Die Lebens­bil­der ehema­li­ger Oberko­che­ner Lehrer setzen wir fort mit Berich­ten über Johann Konrad Balluff, katho­li­scher Schul­meis­ter zu Oberko­chen in den Jahren 1827–1851.

Teil I: Herkunft und Familie
»Schul­meis­ter Balluff hat noch sechs Klafter Holz zu verkau­fen; Liebha­ber sind hierzu einge­la­den«, so lautet ein Inserat im »Intel­li­genz- und Amtsblatt für das Oberamt Aalen« am 30. August 1844. War der Schul­meis­ter im Neben­be­ruf Holzhänd­ler? -, so mag man fragen. Sicher­lich nicht, sondern es handel­te sich um Holz, das ihm als Teil seines Lebens­un­ter­halts zustand, das er aber offen­sicht­lich entbeh­ren konnte.

Als Lehrer für ca. 60 Schul­kin­der, als Organist und Kirchenchor­di­ri­gent, als Mesner, der auch für das Aufzie­hen der Kirchen­uhr und für Glocken­läu­ten zustän­dig war, als Musik, der da und dort auftrat, und schließ­lich als Famili­en­va­ter von 10 Kindern, hatte Johann Konrad Balluff sicher­lich keine Zeit für weite­re Nebentätigkeiten.

Herkunft
Mit Öl und Kerzen­wachs handelnd war im Jahre 1683 der Stamm­va­ter des Balluff-Geschlechts von Immenstadt im Allgäu nach Neuhausen/F. zugewan­dert. Dieser Andre­as Melchi­or Baltrauf (wie er sich damals schrieb) begrün­de­te die sich im Laufe der Jahrhun­der­te weitver­zwei­gen­de Familie — es sind 504 Kinder in sieben Genera­tio­nen zu verzeich­nen — und Franz Balluff, der Vater des Oberko­che­ner Lehrers, trug seiner­zeit zur Vermeh­rung und Verzwei­gung der Äste des ohnedies schon sehr statt­li­chen Balluff-Stamm­baums bei: Er blick­te mit Stolz auf seine 23 Kinder aus zwei Ehen.

Franz Balluff war ein Mann beson­de­rer Prägung. Er hatte Medizin studiert und war zunächst geprüf­ter und wohlbe­stall­ter Chirurg und Wundarzt in seiner Heimat Neuhausen/F. gewor­den. Als Mann von Bildung besaß er eine ansehn­li­che Hausbi­blio­thek, war Hobby-Imker und wurde im Jahre 1812 Schult­heiß seiner Gemein­de. Als er 1847 krank­heits­hal­ber aus dem Dienst schied, wurde ihm wegen seiner großen Verdiens­te eine lebens­läng­li­che Jahres­ren­te von 75 Gulden bewilligt.

Johann Konrad Balluff war der ältes­te Sohn von Franz Balluff. Nach dem Besuch der Volks­schu­le kam er bei einem Neuhau­se­ner Schul­meis­ter in die Lehre und berei­te­te sich so auf den Lehrer­be­ruf vor. Er war an mehre­ren Orten als umstän­di­ger Lehrer tätig. Im Jahre 1827 erhielt er seine erste selbstän­di­ge Stelle an der katho­li­schen Schule in Oberkochen.

Die Lehrers­fa­mi­lie
Johann Konrad Balluff kam zwar zunächst allein nach Oberko­chen und man kann sich fragen, was ihn veran­laß­te, eine Stelle auf der Ostalb anzutre­ten. Die Antwort ist nicht eindeu­tig zu geben. Aber es könnte ganz einfach die Nähe seiner in Dewan­gen behei­ma­te­ten Braut gewesen sein: Maria Elisa­beths Holl, siebzehn­jäh­ri­ge Tochter des Schult­hei­ßen Micha­el Holl und seiner Frau Katha­ri­na geb. Mortes. Als nun Johann Konrad im Oberko­che­ner Schul­haus einge­zo­gen war, zöger­te er nicht mehr lange und heira­te­te seine Elisa­be­tha am 20. Novem­ber 1827 in Dewangen.

Im Laufe der Jahre wurden dem Ehepaar 11 Kinder geboren, von denen 10 überleb­ten:
Franz Xaver (* 1828) erlern­te das Buchbin­der­hand­werk, er ließ sich später in Heilbronn nieder. Er ist der Großva­ter von Otto Karl Balluff, der von 1947 bis zu seinem Tode 1950 Oberbür­ger­meis­ter der Stadt Aalen war. Karl (* 1829) wander­te nach Ameri­ka aus, ebenso sein Bruder Johann Babtist (* 1831). Anton (* 1833) starb zwölf­jäh­rig und Leopold (* 1834) wurde Flasch­ner und lebte später in Stutt­gart. Nach fünf Söhnen wurde 1837 die erste Tochter Katha­ri­na geboren. Ihr folgte Joseph (* 1839), der nach einer zwölf­jäh­ri­gen Militär­dienst­zeit im Hütten­werk Wasser­al­fin­gen arbei­te­te. Elisa­be­tha Amalia (*1840), Maria There­sia (* 1842) und Karoli­ne Helena (* 1845) waren drei weite­re Töchter, von denen aber die im Jahre 1930 veröf­fent­lich­te Famili­en­ge­schich­te der Balluffs nur sagt: »Von den Töchtern liegen keine weite­ren Nachrich­ten vor«.

Jedoch: Nachkom­men dieser leben heute noch in Oberko­chen. Von Elisa­be­tha Amalia (1917 in Oberko­chen gestor­ben) geht die Oberko­che­ner Sippe Schaupp-Gold-Hauber aus, und Karoli­ne Helena lebte ebenfalls bis 1917 in Oberkochen.

Der berühm­tes­te Sproß der Familie war der jüngs­te Sohn Anton Bruno Micha­el (* 1846), der als Lehramts­kan­di­dat zum Militär kam, wo seine großen musika­li­schen Fähig­kei­ten entdeckt und ausge­bil­det wurden. Später ging er als Chorsän­ger an die Stutt­gar­ter Hofoper. Dort wurde er eines Tages als Solist entdeckt — er mußte für einen erkrank­ten Tenor einsprin­gen -, und von da ab war er ein gefei­er­ter Helden­te­nor, der sämtli­che großen Opern­rol­len mit Bravour sang und mit dem Titel eines könig­li­chen Hofopern- und Kammer­sän­gers geehrt wurde. Anton Balluff, der oft auch in Oberko­chen weilte, da und auch in Aalen Konzer­te gab, starb am 6. Dezem­ber 1924 in Stutt­gart. (Über das Konzert von Anton Balluff zuguns­ten des Neubaus der katho­li­schen Kirche im Jahr 1898 erzählt der BuG-Bericht Nr. 139).

Im Jahre 1852 verließ Johann Konrad Balluff Oberko­chen und wurde Lehrer in Ödheim bei Neckar­sulm. Dort ist er am 4. Januar 1859 verstor­ben. Nach seinem Tode kehrte Frau Balluff mit den noch unmün­di­gen Kindern wieder nach Oberko­chen zurück. Im Jahre 1868 taucht der Name Elisa­beth Balluff nochmals in den Proto­kol­len des »Gemein­schaft­li­chen Stiftungs- und Schul­rats« auf. Dieser hatte nämlich beschlos­sen, die sogenann­te Indus­trie­schu­le auch im Winter 1868/69 weiter­zu­füh­ren und als Lehre­rin die »Schul­leh­rers­wit­we Balluff« gegen Bezah­lung von 18 Gulden im Winter­halb­jahr anzustel­len. Frau Balluff mußte dafür »am Mittwoch und Samstag je von 1 bis 3 1/2 Uhr Unter­richt halten. Auch während der beiden folgen­den Winter hat Frau Balluff den Unter­richt versehen.

Im Jahre 1852 verließ Johann. Konrad Balluff Oberko­chen und wurde Lehrer in ödheim bei Neckar­sulm. Dort ist er am 4. Januar 1859 verstor­ben. Nach seinem Tode kehrte Frau Balluff mit den noch unmün­di­gen Kindern wieder nach Oberko­chen zurück. Im Jahre 1868 taucht der Name Elisa­beth Balluff nochmals in den Proto­kol­len des »Gemein­schaft­li­chen Stiftungs- und Schul­rats« auf. Dieser hatte nämlich beschlos­sen, die sogenann­te Indus­trie­schu­le auch im Winter 1868/69 weiter­zu­füh­ren und als Lehre­rin die »Schul­leh­rers­wit­we Balluff« gegen Bezah­lung von 18 Gulden im Winter­halb­jahr anzustel­len. Frau Balluff mußte dafür »am Mittwoch und Samstag je von 1 bis 31l2 Uhr Unter­richt halten. Auch während der beiden folgen­den Winter hat Frau Balluff den Unter­richt versehen.

Frau Balluff lebte bis zu ihrem Tode im Jahre 1891 in Oberko­chen. Am 6. Febru­ar 1891 zeigte der »K. Kammer­sän­ger Balluff« in einer Anzei­ge in der Aalener Kocher-Zeitung den Tod seiner Mutter an, die »im Alter von 81 Jahren sanft entschla­fen« war. Elisa­be­tha Balluff hatte damit ihren Mann um 32 Jahre überlebt.

Die folgen­den Berich­te werden sich mit Johann Konrad Balluff als Musiker, Lehrer und Mensch beschäftigen.

Volkmar Schrenk

Oberkochen

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