Herr Hans Minder folgte unserer Bitte um weite­re Infor­ma­ti­on zum oben genann­ten Bericht und berich­tigt und ergänzt unseren letzt­wö­chi­gen Infor­man­ten folgendermaßen:

Bei den beiden jungen Männern auf dem heute nochmals abgebil­de­ten Foto handelt es sich nicht um die am 17.1.1992 genann­ten Perso­nen sondern um:

Oberkochen

Im Foto oben links: Karl Kolb, Sohn des Konrad Kolb, im Foto oben rechts: Fried­rich Bezler, Sohn des Micha­el Bezler.

Die Perso­nen in der unteren Reihe wurden richtig angege­ben, — es handelt sich, von links, um Otto Schaupp, Richard Kochen­dor­fer, und Hans Minder, unseren heuti­gen Informanten.

Herr Minder teilte uns mit, daß das Foto, auf dem er ja selbst abgelich­tet ist, nicht beim Bau der Volkmars­berg­stra­ße entstan­den ist, sondern im Stein­bruch im »Langen Deich«, wo die Steine für den Ausbau der alten Ebnater Steige gebro­chen wurden. (Diese führt von der Firma Peters­hans und Betzler aufs Härts­feld, beim Kreuz vor dem Römer­kel­ler links abzweigend).

Herr Minder erinnert sich sogar noch an die näheren Umstän­de, wie das Foto seiner­zeit entstan­den ist: Der schon mehrfach in unseren Berich­ten erwähn­te Fotograf Lang kam auf dem Heimweg vom Ochsen­berg, von einer Hochzeit kommend, die alte Ebnater Steige herab am Stein­bruch vorbei, wo er der dort arbei­ten­den Gruppe einen kurzen Besuch abstat­te­te. Natür­lich ergriff man die Gelegen­heit beim Schopf und bat den Fotogra­fen, ein Bild von der Gruppe zu machen, was auch geschah. Das Foto stammt übrigens tatsäch­lich aus dem gleichen Jahr 1932, wie die beiden bekann­ten Gruppen­bil­der, die beim Bau der Volkmars­berg­stra­ße entstan­den sind — auch sie stammen von Fotograf Lang. Dies ist mit Sicher­heit auch der Grund für die Verwechs­lung der Szenen und Personen.

Der Heimat­ver­ein hat sich schon vor Jahren bemüht, an die alten Negati­ve — Herr Lang arbei­te­te anfangs noch mit Platten — »heran­zu­kom­men«, — leider mit negati­vem Erfolg. Wir erfuh­ren ledig­lich, daß die Nachfah­ren des Fotogra­fen vor langer Zeit schon eine ganze Kiste voll mit alten Platten wegge­schafft haben. Auch der Ort, wo die Ladung »entsorgt« wurde, wurde ausfin­dig gemacht — aller­dings teilte uns ein Fachmann, den wir vor einer Buddel­ak­ti­on befrag­ten, mit, daß keiner­lei Chance bestün­de, nach so langer Zeit noch auf brauch­ba­re Platten zu stoßen.

Doch nun zurück zur Volkmars­berg­stra­ße:
Zum Bau der Volkmars­berg­stra­ße gab es genügend Stein­ma­te­ri­al an Ort und Stelle, da das Sträß­chen bergseits oft durch den reinen Fels gebro­chen wurde. Es trifft zu, daß die Straße in 2 Sektio­nen gebaut wurde, — und zwar bauten die »Jonge« 1931/32 bis zum Waldrand. Ab dort wurden die Älteren als Notstands­ar­bei­ter einge­setzt. Die Arbei­ten waren in Tagwer­ke aufge­teilt und bezahlt in der Weise, daß das Bürger­meis­ter­amt (Bürger­meis­ter Frank) Einga­ben an das Land machte, das die Tagwer­ke zu geneh­mi­gen hatte. Das Geld wurde erst nach Abschluß der Arbei­ten ausbe­zahlt. Aller­dings hatten die Oberko­che­ner in Jakob Kirch­dör­fer (»Ochsen«) einen Mann, der die Geldge­schäf­te hervor­ra­gend und großzü­gig für sie abwickel­te: Kirch­dör­fer schoß ihnen den Lohn für die einzel­nen Tagwer­ke jeweils vor; er erhielt es dann später vom Land zurück.

Zum Bau der Straße wurde spezi­ell ein Rollgleis errich­tet, auf dem das gebro­che­ne Materi­al in einem Rollwa­gen (Lore) dorthin beför­dert wurde, wo es benötigt wurde, im allge­mei­nen von oben nach unten. Die belade­ne Lore mußte abwärts enorm gebremst und gesichert und dann mühsam wieder bergauf gezogen werden, ohne Maschineneinsatz.

Der Wunsch nach einem besse­ren Zugang zum Volkmars­berg war schon alt und wurde 1931- 33 in der erwähn­ten Arbeits­be­schaf­fungs­maß­nah­me durch­ge­führt. Zuvor hatte es auf den »Berg« nur den alten Viehtrieb gegeben, dessen Spuren heute noch vom Parkplat­zen­de zuerst flach, dann steil anstei­gend, verfolgt werden können. Der alte Viehtrieb erreicht die neue Straße zwischen Kessel­kur­ve und Skihütte.

Der alte hölzer­ne Turm auf dem Berg stand zu dieser Zeit schon lange, genau seit 1897. Der neue Turm aus Beton war am 25. Mai 1930, also vor dem Straßen­bau, einge­weiht worden. Der Bedarf für eine Straße hatte sich spätes­tens beim Bau des Turms gezeigt. Die erste Schutz­hüt­te auf dem Berg war übrigens 1923 errich­tet worden, eine hübsche Vorlaubenblockhütte.

Herr Minder entsinnt sich an die Zeit vor dem Straßen­bau, als der Berg noch mit ganzen Teppi­chen einer heute streng geschütz­ten Polster­blu­me, genannt »Mausöhr­le«, überzo­gen war. Diese wurden von auswär­ti­gen Leuten für kommer­zi­el­le Zwecke massen­wei­se gepflückt (Kränz­chen­bin­den u.a.) und nahezu ausge­rot­tet. Als die ersten Schutz­be­mü­hun­gen der Oberko­che­ner Lehrer Günter und Mager einsetz­ten, (1924), was letzt­lich zur Unter­schutz­stel­lung des Berges durch das Land führte, (1938), war es zur Rettung dieser Pflan­ze fast zu spät. Sie kommt heute noch verein­zelt vor.

Dietrich Bantel

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