Hug, Willi­bald (30.9.1884 — 4.1.1958), (Frater Emilio Conrad)
Hug, Anton Rochus (16.8.1890 — 10.12.1971) (Frater Casimir Bruno)

Oberkochen

In den Unter­la­gen unseres verstor­be­nen Mitglieds Kuno Gold findet sich ein Hinweis darauf, daß außer dem »Ziegen­pa­ter« noch 2 weite­re Maris­ten­brü­der von Oberko­chen in Brasi­li­en wirkten.

Dieser Tage erreich­te uns der Bericht des 90-jähri­gen Theodor Gold aus Schwen­nin­gen, der von seinem Vetter Herrn Anton Hug, auf die erschie­ne­nen Berich­te zum »Ziegen­pa­ter« Karl Josef Gold hinge­wie­sen und gebeten worden war, dem Heimat­ver­ein sein Wissen um die in der Überschrift genann­ten Brüder Willi­bald und Rochus Hug zu übermitteln.

Die Großel­tern von Herrn Theodor Gold, Anton und Magda­le­na Hug, (der sogenann­te »untere Hug« der in der Aalener Straße eine Häfne­rei betrieb), waren die Eltern der Geschwis­ter Willi­bald (im Foto links) und Rochus Hug (im Foto rechts). Das Foto wurde anläß­lich eines Heimat­be­suchs der Maris­ten­brü­der in Oberko­chen im Jahre 1953 von Herrn Rudolf Kristen aufge­nom­men und in einem Bericht der Aalener Volks­zei­tung vom 10.1.1953 veröf­fent­licht. Damals hatte ein großes Famili­en­tref­fen der 8 Geschwis­ter Hug, darun­ter 2 Ordens­schwes­tern aus Reutte, statt­ge­fun­den. Eine Kopie dieses Berichts verdan­ken wir Herrn Martin Hug, ebenfalls einem Vetter des Herrn Theodor Gold.

Aus den Berich­ten von Herrn Theodor Gold und dem Zeitungs­be­richt ergeben sich folgen­de Lebens­bil­der der beiden Oberko­che­ner Maristenbrüder.

Nach dem Besuch der Volks­schu­le in Oberko­chen und der Latein­schu­le in Aalen, noch vor der Jahrhun­dert­wen­de, traten die beiden Brüder im Abstand von 2 Jahren in die Maris­ten­schu­le in Gruglias­co bei Turin in Itali­en ein. Von dort gelang­ten sie, wie der »Ziegen­pa­ter«, in die große Ordens-Kloster­schu­le nach Arlon an der belgisch-luxem­bur­ger Grenze gelegen. Vor ihrer Ausrei­se nach Brasi­li­en hielten sie sich noch in Dijon im franzö­si­schen Burgund auf, um Sprachen zu studie­ren, vor allem Portu­gie­sisch, die Landes­spra­che in Brasi­li­en, aber auch Französisch.

Als erster ging Willi­bald Hug im Jahre 1904 nach Brasi­li­en, bald gefolgt von seinem Bruder Rochus.

Gleich dem »Ziegen­pa­ter« befand sich ihr Wirkungs­be­reich im Staat Rio Grande do Sul, einem im südli­chen Brasi­li­en gelege­nen Staat, in dem die Maris­ten zahlrei­che anspruchs­vol­le Schulen unter­hiel­ten. Unter anderem unter­rich­te­ten die Brüder Hug in Porto-Alegre, Santa Cruz, Sao Paulo, Lageado, Estre­la, Santa Livara­men­to an der urugua­ya­ni­schen Grenze im höheren Schul­dienst. Der Zeitungs­be­richt fügt noch weite­re Namen hinzu: Gymna­si­en und Handels­schu­len in der sogenann­ten »Deutschen Kolonie«, wo bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs die deutsche Sprache unein­ge­schränkt gelehrt werden konnte, und in Pelotas und Hambur­go Nuovo. Ihre Tätig­keits­be­rei­che waren örtlich zuwei­len bis zu 200 km vonein­an­der getrennt.

Bruder Willi­bald Hug wurde u.a. damit beauf­tragt, die Pläne und die archi­tek­to­ni­schen Ausfüh­rungs­grund­la­gen für die neu zu errich­ten­de katho­li­sche Univer­si­tät in Sao Paulo (heute 15 Millio­nen Einwoh­ner) zu entwer­fen. Dafür wurde er vom brasi­lia­ni­schen Staats­prä­si­den­ten mit dem grünen brasi­lia­ni­schen Verdienst­or­den ausge­zeich­net. Eine Straße, die Willi­bald-Emilio-Conrad-Straße in Sao Paulo, ist zu seinen Ehren nach ihm benannt.

Rochus Hug war ebenfalls in vielen brasi­lia­ni­schen Städten als Schul­di­rek­tor tätig und hat sich durch seine große Beliebt­heit viele Verdiens­te erwor­ben. 1971 erhielt Herr Theodor Gold vom Direk­tor des Gymna­si­ums »Chris­to Rei« in Estre­la ein Schrei­ben, wonach Rochus Hug lebens­be­droh­lich erkrankt sei. Er starb kurze Zeit später.

Herr Theodor Gold weist nicht zu unrecht darauf hin, daß man in Oberko­chen nicht verges­sen sollte, was diese Brüder und Schwes­tern geleis­tet haben. — Das gleiche Anlie­gen wurde uns von Frau Elsbeth Schee­rer in einem völlig anderen Zusam­men­hang vorge­tra­gen: Sie erinnert daran, daß seiner­zeit bei dem Tiefflie­ger­über­fall auf den Häftlings­trans­port am 1.4.1945 auch die Schwes­tern im Einsatz waren, um den Verwun­de­ten zu helfen.

Dietrich Bantel

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