so laute­te der Titel einer Betrach­tung, die Albert Bahmann in BuG vom 25.11.1955 (Nr. 47) veröf­fent­licht hat. Zum Geden­ken an Herrn Albert Bahmann und seine Ehefrau Katha­ri­na, die vor einem Jahr tödlich verun­glückt sind, bringen wir im heuti­gen Bericht Auszü­ge aus jenem Artikel:

».… Auf unseren Fried­hö­fen in Oberko­chen (Anm.: Damals gab es nur die beiden konfes­sio­nel­len Fried­hö­fe) suchen wir verge­bens nach alten Grabma­len…, denn die heute von der evange­li­schen und der katho­li­schen Kirchen­ge­mein­de unter­hal­te­nen Fried­hö­fe wurden erst um die Mitte des 19. Jahrhun­derts angelegt. Vor 1850 wurden die Toten evange­li­schen Bekennt­nis­se auf dem damali­gen Fried­hof hinter dem Bräuhaus des Gasthofs »Zum Hirsch« beerdigt, während die Katho­li­ken auf ihrem »Kirch­hof«, dem Platz der jetzi­gen Kirche, bestat­tet wurden. Die wohl ältes­ten Grabstei­ne, die vom katho­li­schen Fried­hof noch Zeugnis ablegen, sind in die Stütz­mau­er der Kirche an der Mühlstra­ße einge­bet­tet. Neben einer kleine­ren Grabplat­te, die dem Gastwirt Johann Betzler, gestor­ben am 31. Mai 1867, gewid­met war, findet sich das durch­aus reprä­sen­ta­ti­ve Grabmal des Schult­hei­ßen Jakob Gold. Über ihn ist in den Stein eingemeißelt:

Hier unter diesem harten Stein
begra­ben liegen die Gebein
des Jakob Gold Schult­heiß er war
bis in die zweiund­vier­zig Jahr
der Witwen, Waisen und der Armen
er sich tat väter­lich erbar­men
zu helfen allen war bereit.
Die alte deutsche Redlich­keit
an ihm annoch hievon schein­te
mit jeder­man er es gut meinte
war fromm und tugend­reich darzu
wüsch Leser ihm die ewge Ruh.
Er ist gestor­ben im zweiund­sieb­zigs­ten Jahr
seines Alters am 27. April 1759.

Von der ehema­li­gen ellwan­gi­schen Herrschaft in Oberko­chen zeugt ein dritter Gedenk­stein, auf dem es heißt:

Anno 1676 am 27. Mai starb Frau Maria Agatha Weyl deren Edel und Ehren­ves­ten Herr Johann Tonsors fürst­lich ellwan­gi­scher Leib- und Hofbal­bier und Hofcast­ners Seel.

Auch auf der Südsei­te im Hof des alten Schwes­tern­hau­ses sind sechs Grabstei­ne einge­mau­ert. Sie stammen überwie­gend aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhun­derts und sind einst für verstor­be­ne Gemein­de­pfar­rer errich­tet worden.

Zwei gußei­ser­ne Platten sind Hütten­ver­wal­ter Häfele und dessen Tochter aus Königs­bronn gewid­met. Er war der Vater von Karl Josef Häfele, der 1869 bis 1893 Bischof der Diöze­se Rotten­burg war. Da die Katho­li­ken aus Königs­bronn seiner­zeit der Pfarrei Oberko­chen zugeteilt waren, fanden sie ihre letzte Ruhestät­te auf dem katho­li­schen Fried­hof von Oberkochen.

Oberkochen

Vom frühe­ren evange­li­schen Fried­hof hinter der jetzi­gen Kirche sind leider keine Grabma­le oder Grabin­schrif­ten vorzu­fin­den. Umsomehr sollte alles unter­nom­men werden, wenigs­tens die noch vorhan­de­nen vor dem Zerfall zu bewahren… .

Was bedeu­ten die alten Grabma­le und Grabin­schrif­ten? … Alte Fried­hö­fe haben nicht nur eine eindring­li­che und zum Herzen sprechen­de Symbol­kraft in Sachen des Jensei­ti­gen, sondern es war ihnen auch gesell­schaft­li­ches und histo­ri­sches Gesicht zu eigen, aus dem Struk­tur und Geschich­te einer Gemein­de abgele­sen werden kann… .

Herstel­ler der alten Grabzei­chen war das ortsan­säs­si­ge Handwerk — Stein­metz, Schrei­ner oder Schmied -, denen die künst­le­ri­sche Betäti­gung seiner­zeit noch weitge­hend anhaf­te­te.… Der Verfall der Fried­hof­kul­tur im 19. und 20. Jahrhun­dert ist in hohem Maße mit dem Verfall der Denkmals­ge­stal­tung verknüpft, mit anderen Worten, mit dem Nieder­gang der Handwerks­kunst schlechthin.

Wenn wir nun dabei sind, einen neuen Fried­hof anzule­gen, so sollte bei der Gestal­tung berück­sich­tigt werden, daß Natur und Kunst zusam­men­wir­ken, um die Toten zu ehren. Dann werden die kommen­den Geschlech­ter mit dem Dichter Nikolaus Lenau sprechen dürfen:

»Der fremde Wand’­rer, kommend aus der Ferne,
dem hier kein Glück vermo­dert, weilt doch gerne
hier, wo die Schön­heit Hüterin der Toten.«

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