(-nk) Der HVO-Bericht vom 18.3.1988 beschreibt, wie die Leitung der Landes­was­ser­ver­sor­gung (LW) bis zum Jahre 1918 auch auf Oberko­che­ner Gemar­kung gebaut wurde (sogar unter Verwen­dung einer eigens dafür gebau­ten Feldbahn mit Dampflokomotive).

Oberko­chen wurde 1918 an die LW angeschlos­sen, deckt aber bis heute noch etwa die Hälfte des Wasser­be­darfs aus eigenen Quellen. Inter­es­sant ist nun eine Episo­de aus dem Jahre 1912, bei der es auch schon um den Anschluß Oberko­chens an die LW ging, der aber — man höre und staune — damals abgelehnt wurde. Eine »Mittei­lung aus dem Publi­kum« (heute Leser­brief genannt) in der »Kocher­zei­tung« vom 4. Juli 1912 gibt darüber Aufschluß:

»… Die Frage einer besse­ren Wasser­ver­sor­gung ist auch für die hiesi­ge Gemein­de eine recht dring­li­che, und deshalb waren gestern die bürger­li­chen Kolle­gi­en versam­melt, um zu dem Projekt betr. Anschluß an das große Lange­nau­er Werk Stellung zu nehmen. Zur Beratung und Aufklä­rung war ein Mitglied aus dem Minis­te­ri­um des Inneren anwesend … Die erdrü­cken­de Mehrheit des Kolle­gi­ums ist wegen der Kosten­fra­ge gegen den Anschluß. Und doch wäre eine Ausga­be von 58.000 — 60.000 Mk. für eine Gemein­de von der Größe und Leistungs­fä­hig­keit Oberko­chens nicht unerschwinglich.

Wer die hiesi­ge Wasser­lei­tung kennt, die nicht einmal imstan­de ist, die ersten Stock­wer­ke der Häuser mit Wasser zu verse­hen, wer schon einen Brand­fall hier erlebt und dabei beobach­tet hat, wie die Feuer­wehr infol­ge Wasser­man­gels fast zur Untätig­keit und Macht­lo­sig­keit verur­teilt ist, der wird die vernei­nen­de Haltung der Rathaus­mit­glie­der bedau­ern.« (Anmer­kung: Im Jahr zuvor hatten sich in Oberko­chen eine Brand­se­rie ereig­net, über die schon berich­tet wurde.)

»Da die günsti­ge Gelegen­heit, gutes und verhält­nis­mä­ßig billi­ges Wasser zu bekom­men, sich wohl nie mehr bieten wird, ist hoffent­lich in dieser hochwich­ti­gen Angele­gen­heit noch nicht das letzte Wort gespro­chen. Vielleicht wäre es zweck­dien­lich, eine öffent­li­che Versamm­lung einzu­be­ru­fen … , denn es ist wohl kaum anzuneh­men, daß die Gemein­de­ver­tre­ter mit ihrer durch­weg ableh­nen­den Haltung die zutref­fen­de Stimmung zum Ausdruck gebracht haben … «, was durch den später erfolg­ten Beitritt zur LW bestä­tigt wurde.

Römer­kel­ler
Der 1971 entdeck­te Oberko­che­ner »Römer­kel­ler« ist als eine von 451 ausge­wähl­ten Sehens­wür­dig­kei­ten von Baden-Württem­berg in den soeben erschie­ne­nen Führer »Archäo­lo­gi­sche Sehens­wür­dig­kei­ten in Baden-Württem­berg« aufge­nom­men worden. Verlag: Landes­ver­mes­sungs­amt Baden-Württem­berg und Landes­denk­mal­amt Baden-Württem­berg, — mit einer hervor­ra­gen­den Übersichts­kar­te im Maßstab 1:200.000. Das Beiheft beschreibt die 451 archäo­lo­gi­schen Sehens­wür­dig­kei­ten in kurzer und prägnan­ter Form.

Oberkochen

Das im Jahre 1913 von der Landes­was­ser­ver­sor­gung erbau­te Stati­ons­haus für den Wasser­meis­ter Aalener Straße 30, Ecke Aalener- u. Mühlstra­ße. Das Gebäu­de weicht mit seinem Mansar­den-Krüppel-Walmdach von der umgeben­den Bebau­ung beträcht­lich ab, — wahrschein­lich wollten’s die Stutt­gar­ter den Oberko­che­nern »zeigen«. Seit 29 Jahren ist das Wasser­meis­ter­haus in städti­schem Besitz, — die Betreu­ung des Oster­buch­stol­lens geschieht von Aufhau­sen aus. Derzei­ti­ger Wasser­meis­ter ist Herr Strobel. Der Heimat­ver­ein beabsich­tigt im nächs­ten Jahr eine Besich­ti­gungs­mög­lich­keit des Oster­buch­stol­lens zu organisieren.

Mit Schrei­ben vom 4.9.90 teilt Herr Ivo Gold/Ravensburg mit, daß obiges Gebäu­de »auf dem frühe­ren Bäcker­haus­grund des Karl Burr, das völlig abbrann­te«, steht.

Dietrich Bantel

Ergän­zung zu Bericht 117

Zu unserem Bericht 117 vom 31.8.90, der sich mit dem Anschluß Oberko­chens an die Landes­was­ser­ver­sor­gung beschäf­tig­te, erreich­te uns folgen­der Ergän­zungs­be­richt von Herrn Ivo Gold aus Weingarts­hof bei Ravensburg:

Beim Lesen Ihres Berichts von der Wasser­ver­sor­gung in Oberko­chen kam mir ein Foto in Erinne­rung, das wohl mein Vater einst beim Verle­gen der Leitungs­roh­re gemacht hat. Das Bild vermit­telt die Ausma­ße dieser Überland­lei­tung. Ich überlas­se es Ihnen, weil ich selbst damit nichts anzufan­gen weiß. Die drei Männer rechts auf dem Bild dürften Oberko­che­ner Bürger darstel­len, doch ich vermag sie nicht einzuordnen.

Oberkochen

Und nach meiner Erinne­rung gab es damals einen tödli­chen Unfall, als draußen in der »Eß« (oberhalb Wilhelm Grupps Fabrik) beim Einle­gen der Rohre die Graben­wand einbrach und einen Arbei­ter erdrück­te. Ich glaube sogar, daß der Verun­glück­te ein Oberko­che­ner war.

Der Graben für die Leitung ist damals überwie­gend von kriegs­ge­fan­ge­nen Franzo­sen ausge­ho­ben worden, die im still­ge­leg­ten Brauhaus vom »Hirsch« unter­ge­bracht waren. Wenn wir Kinder dort zu ihnen rein durften, meist sonntags, wurden wir regel­mä­ßig mit franzö­si­schem Zwieback beschenkt; drum versäum­ten wir diese Besuche nie, denn dieser Zwieback, Domino­stei­nen ähnlich, war stein­har­tes Weißbrot und schmeck­te für uns neu und einma­lig herrlich. Von diesen Franzo­sen konnten einige, welche sich freiwil­lig melde­ten, bei Oberko­che­ner Bauern bis zum Kriegs­en­de arbei­ten. Einer von ihnen, Paul Danzel­le aus Sété, war meinem Onkel Schmied­jörg­le (Bärs Vater) zugewie­sen und er fühlte sich bei ihm wie zu Hause.

Eine weite­re Erinne­rung: Das abgebil­de­te Stati­ons­haus wurde erstmals vom Strecken­wär­ter Wagner bewohnt. Sein Sohn könnte der im Telefon­buch 1988 verzeich­ne­te Josef Wagner, Blumen­str. 37, inzwi­schen verstor­ben, gewesen sein. Dieses Haus Ecke Mühl- und Aalener­str. steht auf dem frühe­ren Bäcker­haus­grund des Karl Burr, das völlig abbrann­te. Burr zog dann in das Gäßle zwischen Feigen- und Schrei­ner­gas­se, wo das von ihm bewohn­te Haus ebenfalls abbrann­te. Darauf­hin zog er ins »Kies«, Ecke Hasen­gäß­le und Heiden­hei­mer Straße, damals Langgaß. Dort betrieb er eine Bäcke­rei und sie brann­te wieder­um ab. Schick­sal oder …; ich weiß es nicht.

Soweit der Brief von Herrn Ivo Gold. Wir bedan­ken uns herzlich für die Informationen.

Der im Brief aufge­führ­te Strecken­wär­ter Wagner ist tatsäch­lich der Vater des erst unlängst verstor­be­nen Josef Wagner. Wir haben darüber in unserem ausführ­li­chen HVO-Bericht in BuG vom 18.3.88 berichtet.

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