Zu unserem Bericht Nr. 119 in BuG vom 28.9.1990 erhiel­ten wir eine wertvol­le Zuschrift von Herrn Alfons Grupp. Wir hatten ein Bild veröf­fent­licht, das, vor der Holzhüt­te auf dem Volkmars­berg stehend, eine Gruppe von Perso­nen zeigte, die niemand bestim­men konnte. Wir hatten das Foto mit der Erbau­ung des neuen Aussichts­turms auf dem Berg in Verbin­dung gebracht (1929÷30) und gehofft, daß sich irgend jemand an den im Foto befind­li­chen Motor­rad­fah­rer mit der »Spieg­ler« aus dem Kreis Geislin­gen (Donzdorf) erinnern hätte können. Herr Grupps Zuschrift brach­te nun wesent­lich mehr. Das Schrei­ben lautet kurz und bündig:

6 Teile von anno-Dazumal vom Hausberg Oberko­chen, überreicht in Verbun­den­heit. Die gefrag­ten »Milita­ris­ten« in BuG sind die Bauar­bei­ter des Turms, vom Bauge­schäft Vogt, Ulm. Freund­li­che Grüße Alfons Grupp«.

»Milita­ris­ten« deshalb, weil die etwas finster drein­bli­cken­den Männer Holzprü­gel und andere Gerät­schaf­ten wie Schieß­prü­gel auf den Fotogra­fen angelegt hatten.

Herr Grupp hatte seinem Schrei­ben eine Reihe von inter­es­san­ten Fotos beigelegt. 2 von ihnen, die in diesem Zusam­men­hang von beson­de­rem Inter­es­se sind, veröf­fent­li­chen wir heute.

Oberkochen

Foto 1 zeigt die Schutz­hüt­te auf dem Volkmars­berg vor der Errich­tung des Aussichts­turms aus Beton. Einen hölzer­nen Aussichts­turm gab es auf dem Berg bereits Ende des letzten Jahrhun­derts. Er war 1897 anstel­le eines Vermes­sungs­turms des Landes vom Schwä­bi­schen Albver­ein errich­tet worden. Da dieser hölzer­ne Turm auf dem als Ansichts­kar­te gedruck­ten Foto nicht zu sehen ist, der Baumbe­wuchs jedoch dem auf einem Foto unmit­tel­bar nach Errich­tung des Beton-Turmes auffal­lend gleicht, könnte das Foto genau zwischen dem Abtra­gen des alten hölzer­nen und dem Baube­ginn des betonen Turmes, also 1929, entstan­den sein. Foto- und Druck­tech­nik verwei­sen die Ansichts­kar­te jedoch eindeu­tig in die Zeit vor der Errich­tung des ersten Turms, also in die frühen 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Oberkochen

Des Rätsels Lösung jedoch birgt ein weite­res von Herrn Grupp beigesteu­er­tes Foto (2), das die ganze Bautrup­pe auf einem waghal­si­gen Holzge­rüst vor der frischen Beton­wand des neuen Turmes zeigt. Vergleicht man die Perso­nen mit denen, die auf unserem am 28. 9. veröf­fent­lich­ten Foto abgebil­det sind, so wird man feststel­len, daß es sich um ein- und diesel­ben Perso­nen handelt. Die am Gerüst befes­tig­ten Schil­der und Tafeln sagen klar aus, um was für Leute es sich bei der Gruppe handelt:

Aussichts­turm auf dem Volkmars­berg
Bauherr: Schwä­bi­scher Albver­ein
Entwurf und Baulei­tung:
Otto Schmid, Archi­tekt BDA
Giengen Heiden­heim

darun­ter:
Bauaus­füh­rung: Hch. Aisslin­ger, Bauge­schäft, Aalen
daneben:
Jakob Vogt, Ingenieur­bü­ro, Unter­neh­mung
Beton und Eisen­be­ton, Hoch- und Tiefbau
Ulm a.D., Thl. 486, Georgstr. 14
daneben:
Betre­ten der Baustel­le strengs­tens verbo­ten
Jakob Vogt, Ulm a.D.

Der »unbekann­te Motor­rad­fah­rer« vom 28.9. hält auf dem heute veröf­fent­lich­ten Foto eine Schrei­ner­sä­ge in der Hand.

Der neue Turm wurde am 25. Mai 1930 einge­weiht. Über ihn wurde bereits mehrfach berichtet.

Ein weite­rer Beitrag zu unserem Suchbild von 1930: Frau Schaupp, Im Mahd, erkann­te auf dem Foto einen Franz Moser, der immer auf einer blauen »Victo­ria 500« nach Oberko­chen gekom­men ist. Sein Vater hatte eine Zimme­rei in der Gegend von Bad Waldsee.

Alte Brunnen und Wasser­stel­len in Oberko­chen
In einem weite­ren Schrei­ben vom 6.10.90 führte Herr Alfons Grupp dem Heimat­ver­ein folgend Brunnen an:

»Fließen­de Brunnen:
1) Kirch­gass (bei Schlipf)
2) Kirch­gass (bei Jörg/Winter)
3) Lindenbrunnen/Zentrum (beim Ochsen/Wirtschaft)
4) Katzen­bach (bei Marxen Michel/Gold)
5) Katzen­bach (bei Kohlbäck/Schill)
6) Katzen­bach (bei Gentner/Feigengaß)
7) Langgaß (bei Rössle/Wirtschaft)
8) Langgaß (bei Napoleon/Fischer)
9) Langgaß (bei Difdele/Kopp)

Pumpbrun­nen, Grund­was­ser, (genannt Kindles­brun­nen) (bei Scheerer/Mühle) Luggenlohbrunnen.

Mit Ausnah­me des Linden­brun­nen wurden alle diese Brunnen entfernt, — ca. 1917. Es wurde im Ort eine starke Druck­lei­tung mit Wasser-Teilan­schluß an die Landes­was­ser­lei­tung gegra­ben, — mit gefan­ge­nen Russen. Das Geld hierfür wurde durch den Verkauf von Fichten­stamm­holz — Verkauf aus dem Gemein­de­wald Sixen­feld­le, südl. Brunnen­ebe­ne, — beschafft.

Ich entsin­ne mich, wie ein Ochsen­bau­er aus Unter­ko­chen mit dem Schlit­ten und Ochsen­ge­spann diese Stämme durch Oberko­chen nach Aalen ins Sägewerk geführt hat. Demnach wäre der nachge­pflanz­te Fichten­be­stand in diesem genann­ten Gemein­de­wald heute 70 Jahre alt.«

Weite­re Schöpf- oder Ziehbrun­nen, Grund­was­ser, wurden 1989 auf dem Gelän­de hinter dem ehema­li­gen Café Muh, Jooß (Dorfbrun­nen) und 1990 auf dem Grund­stück Aalener Straße 38, Wirth, Kopp, Gold, Schaupp, (Roasch­brun­nen) bei Bauar­bei­ten entdeckt. Des weite­ren gibt es Hinwei­se darauf, daß sich alte Schöpf- und Ziehbrun­nen auch im Bereich des alten Forst­hau­ses und des alten evange­li­schen Pfarr­hau­ses befin­den. Nach Aussa­ge von Geome­ter Täuber, Aalen, ist auf einer Gemein­de­ge­mar­kung der Größe Oberko­chens mit ca. 20 alten bis sehr alten Brunnen zu rechnen.

Es gilt also auch weiter­hin, bei jeder Baustel­le im alten Dorfbe­reich die Augen gründ­lich offen zu halten.

Dietrich Bantel

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