In unserem Bericht 133 vom 5.4.1991 veröf­fent­lich­ten wir eine Urkun­de, in welcher exakt die im Jahre 1801 anläß­lich der Errich­tung eines Wohnhau­ses entstan­de­nen Kosten aufge­stellt sind. Die Urkun­de ist unter­zeich­net von einem Joseph und einer Maria­na Fritz, Oberko­chen. Wir haben unsere Leser um Mithil­fe gebeten bei der Auffin­dung sowohl des Gebäu­des als auch des Bauherrn Joseph Fritz, da unsere Nachfor­schun­gen bis dahin zu keinem Ergeb­nis geführt hatten.

Zwischen­zeit­lich erhiel­ten wir 2 Zuschrif­ten von Herrn Ivo Gold, einem alten Oberko­che­ner, der in Ravens­burg-Weingarts­hof wohnt. Herr Gold schreibt:

»Zu Ihrer Frage in BuG, Bericht Nr. 133, nach dem Bauherrn »Fritz« kann ich mögli­cher­wei­se etwas beitragen:

Einer meiner direk­ten Vorfah­ren, der Josef Anton Gold, (1808−1856) heira­te­te 1831 eine Marian­ne Fritz, (1807−1887), Tochter des Josef Anton Fritz, Maurer in Oberko­chen und der Marian­ne Fritz, geb. Kopp. Weite­re Daten von beiden letzte­ren fehlen mir leider. Aus mündli­cher Überlie­fe­rung meiner Eltern weiß ich aber, daß diese Marian­ne Fritz aus dem Hause in der mittle­ren Mühlstra­ße, zweites Haus nach oben — einst Fritza Michel, Schlos­se­rei und Landwirt­schaft, stamm­te. Damit dürfte man Ihrer Frage, wer der Bauherr Fritz und welches Haus auf die Kosten­auf­stel­lung paßt, näher­ge­kom­men sein. Anmer­ken möchte ich noch, daß besag­ter Josef Anton Gold ein Sohn des im Heimat­buch »Oberko­chen, — Geschich­te, Landschaft, Alltag« Seite 438 erwähn­ten Holzwarts-Basch­te, war.

Zu den mit Frage­zei­chen verse­he­nen Posten der Kosten­auf­stel­lung sind meines Erach­tens Schra­ner = Schrei­ner, Wanger = Wagner, und ins Haus donen = ins Haus tun, und zwar die Steine für die Grund­mau­ern etc, zu verstehen.«

Bei dem von Herrn Gold genann­ten Haus handelt es sich eindeu­tig um das Gebäu­de Mühlstra­ße 11. Dieses wird in den Erhebun­gen der Gebäu­de­brand­ver­si­che­rung von 1942 wie folgt beschrieben:

Besit­zer: Fritz Micha­el, Schlos­ser; Alter des Gebäu­des ca. 150 Jahre, freiste­hend, ein- bis zweisto­ckig, Giebel­dach mit Abort­an­bau (Grube) an der Südwest­sei­te. Wohnhaus und Scheu­er­raum nicht feuer­si­cher abgeschie­den. Später dazuge­baut: Stall- und Scheu­er­an­bau, Stein mit gemisch­ter Bauart und Giebel­dach. Sonst ausge­mau­er­tes Fachwerk. Verblen­det. 1842 wurde eine Mecha­ni­ker­werk­statt einge­rich­tet, später noch ein Holzschup­pen dazugebaut.

Herr Gold beschreibt das 1801 errich­te­te Wohnge­bäu­de wie folgt:

»Das Gebäu­de war dem Hang angepaßt. Das heißt, Wohnstu­be, Küche, Hausein­gang und Werkstatt lagen auf einer Ebene und zwar in dieser Reihen­fol­ge. Zum Hausgang führte eine Stein­trep­pe von der Gasse her, die Werkstatt lag ebenerdig, der Stall links von der Treppe unter der Wohnstu­be. Die Stall­tür stand meist offen und abends sah man den Michel beim Melken seiner 2 Kühe im Stall hocken.«

Eine Anwoh­ne­rin erinnert sich noch, daß das Gebäu­de in den späten 40-er und frühen 50-er Jahren ziemlich verwahr­lost war (»d’Gil­la isch dr Berg na gloffa«). Im Jahre 1953 ist es, zwischen­zeit­lich im Besitz der Firma Bäuerle, grund­le­gend umgebaut worden, und zwar auf den alten Grund­ris­sen, da man bei Abriß und Neubau einen Grenz­ab­stand hätte einhal­ten müssen. Der Umbau wurde anders als 1953 angege­ben ausge­führt, sodaß zu der Geneh­mi­gung vom 6.4.1953 mit Datum vom 22.7.1955 eine geänder­te Bauaus­füh­rung nachträg­lich geneh­migt werden mußte. In dem Bauge­such von 1953 heißt es ausdrück­lich »Umbau des baufäl­li­gen Gebäudes«.

Mit anderen Worten: Das von Joseph und Marian­ne Fritz im Jahre 1801 errich­te­te Haus, das damals 704 Gulden und 13 Kreuzer gekos­tet hatte, war in der Tat wohl ein ziemlich einfa­ches Haus gewesen, sonst wäre es nicht bereits 152 Jahre später als »baufäl­lig« einge­stuft worden.

German Fritz, Neffe des letzten Bewoh­ners des Hauses, bestä­tig­te diese Angaben und berich­te­te ergän­zend, daß der Fritz­ami­chel ledig war und 1952 im Alter von 48 Jahren im Aalener Kreis­kran­ken­haus verstarb. Sein Onkel habe nur eine kleine Schlos­se­rei unter­hal­ten, in der er Repara­tu­ren an landwirt­schaft­li­chen Geräten durch­führ­te; zu der Werkstatt gehör­te auch eine Geräte­schlei­fe­rei. Der Fritz­ami­chel und sein Bruder Franz, (1890 bis 1972) waren Kinder der Eheleu­te Barba­ra und Micha­el Fritz, auch »Fritz­ami­chel« genannt.

Hat jemand vielleicht ein Foto von dem Gebäu­de Mühlstra­ße 11 vor dem Umbau von 1953?

Dietrich Bantel

Oberkochen

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