­gi­schen Brief vom Gallus­tag des Jahres 1343 die Gründung einer eigen­stän­di­gen Pfarrei in Oberko­chen vollzo­gen wurde.

Quellen:
Urkun­de: Staats­ar­chiv Ludwigs­burg Bestand B 389 U 1693. Die Repro­duk­ti­ons­ge­neh­mi­gung des Staats­ar­chivs Ludwigs­burg für diese Urkun­de liegt vor.
Herrn Dr. Hofmann, Staats­ar­chiv Ludwigs­burg, danke ich für die freund­li­che Unter­stüt­zung bei der Suche nach den Gründungs­ur­kun­den der Pfarrei Oberko­chen.
Salbuch von 1532: Haupt­staats­ar­chiv Stutt­gart, Bestand H 222 Bd. 215.

Dr. Joachim Kämmerer

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