Anläß­lich des 10. Geburts­tags der Skihüt­te auf dem Volkmars­berg, der an diesem Wochen­en­de gefei­ert wird, möchten wir etwas in die um einiges länge­re Geschich­te der Hütten an diesem Ort zurückblenden.

Sie begann um die Mitte der Fünfzi­ger­jah­re damit, daß einhei­mi­sche und auswär­ti­ge Wande­rer und Spazier­gän­ger vermehrt bemän­gel­ten, daß man oben »auf dem Berg« weder ein Bier noch einen Landjä­ger bekom­me, von einem richti­gen Vesper ganz zu schwei­gen. Die Gipfel­hüt­te des Schwä­bi­schen Albver­eins war nämlich noch fest einge­zäunt in der Hand des »Amis«, und zwar exakt bis zum 24 8.1960.

Noch 1955 impro­vi­sier­te Hans Holz, genannt »Holza­hans«, mit ein paar Klapp­ti­schen und Bänken im Freien eine kleine »Zapfstel­le« für die dursti­gen Kehlen, und zwar an der Stelle, wo der bereits in den Dreißi­ger­jah­ren geschaf­fe­ne Skiübungs­hang auf das Volkmars­berg­sträß­le stößt. Über 60 Jahre ist es her, daß die Schnei­se in das Waldstück zwischen Festwie­se und Sträß­chen geschla­gen wurde. Die Wurzel­stö­cke wurden seiner­zeit noch, wie Fritz Holz berich­te­te, mit Ochsen und Kühen herausgezogen.

Natür­lich mußten die Geträn­ke und andere feilge­bo­te­ne Dinge mit dem »Handkär­re­le« auf den Berg gezogen werden, aber der Anfang war gemacht.

Im Amtsblatt vom 25.5.1956 lesen wir dann:
»Verkaufs­stand auf dem Volkmars­berg. In der nächs­ten Gemein­de­rats­sit­zung wird der Verkauf von alkoho­li­schen Geträn­ken und Eßwaren im Natur­schutz­ge­biet Volkmars­berg beraten werden. Es handelt sich zunächst um eine Verge­bung für den Sommer 1956. Pacht­an­ge­bo­te wollen umgehend beim Bürger­meis­ter­amt abgege­ben werden (verschlos­sen und mit der Aufschrift »Volkmars­berg«).« Im darauf­fol­gen­den Amtsblatt vom 1.6.1956 wird aus nicht­öf­fent­li­cher Sitzung berichtet:

»Der Verkauf von Geträn­ken und Eßwaren auf dem Volkmars­berg­ge­län­de zunächst für die Zeit bis 31. März 1957 verge­ben. Mit Stimmen­mehr­heit erhält der Bieter Hans Holz den Zuschlag bei einer Pacht­sum­me von 250,- DM.«

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Von Bruder Fritz Holz erhiel­ten wir ein Foto mit Selten­heits­wert, das die Volkmars­berg­schän­ke etwas nach dieser Zeit zeigt. Das rechte »Gebäu­de« ist das »Kiosk­le«, wie es zuerst errich­tet wurde. Auf dem Foto sieht man links Herrn Holz sen., den »Ehle«, sagt man hierzu­lan­de für Großva­ter. Dann Helga und Heidi Holz, die Töchter des Ehepaars Holz, die immer fleißig mithal­fen auf der Hütte. Der junge Mann vor dem Kiosk­le heißt Beißwanger.

Zu dieser Zeit war bereits ein »Keller­le« gegra­ben, daß man auch was oben lassen konnte.

Am 30.8.1957 lesen wir im Amtsblatt:
»Schank­wirt­schafts­er­laub­nis für die »Bergschen­ke« (Hans Holz). — Durch Erlaß vom 26. Aug. 1957 hat das Landrats­amt den zeitli­chen Umfang des Wirts­hafts­be­triebs »Bergschen­ke« in stets wider­ruf­li­cher Weise wie folgt festge­setzt: Vom 1. Mai bis 30. Sept. von 8.00 bis 22.00 Uhr, vom 1. Okt. bis 30. April von 8.00 bis 20.00 Uhr.«

Mittler­wei­le hatte Hans Holz über die Braue­rei »Bürger und Engel­bräu«, Memmin­gen, die das Bier liefer­te, eine Baracke organi­siert und die Geneh­mi­gung der Gemein­de einge­holt, diesel­be aufzu­stel­len. Das »Kiosk­le« diente nunmehr als Geräte­schup­pen. Aus Ulm, von der Zweig­nie­der­la­ge der genann­ten Braue­rei, kam bald ein weite­rer Holzhüt­ten­teil, so daß die Hütte vom »Holza­hans« über lange Jahre so aussah wie auf unserem Foto, einer Postkar­te, die noch viele Oberko­che­ner besitzen.

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Hans Holz sitzt übrigens als Sieben­ter von links mit dem Rücken zur Hütte auf der langen Bank. Ich erinne­re mich an viele äußerst gemüt­li­che Besuche beim Holza­han­nes und seiner Familie, hervor­ra­gend war die Küche.

Und es gab ein Gäste­buch, um das man selten herum­kam. Ungefähr 20 Jahre lang gab es den »Holza­hans« auf dem Berg.

Gesund­heit­lich seit einem Skisturz, bei dem er eine Niere einge­büßt hatte, angeschla­gen, belas­te­te ihn der Betrieb immer stärker. Ausschlag­ge­bend für die Aufga­be des Gastbe­triebs (1976) waren dann vor allem auch die harten Aufla­gen des Landrats­amts im sanitä­ren Bereich, — Wasser, Abwas­ser, Toilet­ten betref­fend. Nur 56-jährig starb der Holza­hans anfangs 1977.

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Das Foto zeigt ihn, der ein hervor­ra­gen­der Skifah­rer und Langläu­fer war, in jünge­ren Jahren an der Spitze einer trocken trainie­ren­den Langläufergruppe.

Am Ende der »Ära Holza­hans« inter­es­sier­te sich die Skiab­tei­lung des TVO für die leerste­hen­de Hütte, erwarb sie und brach­te sie in einen Zustand, der das Auge des Geset­zes befrie­dig­te; nicht jedoch die Skiab­tei­lung selbst, die sich nach einer Zeit des Planens 1981 entschloß, anstel­le der Holza­hans­hüt­te einen Neubau zu erstel­len. 1982 ging man an die Arbeit. Was von der alten Hütte nicht verwen­det werden konnte, wurde warm entsorgt. Bereits nach einer Bauzeit von 9 Monaten konnte die neue Skihüt­te einge­weiht werden.

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8 bis 9.000 Arbeits­stun­den hat der Verein bis zur Fertig­stel­lung alles in allem erbracht, um den Plan, der die Handschrift von Horst Eichen­topf die des damali­gen Abtei­lungs­lei­ters Hans Düver trägt, die Archi­tek­ten Schaupp und Roll im Hinter­grund, zu realisieren.

Im Amtsblatt vom 10.12.1982 wird ausführ­lich berich­tet. An Rednern werden der Reihe nach erwähnt: Hans Düver, Pfarrer Kurtz, Bürger­meis­ter Gentsch, Paul Ott, Franz Schoen, Forst­di­rek­tor Schurr und Baulei­ter Horst Eichentopf.

Zu erwäh­nen ist noch das auf Foto Nr. 4 rechts im Bild angeschnit­te­ne Lifthäus­le, das den Wingert’schen Baukar­ren ersetz­te, der bereits ab 1973, noch zur Zeit des Holza­hans, die »Talsta­ti­on« des Übungs­lifts der Skiab­tei­lung darstellte.

»Streue a Saalz, daß die Leit bessr bremsa kennet«, hat der Holza­hans zum Liftper­so­nal rübergerufen.

Dietrich Bantel

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