Am 3.12.90 fand nun endlich der lange angekün­dig­te 2. Besuch des Landes­denk­mal­amts Stutt­gart in der Oberko­che­ner »Bilz« statt. Die zustän­di­ge Referats­lei­te­rin, Frau Dr. Arnold (im Foto mit weißer Mütze) besich­tig­te in Anwesen­heit von Herrn Bürger­meis­ter Gentsch, Herrn Forst­rat Reck, Herrn Oberförs­ter Eberhardt (beide vom Staat­li­chen Forst­amt Oberko­chen), des Vorsit­zen­den des Heimat­ver­eins, Dietrich Bantel, samt Stell­ver­tre­ter Martin Gold/Bär, Herrn cand. ab. Lenz als Vertre­ter der Schüler des Gymna­si­ums und Frau Bantel, die in diesem Jahr weiter freige­leg­ten Mauern des »Bilzhau­ses«.

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Frau Dr. Arnold bestä­tig­te unsere Vermu­tung, daß die beiden Gebäu­de­tei­le nicht etwa 2 getrenn­te kleine­re Häuser, sondern ein zusam­men­hän­gen­des sehr statt­li­ches Stein­haus gebil­det haben. Seine äußeren Abmes­sun­gen sind mittler­wei­le klar ables­bar. Sie betra­gen 17.30 m auf 12.40 m. Frau Dr. Arnold glaubt aus jetzi­ger Sicht auch bestä­ti­gen zu können, daß der gut einen halben Meter höher gelege­ne größe­re südli­che Hausteil (A) den Wohnteil, der niedri­ger gelege­ne Nordteil des Hauses (B) den Wirtschafts­teil darstell­te. Der Eingang zum Wohnteil, im Osten gelegen, ist relativ klein, die ebenfalls in der Ostfront zum Tal hin gelege­ne Einfahrt zum Wirtschafts­teil ist immer­hin 3.00 m breit. In der Südost­ecke liegt ein riesi­ger Findling als Eckstein, wie er früher üblich war, um zu verhin­dern, daß man beim Vorbei­fah­ren mit Wagen die Radna­be am Hauseck beschä­dig­te. Der Fußbo­den im Teil A ist mit kleinen, eng gesetz­ten Natur­stei­nen gelegt, der in Teil B weniger sorgfäl­tig mit etwas größe­ren Steinen. Der Boden im Eingangs­be­reich ist mit großen Stein­plat­ten ausgelegt.

Vor ca. 18 — 20 Jahren war die gesam­te von alters her in Stadt­be­sitz befind­li­che Fläche neu aufge­fors­tet worden. Die dichten Fichten­wur­zeln haben dem aparten Fußbo­den schon ziemlich zugesetzt. Es steht fest, daß nach weite­ren 15 — 20 Jahren die Fußbö­den total zerstört gewesen wären.

Gebäu­de wie Funde wurden von Frau Dr. Arnold durch­weg als »neuzeit­lich« einge­stuft, d.h., nach 1500, — in unserem Fall zunächst wohl, soweit zumin­dest beleg­bar, in die Zeit nach dem 30-jähri­gen Krieg (1618−1648) einge­stuft. Ende dieses 17. Jahrhun­derts und vor allem zu Beginn des 18. Jahrhun­derts sind in der »Bilz« zahlrei­che Gebur­ten nachweis­bar. (Gebur­ten­re­gis­ter der kt. Kirchen­ge­mein­de). Es ist also bislang noch nicht gelun­gen, den Nachweis dafür zu erbrin­gen, daß die »Bilz« schon früher als bisher angenom­men, besie­delt war.

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In der Vielzahl der Funde fielen auf: Die außer­ge­wöhn­lich schönen Ofenka­chel­bruch­stü­cke (ca. 20 auf 20 cm — siehe komplet­tie­ren­de Rekon­struk­ti­ons­zeich­nung), und vor allem eine Reihe von verschie­den großen Glasschla­cke­t­ei­len. Frau Dr. Arnold vertrat die Ansicht, daß mit einiger Wahrschein­lich­keit in der Nähe des Siedlungs­plat­zes eine Glashüt­te stand. (Die Unter­ko­che­ner Glashüt­te wurde 1508 gegrün­det und nach 1660 aufge­ge­ben). Dies ist immer­hin ein bemer­kens­wer­tes Ergeb­nis der bishe­ri­gen Grabung in der Bilz.

Abschlie­ßend gab uns Frau Dr. Arnold erneut grünes Licht für die Fortset­zung der Grabung in der »Bilz« und Hinwei­se, wie sie durch­zu­füh­ren seien. Sie werden auch weiter­hin in einer gemein­sa­men Aktion des Heimat­ver­eins, des Staat­li­chen Forst­amts, des Gymna­si­ums und der Stadt Oberko­chen getätigt.

Der heute veröf­fent­lich­te Grund­riß veran­schau­licht das derzei­ti­ge Bild der freige­leg­ten Mauern des Bilzhau­ses, die Rekon­struk­ti­ons­zeich­nung vermit­telt die Vorstel­lung einer mögli­chen Ansicht des Bilzhau­ses vor ungefähr 300 Jahren.

Dietrich Bantel

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