Einer, der dabei war, erinnert sich
Der Bericht, den Herr Albrecht Gunzenhauser für den Gemeindebrief Nummer 83 geschrieben hat, ließ die Atmosphäre vom Fest der Grundsteinlegung wiedererstehen. Aus diesem Grund haben wir darum gebeten, daß die Erinnerungen in einem HVO-Bericht abgedruckt werden dürfen. Als illustrierendes Bildmaterial haben wir von Herrn Robert Wolff ein Foto erhalten, das das Baugelände zeigt. Hier befand sich ein Kinderspielplatz, der immer gut besucht war. Der Blick geht vom Enzianweg über die Bürgermeister-Bosch-Straße, — das Rupert-Mayer-Haus ist noch nicht gebaut, — in Richtung Rodhalde. Das Foto dürfte aus den frühen Sechzigerjahren stammen, — wer Genaueres weiß, soll uns das bitte mitteilen. Unser zweites Foto stammt von Herrn Gunzenhauser selbst: es zeigt die Versöhnungskirche als halbfertigen Rohbau, der Turm (Campanile) ist kaum bis zur Hallte fertiggestellt, — dort ist das Baugerüst noch aus Holzstangen errichtet.


Dietrich Bantel
Vor 25 Jahren
Nach schon reger Bautätigkeit in den vorausgegangenen Monaten hatte der Kirchengemeinderat unter Vorsitz von Pfarrer Geiger beschlossen, die feierliche Grundsteinlegung für die neue evangelische Kirche auf den 31. Oktober 1967 festzusetzen, den 450. Jahrestag des Beginns der Reformation, ausgelöst durch Luthers Thesenanschlag in Wittenberg.
So versammelten sich an diesem 31. Oktober 1967, einem trüben und naßkalten Herbsttag, am späten Nachmittag zahlreiche Gemeindeglieder und geladene Gäste »in den Mauern der neuen Kirche an der Ecke Goethe-/Schillerstraße« — so stand es in der Ankündigung im Amtsblatt »Bürger und Gemeinde«, um Zeugen und — mehr oder weniger — Mitgestalter dieses denkwürdigen Ereignisses zu werden.
Als Mitglied des Kirchengemeinderates wie auch als Dirigent des Kirchenchores und des Posaunenchores in Personalunion habe ich die Feierstunde aktiv miterlebt. Manche Details sind allerdings nach 25 Jahren in der Erinnerung etwas verblaßt.
Die äußeren Umstände waren alles andere als günstig. Es regnete in Strömen. Auf dem unebenen und aufgeweichten Untergrund hatten sich dadurch viele kleine und große Wasserpfützen gebildet, über die von den Bauleuten — so gut es eben ging — Bretter gelegt worden waren. Um uns herum die hoch aufstrebenden, in den Himmel ragenden Wände — und kein Dach! Selbst mit Phantasie und der Baupläne kundig konnte ich mir nicht so recht vorstellen, wie diese einzelnen, mächtigen Mauern zu einem harmonischen Ganzen zusammenwachsen sollten.
Nach einer Entrade des Posaunenchores und dem vom Kirchenchor gesungenen Choral »Allein Gott in der Höh sei Ehr« begrüßte Pfarrer Geiger die Anwesenden. Er gab u.a. der Hoffnung Ausdruck, daß dieses Haus ein Hort des Bekenntnisses zu Gott werden möge und verglich das Zusammenfügen der Mauern mit dem Bau und Zusammenwachsen der Gemeinde.
Namens des Kirchengemeinderats ergriff sodann Apotheker Ulrich Irion das Wort. Allen, die zur Realisierung dieses mutigen Vorhabens beigetragen hatten, sprach er den Dank der evangelischen Kirchengemeinde aus, insbesondere der (damals noch) Gemeinde Oberkochen mit Bürgermeister Bosch an der Spitze, die den Bauplatz zur Verfügung gestellt hatte. Ausführlich ging er auch auf die lange Vorgeschichte und die Situation der Planung ein. — Und es regnete und regnete.
Dann wurde der eigentliche Akt der Grundsteinlegung vollzogen; Die Urkunde kam zur Verlesung und fand dann zusammen mit einer Bibel, je einer Ausgabe von »Bürger und Gemeinde« und des Evangelischen Gemeindeblattes, einigen Fotografien, einem Satz Baupläne und einer Martin-Luther-Gedenkmünze Platz in einer Kupferkassette. Während diese zugelötet wurde, sang der Kirchenchor das Paul-Gerhardt-Lied »Ich weiß, mein Gott, daß all mein Tun und Werk in deinem Willen ruhn, von dir kommt Glück und Segen; was du regierst, das geht und steht auf rechten, guten Wegen«. Pfarrer Geiger legte seiner kurzen Predigt das erste Gebot »Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben« zugrunde. Schließlich mauerte Architekt Bauer aus Ebersbach an der Fils den Grundstein links neben dem Eingang in das Kircheninnere ein. Natürlich, so empfanden wohl viele Teilnehmer, sollte und durfte Martin Luthers machtvoller Choral »Ein feste Burg ist unser Gott« an dieser Stelle nicht fehlen. Als wir dann vorsichtig auf Brettern balancierend und über Pfützen hüpfend den Weg aus den Mauern suchten, regnete es immer noch. Durchnäßt zwar, aber frohgemut ob des jetzt erreichten Teilziels beim Bau unserer neuen Kirche, gingen wir auseinander.
Albrecht Gunzenhauser